Gesundheit Gesundheit: Land bekämpft Ärztemangel
Uichteritz/MZ. - Den ersten Scheck über 15000 Euroerhielt gestern eine junge Ärztin aus Uichteritz(Kreis Weißenfels).
"Gut, dass wir unsere neue Frau Doktor haben", sagt Renate Scharf. Die Runde im vollen Wartezimmer nickt zustimmend. Seit 35 Jahren war die Frau aus Uichteritz im Landkreis Weißenfels Patientin bei Dr. Peter Kirsch. Doch als der heute 66-jährige Landarzt ankündigte, in den Ruhestand gehen zu wollen, machte sich Unruhe breit in den Dörfern ringsum. Was wird aus uns? Im benachbarten Weißenfels werden in den Arztpraxen kaum noch neue Patienten angenommen. Und der nächste Landarzt ist etliche Kilometer weit weg.
Umso erleichterter sind die Bewohner von Uichteritz, dem Ort mit knapp 1 500 Seelen, dass die neue "Frau Doktor" in die modern eingerichtete Praxis an der Weißenfelser Straße eingezogen ist. Nachdem sie bereits mehrere Wochen ihrem Vorgänger über die Schulter geschaut hat, wurde ihr erster offizieller Arbeitstag gestern von einem "großen Bahnhof" begleitet.
Für Burkhard John, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, ist die Uichteritzer Praxis ein Glücksfall. "Anderswo werden Praxen geschlossen, wenn ein Landarzt in Ruhestand geht" sagt er. "Hier gibt es einen reibungslosen Übergang, zweifellos die beste Lösung für die Patienten." Und John ist nicht mit leeren Händen gekommen. Als erster Hausärztin in Sachsen-Anhalt überreicht er Kathrin Schedler eine Startprämie in Höhe von 15 000 Euro, ausgelobt vom Landesausschuss Ärzte und Krankenkassen.
Vorgänger Peter Kirsch, der noch ein Jahr drangehängt hatte, erhält ebenfalls 15 000 Euro als "Durchhalteprämie". Dem Uichteritzer Beispiel sollen bald weitere folgen. In Sachsen-Anhalt gibt es weitere 28 Arztpraxen, die auf eine Neubesetzung warten, so John.
"Wir sind froh, jetzt ein solches Förderinstrument in der Hand zu haben", sagt Bernt Robra, stellvertretender Vorsitzender des Landesausschusses. Nicht die Versorgung mit Hausärzten an sich sei schließlich das Problem, sondern die ungleichmäßige Verteilung der Praxen. Immerhin betrage der statistische Versorgungsgrad im Landkreis Weißenfels 104 Prozent.
In Uichteritz und Umgebung können die Patienten jedenfalls weiter auf ihren Doktor bauen. Sie habe sich ganz bewusst für einen solchen Neuanfang entschieden, betont Kathrin Schedler. Bis vor kurzem war die 43-jährige Mutter von zwei Kindern Oberärztin am Hohenmölsener Krankenhaus. "Ich habe viele Jahre auf dem Lande gelebt, kenne die Bodenständigkeit und Mentalität der Leute hier", sagt die Frau. Dass der Arbeitstag in der ländlichen Praxis manche Stunde länger dauern wird als geplant, darauf hat sie sich eingestellt.
Die Prämie nimmt sie auf ihrem Weg zur Landärztin gern mit. Ausschlaggebend für ihre Entscheidung, die Praxis zu übernehmen, sei sie freilich nicht gewesen. Aber immerhin hilft das Geld bei der Finanzierung eines Ultraschallgerätes. Und das kommt schließlich den Patienten im vollen Wartezimmer zugute.