Geschichte Geschichte: Einstiges Wohnhaus und Künstlertreff
Halle (Saale)/MZ. - Die Landesvertretung Sachsen-Anhalts in der Berliner Luisenstraße befindet sich in einem der wenigen noch erhalten gebliebenen städtischen Wohnhäuser aus der Schinkel-Zeit. Es wurde für seinen neuen Zweck vor rund zehn Jahren rekonstruiert und durch einen modernen Anbau ergänzt.
Der Ursprungsbau, ein Gebäude mit seitlich angebundenen Hofflügeln, wurde 1828 von einem Kaufmann als bürgerliches Wohnhaus errichtet. In den 1870ern baute ein Pferdehändler repräsentative Räume in der Beletage aus. Es entstanden der Marmor- und der Eichensaal, der auch Kaminzimmer genannt wird. Daneben gab es weiterhin mehrere kleine Mietwohnungen.
Eine neue Bestimmung bekam das Gebäude, nachdem es die Sowjetische Militäradministration 1946 Schauspielern und Künstlern in Berlin als Ort für Treffen und Gespräche zur Verfügung gestellt hatte. Es erhielt den Beinamen "Möwe" nach dem Stück von Anton Tschechow. Eine Bühne, ein Restaurant und zwei Bars wurden eingerichtet. Die "Möwe" entwickelte sich zum kulturellen Treffpunkt in Ost-Berlin. Hier aßen und tranken, diskutierten und feierten Berühmtheiten wie Sophia Loren, Erich Kästner, Bertolt Brecht oder Klaus Kinski.
Später kamen vor allem Mitglieder der Gewerkschaft Kunst in die "Möwe", die mit ihrem Beitrag das Recht zum Besuch erwarben. Im heutigen Raum "Altmark" war ein kleiner Kinosaal untergebracht.
Mitte der 1990er Jahre kaufte die Hamburgische Landesbank das Haus. Der Künstlerklub zog um. 1998 erwarb das Land Sachsen-Anhalt das Objekt von der Hansestadt. Die Kosten für Kauf und Erneuerung des teilweise denkmalgeschützten Gebäudes betrugen knapp 22 Millionen Euro. Im April 2003 wurde die Landesvertretung eröffnet.