1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Geschichte: Geschichte: Bullerjahn für «entkrampften» Umgang mit Stasi-Mitarbeitern

Geschichte Geschichte: Bullerjahn für «entkrampften» Umgang mit Stasi-Mitarbeitern

21.04.2006, 06:23

Magdeburg/dpa. - «Ich werbe dafür,dass es Zeit wird, möglichst viele Menschen mitzunehmen, selbst die,die in der DDR Fehler gemacht haben oder die auch hauptamtlich fürdie Staatssicherheit gearbeitet haben», sagte Bullerjahn der«Leipziger Volkszeitung» (Freitag). Unterdessen warnte derVorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Jürgen Scharf, vor einerschleichenden Verharmlosung der DDR-Vergangenheit.

Bullerjahn sagte, er kenne viele, die im System derStaatssicherheit gelitten hätten. Trotzdem werbe er dafür, dass mannun «diese Diskussion etwas entkrampfter führen sollte». Natürlichwecke das Thema bei vielen Menschen unterschiedliche Emotionen.Deshalb müsse man sich der Frage eines Endes der Stasi-Überprüfungsdebatte sehr behutsam nähern. «Wir sollten damitaufhören, bei allen Themen immer nur nach hinten zu sehen. Das hilftkeinem. Damit setzt man sich vielleicht dem Vorwurf der Verdrängungaus, aber mit 43 Jahren stelle ich mich dieser Diskussion», sagte er.

Der CDU-Politiker Scharf sagte in Magdeburg, auch nach 16 Jahrendeutscher Einheit müsse einer verharmlosenden Wahrnehmung der DDR als«Kuschelstaat» entgegen gewirkt werden. Ihr diktatorischer Charakterund die politische Verfolgung dürften im öffentlichen Diskurs nichtan den Rand gedrängt werden. «Wenn sich heute ehemalige Stasi-Offiziere hinstellen und die Bespitzelung eines ganzen Volkes alsvöllig normale Geheimdiensttätigkeit darstellen, sind angesichts dervielen Opfer die Grenzen des Erträglichen überschritten», sagteScharf.

Scharf forderte eine «Erinnerungskultur», die der Verantwortungzur Aufarbeitung der DDR-Geschichte und vor allem der Rolle derStaatssicherheit als «Schild und Schwert der SED» im DDR-Systemgerecht werde. Die Aufarbeitung der vergangenen Jahre habe einedifferenzierte Auseinandersetzung mit der Stasi überhaupt erstermöglicht. Scharf: «Man kann die Rolle einer bei der Stasiangestellten Köchin nicht genauso bewerten wie die eines Offiziers imoperativen Dienst. Dennoch müssen wir aufpassen, dass sich nicht dieTäter von einst zu Opfern von heute rehabilitieren. Bis heute habensich leider nur sehr wenige Täter bei ihren Opfern entschuldigt.»