Gericht Gericht: Schlafmediziner entlasten Busfahrer
Merseburg/MZ. - Der 67-jährige Busfahrer,dem nach dem schweren Verkehrsunfall bei Bad Dürrenbergvor dem Amtsgericht Merseburg fahrlässigeTötung vorgeworfen wird, ist nun überraschenddurch Mediziner der Universitätsklinik Bochumentlastet worden. Der angeklagte Heinz J.war in einem so genannten Schlaflabor untersuchtworden.
Aus dem gerichtlich angeordneten Gutachtengeht hervor, dass Heinz J. an Schlaf-Apnoeleide (siehe "Ständige Müdigkeit") und damitohne es zu merken am Steuer eingeschlafensein könnte. Die Staatsanwaltschaft hatteihm dagegen bisher vorgeworfen, Anzeichenvon Müdigkeit ignoriert und damit einen möglichenUnfall in Kauf genommen zu haben.
"In dem Gutachten werden für uns erstaunlicheFeststellungen getroffen", sagte gestern StaatsanwaltKlaus Wiechmann. "Wir haben aber ein weiteresGutachten in Auftrag gegeben, um ganz sicherzu gehen." Die Expertise soll von der Uniklinikder Martin-Luther-Universität erarbeitet werdenund in einigen Wochen vorliegen. Weil HeinzJ. nach früheren Angaben seines Verteidigersimmer noch Bus fährt, will Wiechmann nun "geeigneteSchritte einleiten". Offenbar soll dem 67-Jährigennun der Bus-Führerschein entzogen werden.
Weil durch die Untersuchung im Bochumer Schlaflaborund die Auswertung der Ergebnisse die gesetzlichvorgeschriebene Frist für Verhandlungstermineüberschritten wurde, war der Prozess ohneUrteil beendet worden. Das Verfahren mussneu begonnen werden. Der Merseburger AmtsgerichtsdirektorPeter Mertens hält einen Verhandlungsterminnoch in diesem Jahr für unwahrscheinlich."Ich habe das Gutachten bisher noch nichtprüfen können. Eine Neuauflage des Prozesseswahrscheinlich Mitte Januar 2005 sei denkbar,so Mertens. Bei einer Verurteilung droht HeinzJ. eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.