Gera Gera: Deutschlands erster Dahliengarten wird 80 Jahre alt

Gera/ddp. - Dahlien wachsen in vielen Farben und Formen, rund 10 000 Sorten sindbekannt. 2000 der Pflanzen gibt es jedes Jahr im Dahliengarten inGera zu bewundern. Am 1. September feiert die Anlage ihr 80-jährigesBestehen und ist damit die älteste ihrer Art in Deutschland.
Die Dahlie hat eine lange Tradition in Gera und dem Umland. «Wirsind eine Dahlienregion», sagt Edgar Dally, Leiter der RegionalenPlanungsstelle Ostthüringen und Moderator des ArbeitskreisesBuga-Begleitprojekte. Und so waren der Dahlie während derBundesgartenschau in Gera und Ronneburg im vergangenen Jahr gleichzwei der insgesamt zehn Projekte gewidmet.
«Der Dahliengarten ist damals aus dem Engagement der Bürgerhervorgegangen und lebt auch heute mit vom freiwilligen Engagementder Leute», sagt Dally. Bevor die Dahlien kamen, war das Gelände einewenig einladende Lehmgrube. Dem Gärtner Hermann Sandhack und demGeraer Verschönerungsverein ist es zu verdanken, dass am erstenSeptember 1928 der erste Dahlien gewidmete Garten entstand. DieBlumen stammten damals aus drei Gärtnereien des benachbarten BadKöstritz.
In Bad Köstritz werden in diesem Jahr 200 Jahre verbürgterDahlienzucht gefeiert. «Die Stadt gilt als Wiege der deutschenDahlienzucht», sagt Dirk Panzer. Er führt seinen Gärtnereibetrieb nunin der fünften Generation und gerät, auf seine Professionangesprochen, schnell ins Schwärmen. «Ich wusste schon immer, dassich Gärtner werden wollte.» Und so war es keine Frage, dass dergebürtige Bad Köstritzer den Betrieb seines Vaters übernehmen würde.
Mittlerweile ist seine Gärtnerei die letzte von den ehemalsDreien, die für die Dahlienbepflanzung für Geras buntes «Tor zurStadt» zuständig waren. «Früher haben wir und die beiden anderen BadKöstritzer Gärtnereien das kostenlos gemacht. Allein kann ich mir dasnicht leisten», erzählt der 43-Jährige. «Unsere Rechnung», fügt erhinzu, «ist aber eher symbolisch». Dabei ist der Aufwand für denGärtner nicht unerheblich. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadt Gerawerden jedes Jahr rund 2000 Dahlien gepflanzt. «Dahlien sind nichtwinterhart und müssen deshalb nach jeder Saison gerodet und imnächsten Jahr wieder eingepflanzt werden.»
Mit über 100 unterschiedlichen Sorten sorgt Panzer jedes Jahr aufsNeue für farbenfrohe Abwechslung. Weltweit seien ungefähr 10 000Arten verfügbar, sagt Panzer. In seiner Gärtnerei in Bad Köstritzhabe er derzeit immerhin knapp 260 verschiedene Dahlien im Angebot,darunter auch einige prämierte Eigenzüchtungen. Von denen stehen aucheinige in Gera, wie etwa die «Otto Dix», die im vergangenen Jahr mitder Goldmedaille der Bundesgartenschau ausgezeichnet wurde.
Aber nicht alle Dahlien im Geraer Garten sehen so schön aus, wiesie könnten. Dies hat seine Ursache in einem Streit mit Anwohnern.«Die Dahlie ist eine Sonnenanbeterin», erläutert Panzer. Deshalb seider dichte Baumbewuchs am Rand des Gartens, der seine Schatten auchauf die Beete werfe, ein Problem.
Bereits im vergangenen Jahr sei der Busch- und Gehölzstreifen umden Garten anlässlich der Bundesgartenschau gelichtet worden, jedochreiche dies noch nicht aus. «Manche empfanden den Beschnitt alsBaumfrevel, deshalb konnte der Randstreifen nicht weiter gelichtetwerden», sagt Panzer. Ein weiterer Faktor sei aber auch das Wetter.«Es hat im April und Mai einfach zu wenig Regen gegeben.»
Panzer hofft jedoch, dass die Pflanzen bis zum «Fest der Dahlie»in Bad Köstritz vom 7. bis 9. September noch weitere Blütenausgebildet haben und der Garten in voller Pracht präsentiert werdenkann. Dann wird er mehrmals täglich interessierte Besucher durch denGarten in Gera führen. «Natürlich habe ich auch ein persönlichesInteresse daran, dass die Blumen gut aussehen, schließlich ist das jaauch eine schöne Werbung für meine Gärtnerei», sagt er.
Auf eine «schöne Werbung» ganz anderer Art ist er besonders stolz:Die am kommenden Wochenende zu krönende Dahlienkönigin ist in diesemJahr seine Tochter. Beruflich will sie zum Leidwesen ihres Vatersspäter nichts mit Dahlien zu tun haben. Panzer bleibt für die Zukunftseines Betriebs jedoch zuversichtlich: «Ich hab ja noch zwei Kinder.»