1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Gefängnis Burg: Gefängnis Burg: Misshandelter Häftling wieder in Einzelzelle

Gefängnis Burg Gefängnis Burg: Misshandelter Häftling wieder in Einzelzelle

Von Sabrina Gorges 29.01.2012, 10:25
Ein Justizvollzugsbeamter steht in der neuen Justizvollzugsanstalt (JVA) Madel in Burg (Kreis Jerichower Land) vor Türen von Hafträumen. (FOTO: DPA)
Ein Justizvollzugsbeamter steht in der neuen Justizvollzugsanstalt (JVA) Madel in Burg (Kreis Jerichower Land) vor Türen von Hafträumen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Burg/Magdeburg/dpa. - Wochenlang sollen drei Häftlinge imGefängnis in Burg (Jerichower Land) unbemerkt einen anderen Insassenmisshandelt, gequält und schwer verletzt haben. Bei dem 25 Jahrealten Opfer stellte ein Arzt unter anderem Hämatome und Verletzungenam Unterleib fest, wie ein Sprecher des Justizministeriums am Samstagin Magdeburg bestätigte. Zuvor hatte die «Magdeburger Volksstimme»(Samstag) über den Fall berichtet. Ein anderer Gefangener hatte einemJustizbeamten von den Übergriffen berichtet. Das Ministerium kündigteumfangreiche Ermittlungen an. Es wurde Strafanzeige gestellt. Warumzunächst niemand von den Attacken etwas bemerkte, war zunächstunklar.

Verwirrung gab es um eine angebliche Notoperation des 25-Jährigen.«Das hat sich entgegen ersten Informationen nicht bestätigt», sagteMinisteriumssprecher Thomas Wünsch am Sonntag. «Das Opfer wurdestationär auf der hauseigenen Krankenstation behandelt.» Mittlerweilesei der Mann wieder in einer Zelle untergebracht, allerdings alleine.Bis zu dem Bekanntwerden der Übergriffe habe er sich eine Zelle mitseinem mutmaßlichen Hauptpeiniger, einem 26-Jährigen, geteilt - aufausdrücklichen Wunsch. «Das Miteinander ging eine Weile gut, aberdann sind die Auseinandersetzungen auch wegen des sozialen Gefügesirgendwann eskaliert», sagte Wünsch.

Nach Ministeriumsangaben hatte das Opfer zunächst angegeben, sichdie Hämatome selbst zugefügt zu haben - offenbar aus Angst vor denTätern. Medienberichte, wonach dem Mann sogar mit dem Tod gedrohtworden sein soll, bestätigte der Sprecher nicht. Unklar war zunächstauch, warum das Gefängnispersonal offenbar lange nichts von denRepressalien mitbekommen hat. Auch das sei jetzt Teil derErmittlungen, hieß es, ebenso wie die Klärung der Frage, inwieweitnoch zwei weitere Häftlinge an den Misshandlungen beteiligt waren.

Das Opfer sitzt eine Haftstrafe wegen schweren Diebstahls undRaubes ab, der mutmaßliche Haupttäter wurde unter anderem wegenschwerer räuberischer Erpressung verurteilt. Wie lange der 25-Jährigedie Misshandlungen über sich ergehen lassen musste und welchekonkreten Verletzungen er erlitten hat, sei noch nicht geklärt.

Im Gefängnis in Burg sitzen nach den Angaben des Ministeriumsaktuell 530 Gefangene ein, darunter auch Sicherungsverwahrte. Eswurde im Frühjahr 2009 eröffnet. Die Einrichtung gilt als eine dermodernsten und sichersten in Europa. Private Investoren bauten dasGefängnis für 100 Millionen Euro und betreiben es teils auch.

Im Sommer 2010 protestierten Gefangene mit einem Hungerstreikgegen die Haftbedingungen. Die Insassen beschwerten sich, dass siekeine eigenen Fernseher benutzen und auf dem Freigelände keineprivate Kleidung tragen dürfen. Das Ministerium hat den Forderungendamals nicht nachgegeben, der Hungerstreik wurde abgebrochen. FürAufsehen sorgte auch, dass im Februar 2010 Grundwasser in das neueGebäude eingedrungen war - nicht einmal ein Jahr nach der Eröffnung.