Fluthelfer 2013 Fluthelfer 2013: Orden gibt es nur für die Chefs

Magdeburg/MZ - Die Landesregierung will jetzt doch Bundeswehr und andere Bundeshelfer für ihren Einsatz bei der Flut 2013 ehren. Orden sollen aber nicht einfache Soldaten und Helfer erhalten - sondern nur Kommandeure. Das empört SPD-Landtagsfraktionsvize Rüdiger Erben. „Ich könnte verstehen, wenn es alle Länder so machen würden. Aber wir machen uns als Land jetzt zum Gespött“, sagte er der MZ.
Ursprünglich sollten Soldaten, Bundespolizisten und Helfer von Organisationen wie dem Technischen Hilfswerk (THW) gar nicht durch das Land ausgezeichnet werden: Weil diese bereits das Bundesinnenministerium ehrt. Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen haben diesen Helfern dennoch eigene Orden verliehen. Erben hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) aufgefordert, nachzuziehen. Der ließ „unter dem Aspekt des Kostenaufwandes und der Vermeidung von Doppelauszeichnungen“, wie er Erben schrieb, eine Lösung suchen. Ergebnis: In Abstimmung mit Bundeswehr und Innenministerium sollen die eingesetzten Verbände und Einheiten eine „Anerkennungstafel“ erhalten und ihre Kommandeure bei einem Empfang in der Staatskanzlei „stellvertretend für die von ihnen geführten Einsatzkräfte“ die Ehrennadel des Landes.
10.000 weitere Bandschnallen für Uniformträger
Regierungssprecher Matthias Schuppe nannte das auf MZ-Nachfrage einen Kompromiss. „Das soll ein kleines Dankeschön für eine große Hilfe sein“, so Schuppe. Erben befürchtet aber eine verheerende Wirkung. „Was löst das bei den Mannschaften aus? Der Kompaniechef bekommt die zweithöchste Landesauszeichnung - und die Soldaten, die Sandsäcke geschleppt haben, erhalten alle zusammen eine Tafel.“
Während der Flut waren etwa 19.000 Bundeskräfte im Einsatz, unter anderem waren auch Ehrenamtler des THW aus anderen Ländern dabei. Dort kommt die hiesige Ordenspraxis nicht gut an. „Ich weiß nicht, wie ich das meinen Leuten erklären soll“, sagte Jörg Linne, THW-Ortsbeauftragter in Marburg (Hessen). Seine Leute seien in drei Ländern im Einsatz gewesen. „Wie soll ich denen erklären, dass der Kollege, der in Torgau war, einen Orden bekommt - der in Magdeburg war aber nicht?“ Er verstehe nicht, warum sich Sachsen-Anhalt ziert. „Das finde ich schofelig.“ Die Ehrung der Chefs kommentierte er sarkastisch: „Die Leute, die sich acht Tage fern ihrer Familien den Hintern aufgerissen haben, freuen sich bestimmt riesig.“
Unterdessen ist die Auszeichnung von Helfern aus Sachsen-Anhalt mit der Fluthelfer-Nadel nach Anlaufschwierigkeiten gut angekommen. Nach der Verleihung von 31.000 Nadeln und 20.000 Bandschnallen will das Land wegen der großen Nachfrage nun 10.000 weitere Bandschnallen für Uniformträger anschaffen.