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Flughafen Leipzig/Halle Flughafen Leipzig/Halle wird 90 Jahre alt

Von Julius Lukas 25.04.2017, 06:15
Die Concorde der Air France landete erstmals im Jahr 1986 in Leipzig und brachte Gäste zur Messe.
Die Concorde der Air France landete erstmals im Jahr 1986 in Leipzig und brachte Gäste zur Messe. Archiv Flughafen Leipzig/Halle

Schkeuditz - Alles beginnt mit der Landung von Richard Held. Der Margarinefabrikant war am Morgen des 25. April 1927 in Erfurt in eine Lufthansa-Maschine gestiegen. 35 Minuten später, exakt 9.25 Uhr, setzt sein Flieger auf der Grasbahn bei Schkeuditz auf. Der Butter-Baron ist der erste Gast des neu gebauten Flughafens. Seine Ankunft wird zum Auftakt für eines der größten Kapitel mitteldeutscher Flughistorie.

Dabei begann die Entdeckung des Airport-Standortes Schkeuditz schon viel früher. Bereits 1910 landete der Franzose Gabriel Poulain in der Stadt zwischen Halle und Leipzig. Und zwar auf einer Wiese, die heute mit dem Hangar des Logistikriesen DHL bebaut ist. Poulain stoppte dort allerdings unfreiwillig. Gestartet war er auf den Passendorfer Wiesen in Halle. Sein Ziel: Leipzig-Lindenthal. Allerdings war die Sicht so schlecht, dass er bereits in Schkeuditz aufsetzen musste. Eine Notlandung mit vorherseherischer Qualität.

Dass 1927 aus der Wiese ein richtiger Flughafen wurde, war vor allem der Stadt Halle zu verdanken. Deren Flughafen in Nietleben platzte aus allen Nähten. Deswegen nahm die Stadt auch viel Geld für den Neubau auf halber Strecke nach Leipzig in die Hand: 1,7 Millionen Reichsmark, damals ein Vermögen. Dafür erhielt Halle aber auch 58 Prozent der Airport-Anteile. Und die Saalestadt stand an erster Stelle bei der Flughafengesellschaft Halle/Leipzig mbH. Heute haben sich die Namensverhältnisse wieder gedreht und auch Halles Anteile sind auf 0,2 Prozent geschrumpft.

Todesflug der Tupolew

Was den Flughafen Schkeuditz schon immer von anderen abhob, war der Betrieb in der Dunkelheit. Im August 1928 bekam der Landeplatz seine erste Nachtflugerlaubnis. Der Beginn einer Tradition, die bis heute nicht jedem gefällt. Immer wieder protestierten Anwohner dagegen. Und der Verkehr zur Schlafenszeit führte zu kuriosen Titeln. So gilt Kursdorf als lautestes Dorf Deutschlands. Der Ort liegt genau zwischen den beiden Startbahnen des Flughafens. Allerdings leben dort mittlerweile nur noch zehn Einwohner.

Und die, ebenso wie die Einwohner der umliegenden Gemeinden, dürfen sich seit 2008 zumindest über eine Nachtflugeinschränkung freuen. Von 22.30 Uhr bis 5.30 Uhr sind seitdem Starts von Passagiermaschinen verboten. Frachtverkehr ist weiterhin erlaubt und gerade da boomt der Flughafen. Für die Post-Tochter DHL ist Leipzig/Halle heute das bedeutendste Luftfracht-Drehkreuz in Europa.

So geschäftig ging es allerdings bei weitem nicht immer zu. In den 1960er- und Anfang der 1970er Jahre wurde das Flughafengebäude wegen fehlenden Verkehrsaufkommens zehn Monate im Jahr als Autobahnraststätte genutzt. Der Spitzname damals: Bockwurstbude mit Landebahn. Dass der im Krieg fast vollkommen zerstörte Flughafen überhaupt noch betrieben wurde, lag vor allem an der Messe. Die lockte jedes Jahr Gäste aus aller Welt an und wurde so zum Katalysator für den Airport.

1972 startete der Flughafen wieder in den Dauerbetrieb, und 1979 war das erste Jahr mit 100 000 Passagieren. Schkeuditz wurde zur festen Größe in der Fliegerwelt - mit allen Höhen und Tiefen. Die wohl größte Tragödie ereignete sich im Jahr 1975. Am 1. September kollidierte eine Tupolew bei der Landung mit einem Antennenmast. Die Interflug-Maschine schlug einen Kilometer vor der Landebahn auf. 27 Insassen überlebten das Unglück nicht.

Etwa zehn Jahre später wurde die Ankunft einer Maschine dann zu einem Spektakel. Im März 1986 kam die Concorde nach Leipzig und 40 000 Menschen wollten dabei sein. Das Überschallflugzeug brachte Messegäste in die DDR. Nach der Premiere 1986 kam der Jet noch zehnmal vorbei. Leipzig/Halle war damit der erste und einzige Flughafen hinter dem Eisernen Vorhang, den die Concorde ansteuerte.

Riesenvögel und verirrte MiG

Für spektakuläre Maschinen war Schkeuditz aber ohnehin seit jeher eine beliebte Haltestelle. Das fing schon 1931 an, als die Junkers G 38 vor rund 6 000 Zuschauern landete. Das damals größte Verkehrsflugzeug der Welt hatte eine Spannweite von 44 Metern. Doppelt so breit ist das derzeit größte Flugzeug der Welt, die An-225. Und auch die Antonow kommt regelmäßig vorbei.

Einmal allerdings verirrte sich auch ein ungebetener Besucher. 1990 stand plötzlich eine MiG-29 auf dem Rollfeld. Der Pilot des sowjetischen Kampfflugzeuges hatte sich verflogen. Sein Ziel lag ein paar Kilometer weiter im Westen. Eigentlich wollte er auf dem Militärflughafen in Merseburg landen.