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Sachsen-Anhalt Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt: Nach der Flucht zum Psychiater

26.07.2017, 17:14
Flüchtlinge sind mit Koffern bepackt auf dem Weg zu einer Erstaufnahmeeinrichtung. (Symbolbild)
Flüchtlinge sind mit Koffern bepackt auf dem Weg zu einer Erstaufnahmeeinrichtung. (Symbolbild) dpa

Magdeburg - Mindestens 280 Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr wegen psychischer Probleme oder Traumata behandelt worden. Im ersten Halbjahr 2017 wurden bereits mindestens 140 solcher Behandlungen registriert, geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linke-Abgeordneten Henriette Quade hervor.

Allerdings werden die Zahlen in rund der Hälfte der Landkreise nicht statistisch erfasst. Hinzu kommen Gespräche und Therapien in den Psychosozialen Zentren des Landes in Magdeburg und Halle.

Flüchtlinge in Halberstadt behandelt

Die meisten Flüchtlinge wurden wegen psychischer Probleme in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt behandelt. Flüchtlinge, die Opfer von Folter, Vergewaltigung oder anderer Formen von psychischer, physischer oder sexueller Gewalt geworden sind, haben Anspruch auf die Behandlung ihrer Verletzungen.

Nach Angaben des Innenministeriums bietet deshalb seit November 2016 ein Psychologe Sprechstunden in der Zast sowie in den Landesaufnahmeeinrichtungen in Magdeburg und Klietz an. In der Zast wurde zudem eine Arbeitsgruppe „Psychosoziale Betreuung“ geschaffen, zu der auch Sozialarbeiter gehören.

Missverständnissen, Fehldiagnosen: Probleme bei der Behandlung der Flüchtlinge

Allerdings kommt es laut Ministerium immer wieder zu Verständigungsschwierigkeiten zwischen Flüchtlingen und Helfern. Das könne zu Missverständnissen, Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen führen. Medizinisch-psychologisch geschulte Dolmetscher seien deshalb unverzichtbar. In den psychiatrischen Krankenhäuser des Landes werden deshalb auch zunehmend multikulturelle Teams unter Ärzten und Pflegern zusammengestellt.

Auch in den Psychosozialen Zentren stellt die Sprache oft eine Hürde dar. „Es gibt nach wie vor viel zu wenig Dolmetscher“, sagte Frieder Weigmann von der Diakonie Mitteldeutschland, die Träger der Zentren ist. Sie sind Anlaufstellen für Traumatisierte und Überlebende von Folter, Krieg und Gewalt - unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Laut Diakonie wurde dort im vergangenen Jahr 381 Migrantinnen und Migranten geholfen. (dpa)