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Finanznot Finanznot: Leipzig verliert Naturkundemuseum

17.09.2010, 15:10

Leipzig/dpa. - Die Sparzwänge Leipzigs haben gravierendeFolgen für die Museumslandschaft und das öffentliche Leben in derStadt. Das rund 100 Jahre alte Naturkundemuseum wird geschlossen,kündigte Kulturdezernent Michael Faber am Freitag an. Zwar solle dieSchließung nur «temporär» bis 2013 sein, aber wie eine langfristigeZukunft für das Traditionshaus aussehen könnte, ließ Faber offen.Außerdem sollen zwei der 14 Bürgerämter geschlossen werden, und auchzwei kommunale Offene Freizeittreffs müssen zumachen.

Der Haushaltsplan für 2011 weist ein Defizit von 54 Millionen Euroaus. Steuererhöhungen und das Aufschieben von Baumaßnahmen hatteOberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) deshalb schon vor Wochenangekündigt. Nun hatte er seine Bürgermeister aufgefordert,Vorschläge zu machen, wie acht Millionen Euro eingespart werdenkönnen. 4,5 Millionen haben sie bisher aufgetrieben. Im Ergebniswerden Zuschüsse für Museen, das Stadtarchiv und das Bachfestgekürzt.

Das bei Schulklassen beliebte Naturkundemuseum, das seit Jahrenunter einem Investitionsstau litt, wird geopfert. «Es wird nur mitEntscheidungen gehen, wo wir uns von Einrichtungen trennen, um anderezu stärken», sagte Jung. Die Bestände des Museums sollen vorerstweiter gepflegt werden. Es werde auch über eine Zusammenlegung vonSammlungen nachgedacht, sagte Faber.

Oberbürgermeister Jung erhob wegen der Finanznot schwere Vorwürfegegen den Freistaat. «Unser Problem ist kein hausgemachtes», sagteer. «Unser massives Problem liegt vor allem im Rückgang derSchlüsselzuweisungen durch den Freistaat und den weiteren Kürzungendes Landes auf Kosten der Kommunen». «Besonders perfide» sei zumBeispiel die Kürzung der Kulturraumförderung. Eine Landeseinrichtungsei dort aufgenommen worden - gemeint sind die Landesbühnen Sachsen.«Das reduziert die Verteilmasse für alle um sieben Millionen Euro»,beklagte Jung. Leipzig büße 2,5 Millionen Euro ein. Das sei einheimtückischer «Taschenspielerkniff», sagte der Oberbürgermeister.

Die Leipziger Linken riefen Jung auf, es nicht bei «Verbalattackenauf Bund und Land» zu belassen und «in vorauseilendem Gehorsam dieStadt kaputt zu sparen». Vielmehr solle Leipzig eine KommunaleVerfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht sowie demSächsischen Verfassungsgerichtshof erheben. Die «unangemesseneFinanzausstattung der Stadt» dürfe nicht hingenommen länger werden.Die Linken fordern außerdem - ebenso wie SPD-Politiker Jung - eineGemeindefinanzreform.