Finale Finale: Italiener in Zörbig glaubt jetzt an den Titel
Zörbig/MZ/lö. - Seine Freude ist ihm anzumerken: "Tja, und nun?" fragt Virgilio Spera leicht amüsiert - eine Anspielung auf die E-Mail, in der ihm am Donnerstag frotzelnder Weise viel Spaß beim Deutschland-Sieg gewünscht wurde. Immerhin: Der italienische Werksleiter des Konfitüren-Herstellers Zuegg in Zörbig (Anhalt-Bitterfeld) hatte trotz gegenteiliger Hoffnung auf einen Sieg der Deutschen getippt (die MZ berichtete). Und ist überrascht worden.
"Italien hat einfach besser gespielt. Auf dem Platz waren eine Mannschaft, die richtig motiviert war, und eine, die schon gedacht hat, dass sie im Finale ist", glaubt der 38-Jährige, der seit 2009 das Zörbiger Werk leitet, nach dem Spiel. Das hatte er wie geplant mit seiner deutschen Freundin bei deren Eltern und Freunden der Familie gesehen - "mit Pizza und Bier". Ach ja, und Kartoffelsalat. Die deutsche Nahrungskomponente des Family-Viewing scheint nicht geholfen zu haben, selbst der Chiwawa trug sein schwarz-rot-goldenes Hundetrikot am Ende umsonst. Spera ist allerdings auf faire Verlierer getroffen - auch in der Firma, auf deren Hof die deutschen Fähnchen an den Autos schon verschwunden waren, wie er erzählt. Trotz der Enttäuschung über das Ausscheiden des Löw-Teams: "Es haben alle gratuliert", sagt Spera.
Und nun? Nun wird der Mann, der seit seinem sechsten Lebensjahr selbst Fußball spielt, ein Stück mutiger mit seinem Glauben an die Squadra Azzurra. Obwohl Spanien bisher für ihn Favorit war, traut er den Italienern im EM-Finale, wenn auch zögernd, eine Überraschung zu - ein 1:0 oder einen Sieg im Elfmeterschießen. Wie es für italienische Spiele schon Tradition ist, wird Spera beim Finale übrigens selbst Gastgeber für das familiäre Fußballevent sein. "Und diesmal", sagt er, "müssen alle italienische Trikots anziehen."