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Feuerwehr-Unfall Feuerwehr-Unfall: Suche nach der Schuldfrage einer Tragödie

20.06.2006, 09:11
Im Wrack dieses Feuerwehrautos starben am 19. Juni 2006 in Glindenberg bei Wolmirstedt vier junge Feuerwehrleute. (Foto: dpa)
Im Wrack dieses Feuerwehrautos starben am 19. Juni 2006 in Glindenberg bei Wolmirstedt vier junge Feuerwehrleute. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Stendal/Glindenberg/dpa. - Sechs Personen wurden schwer verletzt, teilte die Polizeiam Dienstag mit. Der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Wolmirstedt,der mit Martinshorn und Blaulicht unterwegs war, war gegen 18.45 Uhran einer Kreuzung in Glindenberg mit einem vorfahrtberechtigten Autozusammengestoßen. Das zwölf Tonnen schwere Gefährt mit neunFeuerwehrleuten überschlug sich mehrmals und prallte gegen einenBaum.

Vier Feuerwehrleute im Alter zwischen 20 und 23 Jahren konnten nurnoch tot aus den Trümmern geborgen werden, fünf weitere - darunterdie 35-jährige Löschzugfahrerin - wurden schwer verletzt. Auch die49-jährige Autofahrerin erlitt nach Angaben der Polizei schwereVerletzungen. Der Übungseinsatz war gemeinsam mit anderen Feuerwehrenim Kindergarten von Glindenberg geplant.

Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zurUnfallursache liefen auf Hochtouren und können länger dauern. ZurKlärung von Hergang und Schuldfrage nahmen Gutachter ihre Arbeit auf.

«Grundsätzlich ist Rettungsfahrzeugen mit Martinshorn undBlaulicht Vorfahrt einzuräumen und die Fahrbahn freizumachen»,erklärte der Magdeburger Fachanwalt für Verkehrsrecht, Volker Kuhle.Auch Wagen im Sondereinsatz müssten sich jedoch an Vorschriftenhalten. «Einsatzfahrzeuge dürfen nicht wild drauf losfahren und dieVerkehrsregeln missachten, sie müssen sich umsichtig verhalten unddürfen außerdem ihre Sondersignale nicht missbrauchen.»

Nach Angaben von Hans-Joachim Reulecke, Leiter desKatastrophenschutzamtes des Landkreises, fuhr das Unfallfahrzeug ineiner Kolonne mit zwei weiteren Feuerwehrautos zum Einsatzort.Reulecke widersprach ersten Angaben der Polizei, wonach die Insassennicht gewusst hätten, dass es sich nur um eine Übung handelte. An demanschließenden Rettungseinsatz waren 100 Einsatzkräfte beteiligt.

Die Behörden stellten den Opfern und ihren Angehörigen Hilfen inAussicht. «Wir werden ihnen sowohl in ideeller als auch infinanzieller Hinsicht beistehen», sagte der WolmirstedterBürgermeister Hans-Jürgen Zander. Den Rettern, die am Unfallortwaren, seien Betreuungsangebote unterbreitet worden, darunter Hilfevon Seelsorgern. Es gebe Hilfsangebote aus ganz Deutschland.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) sagte, diegetöteten Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr Wolmirstedt bliebenunvergessen. Der Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt kündigteHilfen für die Opfer des Unglücks und deren Angehörige an. «DieFeuerwehren in Sachsen-Anhalt trauern um ihre Kameraden. Wir werdenuns dafür einsetzen, dass die Angehörigen bei allem Leid bestmöglichunterstützt werden», sagte Verbandschef Ingolf Hirsch. Zu ihrerUnterstützung soll ein Spendenkonto eingerichtet werden.