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Farbpatronen in Geldkassetten Farbpatronen in Geldkassetten: Bahn wehrt sich gegen Automatenknacker

Von Alexander Schierholz 03.03.2015, 20:12
Ein gesprengter Fahrkartenautomat in Güsten (September 2013).
Ein gesprengter Fahrkartenautomat in Güsten (September 2013). Archiv/Polizei Lizenz

Halle (Saale) - Die Deutsche Bahn AG will sich mit einer neuen Methode gegen Automatenknacker wehren. Das Unternehmen lässt die Geldkassetten seiner Ticketautomaten mit Farbpatronen ausstatten.

Schon wenn die Kassette nur gekippt oder geschüttelt wird, platzt die Patrone und färbt die Banknoten blau ein. Die Farbe lässt sich nicht ablösen. „Das Geld ist wertlos, der Aufbruch damit sinnlos“, sagte Bahn-Sicherheitschef Gerd Neubeck. Diebe sollen so abgeschreckt werden. Auch der private Bahnbetreiber Abellio, der ab Dezember im Süden Sachsen-Anhalts fährt, will seine neu entwickelten Automaten zum Teil entsprechend ausstatten.

Automatenknacker machen Bahn zu schaffen

Automatenknacker machen der Bahn stark zu schaffen. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr rund 390 Mal Fahrkartenautomaten des Konzerns aufgebrochen. Im Jahr davor gab es sogar 560 Fälle. Allein in Sachsen-Anhalt wurden laut Bundespolizei im vorigen Jahr 33 Automaten aufgebrochen, der Schaden belief sich auf 124.000 Euro. Das Land gilt neben Sachsen, Brandenburg und dem Rhein-Main-Gebiet als Schwerpunkt bei diesen Delikten.

Immer wieder haben es die Ermittler dabei mit Serientätern zu tun. So gingen im Jahr 2013 allein 35 Fälle auf das Konto eines Mannes aus Gera, der in mehreren Bundesländern zugeschlagen hatte. Im Jahr 2011 standen vier junge Männer aus Nordsachsen vor Gericht, die Automaten unter anderem in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg gesprengt hatten.

Beute ist meist gering

Die Beute an sich ist laut Bahn meist vergleichsweise gering. Die Geldkassetten enthalten in der Regel nur wenig Bargeld, weil die Automaten häufig geleert werden und viele Kunden ohnehin per Karte bezahlen. Viel höher - und für die Bahn ärgerlicher - ist der Sachschaden. Wird ein Automat gesprengt, muss er komplett ersetzt werden, bis hin zum Fundament. „25.000 bis 30.000 Euro kommen da schnell zusammen“, sagte ein Bahnsprecher der MZ.

Bis zum Jahresende will die Deutsche Bahn die Geldkassetten in rund 1.000 ihrer bundesweit 7.000 Fahrkartenautomaten umrüsten. Wie viele der 190 Geräte in Sachsen-Anhalt mit Farbpatronen ausgestattet werden, verrät der Konzern nicht. „Es werden aber sicher mehr sein als im Bundesdurchschnitt“, so der Unternehmenssprecher. Vorrangig gehe es um Geräte, die besonders gefährdet seien, also eher auf kleinen einsamen Stationen als auf großen belebten Bahnhöfen. Eines erhalten allerdings nach und nach alle Automaten: Aufkleber mit dem Hinweis, dass Farbpatronen enthalten sein können. Die Diebe, das ist die Idee dahinter, sollen sich nicht sicher sein können.

Fahrkartenautomat in Eisleben gesprengt

Im Bördekreis hatten sich unbekannte Täter von diesem Hinweis allerdings nicht abschrecken lassen. Vor einigen Tagen sprengten sie einen Fahrkartenautomaten auf dem Bahnhof in Eilsleben. Zwar waren die Banknoten durch die Explosion nicht beschädigt worden. Weil das Gerät aber bereits mit einer Farbpatrone ausgerüstet war, waren sie blau eingefärbt und damit nicht zu gebrauchen. Die Diebe flüchteten ohne Beute. Das Geld, nach MZ-Informationen einige hundert Euro, ließen sie auf dem Bahnsteig liegen. (mz)