Familie im Jemen Familie im Jemen: Gottesdienst am Jahrestag der Entführung

Bautzen/ddp. - Am Samstagabend versammelten sich HunderteGläubige in der evangelischen deutsch-sorbischen Michaeliskirche undbeteten für alle verfolgten und gefangenen Christen, wie es imProgramm hieß. Anlass ist die Entführung einer aus Meschwitz inOstsachsen stammenden Familie vor genau einem Jahr, am 12. Juni 2009.
Während zwei Töchter der Familie vor knapp einem Monat im Jemenbefreit werden konnten, ist das Schicksal ihrer Eltern und deskleinen Bruders weiterhin ungewiss. Nach Angaben einer BautznerGemeindemitarbeiterin nahmen die befreiten Kinder nicht amGottesdienst teil. Sie sollen sich «in einem geschützten Raum» in derRegion befinden. In der Kirche zugegen waren zahlreiche Gebetskreiseaus ganz Deutschland, darunter aus dem Ruhrgebiet, aus Berlin, ausDresden und aus Chemnitz.
Die sächsische Familie war zusammen mit zwei Bibelschülerinnen ausNiedersachsen, einem Briten und einer Südkoreanerin verschlepptworden. Die Bibelschülerinnen und die Südkoreanerin wurden wenigspäter tot aufgefunden, vermutlich wurden sie ermordet.
Pfarrer Johannes Mahling ermutigte die Gemeinde, am Glauben «trotzVerfolgungen und Anschuldigen» festzuhalten. «Denn die Liebe Gottesals Fundament unseres Glaubens war der Grund, warum sich Sabine undJohannes Hentschel senden ließen. Die Welt aber hat ein sehrgespaltenes Verhältnis zu dieser Liebe», sagte er in seiner Predigt.Sendboten wie die Hentschels würden immer wieder beschuldigt,verfolgt und getötet.
In Anspielung auf Medienberichte sagte Mahling, die Entführtenseien immer wieder als Fundamentalisten bezeichnet worden. «DiesenAnschuldigungen entgegne ich, ja, wir Christen stehen auf demFundament Gottes. Insofern ist es nicht falsch, wenn man sagt:Christen sind Fundamentalisten der Liebe.» Darum könnten Christenverschiedene Beschuldigungen hinnehmen.
Gleichwohl sei man bezüglich der Ereignisse im Jemen noch immer«ratlos». Die letzte Klarheit habe man noch nicht. Geboten sei jetztstatt Hass jedoch Gebet.
Die Vertreterin eines der Gebetskreise betonte in ihrer Fürbitte:«Aber wir beten gegen niemanden. Wir beten für die Entführten und wirbeten für ihre Bewacher.»
Im Anschluss versammelten sich Vertreter der Gebetskreise,Geistliche und Gemeindemitglieder im Pfarrhaus der Kirche zu einerStunde der Begegnung. Gelesen wurde dabei unter anderem einehistorische Litanei, die vor Jahrhunderten speziell «für Zeiten derNot» erstellt worden war.