Fachhochschule der Polizei Fachhochschule der Polizei: Waren drei Jahre Studium nun völlig umsonst?
Aschersleben/MZ. - Es war wohl die kürzeste Dankesrede mit dem längsten Beifall in der Geschichte der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben: Gerade einmal 15 Sekunden sprach Polizeimeisterin Kathleen Wendt in das Mikrofon auf der Bühne der Aula und gratulierte den Studenten kurz und knapp zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt. Auf den üblichen Dank an die Verantwortlichen in der Landesregierung und den Blick zurück auf das Studium verzichtete sie aus Protest gegen das Aussetzen der Beförderung zum Polizei-Kommissar von 32 der 35 Absolventen. Dafür bekam sie über eine Minute lautstarken Beifall.
Erst am Mittwoch hatten die Polizisten, die sich in der dreijährigen Ausbildung vom mittleren für den gehobenen Dienst qualifiziert hatten, erfahren, dass das quasi umsonst war. Wegen der "dramatischen finanziellen Lage des Landes, der Haushaltssperre und des Einstellungsstopps" ist nach Aussage von Jörg-Michael Martell, Ministerialdirigent im Innenministerium, entschieden worden, die Beförderung "vorerst auszusetzen". Glück hatten nur die drei Absolventen, die ohne vorherige Polizei-Ausbildung studierten: Sie mussten vom Land zu Kommissaren ernannt werden.
Für Holger Jungklaus, Landesvorsitzender der Jungen Gruppe der Gewerkschaft der Polizei, ist das Ganze ein "absolutes Unding". Zwar bestehe kein Rechtsanspruch auf die Beförderung: "Doch wenn sich das Land zum Ziel gesetzt hat, junge Leute auszubilden, um damit die Qualität der Polizeiarbeit zu verbessern, dann kann das nicht der richtige Weg sein." Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ausbildung für jeden einzelnen das Land 145 000 Euro kostet.
Doch nicht nur die Kosten spielen eine wesentliche Rolle. Auch die Motivation leidet, die Stimmung unter den Absolventen ist mies. So hatte sich die 26-jährige Katja Kuttig aus Lüttchendorf (Mansfelder Land) nach der Ausbildung zum mittleren Dienst und drei Jahren bei der Bereitschaftspolizei in Halle für das Studium an der Ascherslebener Fachhochschule beworben, "um mich weiter zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen". Doch jetzt darf sie sich kommenden Dienstag Punkt sieben Uhr in Magdeburg melden - bei der Bereitschaftspolizei.
"Ich frage mich, warum ich studiert habe. Das hätte ich mir auch sparen können", ist Katja Kuttig sauer. Hinzu kommt, dass sie - wie die anderen 31 Absolventen auch - gleich doppelt bestraft ist: Die meisten ihrer ehemaligen Kollegen bei der Bereitschaftspolizei haben inzwischen einen höheren Dienstgrad erreicht, als sie jetzt in der aktuellen Situation nach dem Studium.
Zwar gab es am Freitag nach der Diplomübergabe zwischen Polizei-Gewerkschaft, Studentenrat und Vertretern des Innenministeriums noch eine knapp einstündige Aussprache. Dabei sagte Ministerialdirigent Martell, der den in Den Haag weilenden Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU) vertrat, auch zu, "dieses Ärgernis schnell zu beenden". Doch die Studenten sind nicht von schnellen Lösungen überzeugt. Katja Kuttig: "Wir glauben nicht wirklich daran."