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Ex-Ministerpräsident Sachsen-Anhalts Ex-Ministerpräsident Sachsen-Anhalts: Reinhard Höppner ist tot

09.06.2014, 10:22
Der ehemalige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts Reinhard Höppner ist tot. Parteifreunde und Politiker anderer Parteien ehren ihn als großen Demokraten.
Der ehemalige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts Reinhard Höppner ist tot. Parteifreunde und Politiker anderer Parteien ehren ihn als großen Demokraten. dpa Lizenz

Magdeburg/dpa - Der frühere SPD-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, ist tot. Er erlag in der Nacht zum Montag einer Krebserkrankung, wie die Nachrichtenagentur dpa von dem ehemaligen Regierungssprecher und Höppner-Vertrauten Franz Stänner erfuhr. Der 65-Jährige litt seit Jahren an Krebs. Höppner ging in die Politik-Geschichte ein als der erste Ministerpräsident, der mit Hilfe der damaligen PDS - der heutigen Linkspartei - ins Amt kam.

SPD-Chef Sigmar Gabriel würdigte Höppner als „mutigen Politiker“. „Er war ein aufrechter Sozialdemokrat mit großem Herzen“, erklärte er. „Seine vermittelnde, ausgleichende Art haben die Menschen in Sachsen-Anhalt und politische Weggefährten parteiübergreifend sehr geschätzt.“

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Sachsen-Anhalts verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten Reinhard Höppner als „mutigen Politiker“ gewürdigt. „Er war ein aufrechter Sozialdemokrat mit großem Herzen“, erklärte Gabriel am Montag in Berlin. „Seine vermittelnde, ausgleichende Art haben die Menschen in Sachsen-Anhalt und politische Weggefährten parteiübergreifend sehr geschätzt.“ Das sozialdemokratische Forum Ostdeutschland verdanke Höppner bedeutende Impulse.

Nach dem Tod des früheren Politikers, Kirchentagspräsidenten und Synodenpräses Reinhard Höppner hat Landesbischöfin Ilse Junkermann seine „Menschenkenntnis und sein diplomatisches Geschick“ gewürdigt. „Wir werden seinen Rat vermissen und ihm ein ehrendes Andenken in unserer Kirche bewahren“, teilte die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Montag in Magdeburg mit.

„Ob als Mitglied der Kirchenleitung oder Präses der Synode, seine Analysen und sein kluger Verstand, aber auch seine Menschenkenntnis wie auch sein diplomatisches Geschick waren stets hoch geschätzt“, erklärte Junkermann.

Die SPD in Sachsen-Anhalt hat sich am Montag bestürzt über den Krebstod ihres ehemaligen Ministerpräsidenten Reinhard Höppner gezeigt. „Die Sozialdemokratie und das Land Sachsen-Anhalt verlieren damit einen großen Politiker der ersten Stunde, der sein politisches Wirken stets dem Ausgleich zwischen Ost und West gewidmet hat“, erklärte die Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD, Katrin Budde, in Magdeburg. Als einer der Väter der Verfassung und Ministerpräsident von 1994 bis 2002 sei Höppner maßgeblich am Aufbau des Landes Sachsen-Anhalts beteiligt gewesen.

„Er war ein leidenschaftlicher Vorkämpfer für die Interessen Ostdeutschlands und hat sehr viel für die Herstellung der inneren Einheit Deutschlands erreicht“, sagte die Parteichefin. Höppner sei ein offener, warmherziger und bescheidener Mensch gewesen: „Wir trauern heute um einen Politiker mit Seele.“

Die Fraktionschefin der Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt, Claudia Dalbert, würdigt Reinhard Höppner als großen Demokraten. Er habe 1994, in schwierigsten Zeiten für das Land Sachsen-Anhalt und die hier lebenden Menschen den Mut gehabt, das Magdeburger Modell, eine Minderheitenregierung von SPD und Grünen unter Duldung der damaligen PDS gegen alle Konventionen durchzusetzen, erklärte die die Grünen-Politikerin in einer Stellungnahme. "Er überraschte damit auch diejenigen, die annahmen, man müsse die SPD bei der Gestaltung dieses Landes zum Jagen tragen. Reinhard Höppner gehörte zu denjenigen, die bereits auf der Jagd waren." Dalbert betont zudem, Höppner sei für viele in der bündnisgrünen Bewegung als grünster in der sachsen-anhaltischen SPD wahrgenommen worden.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat den früheren Regierungschef von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, nach dessen Tod als „mutigen, aber auch feinsinnigen Politiker“ gewürdigt. In vielen politischen Funktionen, etwa als Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer in der DDR oder als „versierter Politiker im Landtag“ und Ministerpräsident habe er „einen unverzichtbaren Beitrag zum Zusammenwachsen Deutschlands geleistet und insbesondere in Sachsen- Anhalt soziale und demokratische Maßstäbe gesetzt“, erklärte Wowereit am Montag in Berlin.

Der Fraktionschef der Linken im Landtag von Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, hat den politischen Mut des gestorbenen Ex-Ministerpräsidenten Reinhard Höppner (SPD) gewürdigt. Höppner hatte ab 1994 die erste deutsche Minderheitsregierung angeführt, die von der PDS, der heutigen Linken, toleriert wurde. „Er hat einen unwahrscheinlichen Mut bewiesen“, sagte Gallert am Montag dem Nachrichtensender MDR Info. Die Hürden für ein Bündnis mit den Linken seien damals für die Sozialdemokraten deutlich höher gewesen als heute. „Diese Hürden hat im Wesentlichen Reinhard Höppner genommen.“

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat mit tiefer Betroffenheit auf den Tod seines SPD-Vorgängers Reinhard Höppner reagiert. Das Land verliere mit ihm „eine Persönlichkeit, die als Vizepräsident der Volkskammer, in zwei Legislaturperioden als Ministerpräsident und bis in die Gegenwart als Repräsentant der EKD unser Land Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt hat“, erklärte der Regierungschef am Montag in Wittenberg. Die Landesregierung trauere mit der Familie „um diesen viel zu früh verstorbenen Altministerpräsidenten“.

Sachsen-Anhalts Ex-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger Reinhard Höppner gewürdigt. Bei den Verhandlungen zum zweiten Solidarpakt habe er sich mit Sicherheit Verdienste erworben, sagte der CDU-Politiker dem Sender MDR Info. „Damals sind die wichtigsten Entscheidungen getroffen worden für den Solidarpakt II, der ja noch bis 2019 gilt und von dessen Finanzhilfen wir heute noch als Land Sachsen-Anhalt leben“, so Böhmer. Kritisch äußerte er sich zum „Magdeburger Modell“, bei dem eine SPD-geführte Minderheitsregierung unter Reinhard Höppner sich von der PDS tolerieren ließ. Das sei nicht die beste Lösung für das Land gewesen.

Über den Tod von Reinhard Höppner zeigt sich auch die Landesvorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, Cornelia Lüddemann, betroffen: "Mit Reinhard Höppner verlieren wir einen mutigen Politiker der immer im Interesse Sachsen-Anhalts handelte und bereit war, neue und einzigartige Wege zu gehen. Insbesondere in den Jahren 1994-1998 lernte ich Reinhard Höppner als einen wahrhaftigen Menschen kennen, der immer Volkes Stimme sprach ohne dem Volk nach dem Munde zu reden."

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) erklärte, das Land verliere mit Höppner „eine Persönlichkeit, die als Vizepräsident der Volkskammer, in zwei Legislaturperioden als Ministerpräsident und bis in die Gegenwart als Repräsentant der EKD unser Land Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt hat“.

Als Ministerpräsident hatte sich Höppner stets vehement für die Interessen der ostdeutschen Bundesländer eingesetzt. Von 1994 bis 2002 war er Regierungschef von Sachsen-Anhalt. Der Sozialdemokrat bildete als erster Ministerpräsident der Bundesrepublik eine rot-grüne Minderheitsregierung, die von der Tolerierung durch die PDS abhängig war. Acht Jahre hielt sein „Magdeburger Modell“, ehe Höppner 2002 eine dramatische Wahlniederlage erlitt.

Über den weiteren Werdegang Höppners und die Reaktionen auf Twitter zu seinem Tod lesen Sie auf Seite 2.

Nach dem Absturz der SPD um fast die Hälfte ihrer Stimmen auf noch 20 Prozent übernahm Höppner die politische Verantwortung, blieb aber Landtagsabgeordneter. Erst im Januar 2006 verabschiedete er sich aus der Politik, damals war er bereits erkrankt.

Der Pfarrerssohn, promovierte Mathematiker und frühere Fachbuch-Lektor war bereits in der DDR kirchlich stark engagiert. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik wirkte er weiter in kirchlichen Ämtern und blieb ein gefragter Redner. Er war unter anderem 14 Jahre lang Präses der Synode der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen. Im Oktober 2005 übernahm er als Nachfolger von Eckhard Nagel bis 2007 das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Höppner hinterlässt eine Ehefrau und drei erwachsene Kinder.

2002: Noch-Ministerpräsident Reinhard Höppner mit seinem designierten Nachfolger Wolfgang Böhmer in Halle.
2002: Noch-Ministerpräsident Reinhard Höppner mit seinem designierten Nachfolger Wolfgang Böhmer in Halle.
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