Europäische Union Europäische Union: Land will frühere DDR-Botschaft kaufen
Brüssel/dpa. - Die ehemalige gemeinsame Vertretung der neuen Bundesländer in Brüssel könnte in den Besitz Sachsen-Anhalts kommen. Das Land plane, das Gebäude am Boulevard Saint Michel zu kaufen und für rund acht Millionen Euro zu sanieren, verlautete am Freitag aus Kreisen der ostdeutschen Länderbüros in Brüssel. Dafür müsste das Land die Anteile der drei Mitbesitzer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen übernehmen. Über den möglichen Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Einen Teil des siebenstöckigen Gebäudes wolle das Land selbst als Vertretung nutzen, berichteten die Beobachter. Mehrere Etagen könnten vermietet werden, um den Kaufpreis zu finanzieren. Einige potenzielle Mieter hätten bereits Interesse bekundet. Die Entscheidung solle bis zum Sommer fallen. Aus der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Brüssel war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten.
Mit dem Kauf würde sich Sachsen-Anhalt für einen Alleingang entscheiden. Das Gebäude war seit 1991 der Sitz der neuen Bundesländer in Brüssel. Thüringen verließ das Quartier 1994. Wegen Sanierungsarbeiten zogen die vier übrigen Länder 1999 in Ausweichquartiere um und wollten das Haus von 2003 an wieder gemeinsam nutzen. Sachsen und Brandenburg waren aber Anfang des Jahres aus dem gemeinsamen Projekt ausgestiegen. Das Hause sei zu klein, hatte der damalige brandenburgische Europaminister Kurt Schelter (CDU) erklärt. Beide Länder sind derzeit in Brüssel auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Mecklenburg-Vorpommern sei dagegen bereit, das Haus weiter zu nutzen, auch als Mieter, erklärte die Vertretung in Brüssel.
Der Betonbau der 1969 erbauten ehemaligen Botschaft liegt derzeit hinter Absperrzäunen verborgen, die Arbeiten ruhen. Das «Haus der neuen Bundesländer» hatte sich in den 90er Jahren in der EU-Hauptstadt mit großen Veranstaltungen und prominenten Besuchern einen Namen gemacht. Prunkstück des Komplexes im Bauhaus-Stil ist ein Saal für 400 Personen.