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Erzgebirge Erzgebirge: Gewicht der Katze sagt Winter voraus

28.11.2014, 11:59
Die «Katzenwieger» (l-r) Jens Lommatzsch, Jens Kopra und Jonny May wiegen den Kater Nero in Voigstdorf (Sachsen)
Die «Katzenwieger» (l-r) Jens Lommatzsch, Jens Kopra und Jonny May wiegen den Kater Nero in Voigstdorf (Sachsen) dpa Lizenz

Viogtsdorf/Erzgebirge - Eines ist sicher: Der Winter kommt. Wie lange er bleibt, wird erst am 2. Februar entschieden, wenn im fernen Pennsylvania das Murmeltier Phil aus seinem Bau gelockt wird und seinen Schatten sieht - oder eben nicht. Wie kalt er wird, soll dagegen schon am 1. Advent im kleinen Erzgebirgsort Voigtsdorf ermittelt werden, beim „traditionellen Katzenwiegen“. Auf dem Weihnachtsmarkt muss ein Stubentiger auf „historischer Waage“ zeigen, was er drauf hat. Je nach dem, wie viel Speck sich das Tier seit dem Sommer angefressen hat, wird der Winter. Logisch.

Alte Tradition

Aufleben lassen will diese angeblich alte Tradition der Maschinenbauingenieur Jens Lommatzsch. „Es gibt Hinweise, dass so etwas früher gemacht worden sein könnte“, sagt der 54-Jährige Sachse augenzwinkernd - dabei betont er „könnte“. Deshalb wollten er und ein paar andere Dorfbewohner, „die auch ein bisschen abgefahren sind“, hier „anknüpfen“.

„Da wir diesen Brauch hier das erste Mal wiederentdeckt haben, werden noch nicht viel mehr Besucher kommen als sonst üblich - etwa 80“, schätzt Lommatzsch. Voigtsdorf, das zu Dorfchemnitz gehört, hat 600 Einwohner, aber noch viel vor. Das große Vorbild: Punxsutawney im Osten der USA, die Heimat des legendären Murmeltiers. „Diese Stadt in Pennsylvania hat ungefähr 6000 Einwohner und rund 20 000 Besucher zum Murmeltiertag.“

„Ob alle Voigtsdorfer vom alten Brauch des Katzenwiegens wissen, wage ich zu bezweifeln“, räumt Lommatzsch ein. Wichtig sei doch nur, dass es eine gute Geschichte ist mit einem Körnchen Wahrheit. „Und das Körnchen Wahrheit ist, dass sich Katzen definitiv vorm Winter vollfressen.“

Das bestätigt auch Tierarzt Reiner Bönitz. Vor allem „Freigänger“ - also draußen lebende Katzen - würden sich Winterspeck anfressen, sagt der Dresdner. Aber daraus auf den Verlauf des Winters schließen? „Ich würde es als Gag ganz lustig finden. Aber ob sich das wissenschaftlich erhärten lässt, da habe ich meine Zweifel.“

Die hat Katzenwieger Lommatzsch nicht, für den großen Tag aber schon ein bestimmtes Tier im Auge: „Hier in Voigtsdorf leben die Katzen ja draußen. Falls wir sie also am Sonntag erwischen, heißt die Katze Nero. Es ist also ein Kater, der vollständig schwarz und sehr dick ist.“ Auch wenn Nero sich nicht blicken lassen sollte, ist nichts verloren. „Wir haben Reservekatzen, es gibt bestimmt 50 im Dorf.“

Ab 30 Prozent Gewichtszunahme wird es ein harter Winter

Ist das Tier erst auf seiner „historischen Waage“, ist die Sache mit dem Winter für Lommatzsch geklärt: „20 Prozent Gewichtszuwachs seit dem Sommer sind normal, bei 30 Prozent wird es ein harter Winter und ab 40 Prozent dann ganz haarig“, sagt er. Natürlich hat er die Tiere vorab schon mal in Augenschein genommen: „Ich glaube, es wird ein relativ milder Winter“. Genau wisse man das aber erst nach dem Wiegen auf dem Weihnachtsmarkt.

Von der Genauigkeit der tierischen Winterprognosen ist Meteorologe Jens Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Leipzig nicht überzeugt. Eine verlässliche Vorhersage lasse sich ohnehin nur für eine relativ knappe Spanne treffen. „Der Mittelfristzeitraum ist so ungefähr eine Woche im Voraus. Alles darüber hinaus sind dann Jahreszeitvorhersagen.“

Und da liegt Lommatzsch voll auf Linie. Denn im aktuellen DWD-Jahreszeitentrend heiß es: „Betrachtet man die neuesten Ergebnisse des saisonalen Vorhersagemodells der Novemberausgabe, so folgt nach einem „warmen“ Herbst auch ein vergleichsweise „warmer“ Winter.“ Klingt doch auch irgendwie nach Katzenwiegen. (dpa)