Erstaufnahmeeinrichtung im Chemnitzer Stadtteil Einsiedel Erstaufnahmeeinrichtung im Chemnitzer Stadtteil Einsiedel: Asylgegner demonstrieren erneut vor Flüchtlingsunterkunft

Chemnitz - Nach monatelangen Protesten von Anwohnern sind am Dienstag die ersten Flüchtlinge in die Erstaufnahmeeinrichtung im Chemnitzer Stadtteil Einsiedel eingezogen. Bei der Ankunft der 40 Asylbewerber am Dienstag versuchten einige Unterkunftsgegner vergeblich, die Zufahrt zu dem früheren Pionierlager zu blockieren. Rund 50 Demonstranten harrten stundenlang aus. Auf einem Plakat hieß es unter anderem „Einsiedel sagt Nein“. Während des Einsatzes erteilte die Polizei 16 Platzverweise. Gegen eine Person wird wegen des Verdachts des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie Beleidigung ermittelt.
Die Versammlung löste sich schließlich am späten Nachmittag zunächst wieder auf. Am Abend versammelten sich gegen 20.15 Uhr laut Polizeiinformationen jedoch erneut etwa 70 Asylgegner zu einer Spontandemo.
Die Polizei bewertete die Lage als ruhig. Die Einrichtung werde aber in den kommenden Stunden und Tagen aufgrund ihrer „herausragenden Bedeutung“ weiter im Auge behalten, sagte der Einsatzleiter der Deutschen Presse-Agentur. Die Unterkunftsgegner hätten bereits in der Vergangenheit viel Ausdauer bewiesen, daher sei die Polizei weiter in Alarmbereitschaft. Gegen die Nutzung des ehemaligen Pionierlagers „Palmiro Togliatti“ in dem Chemnitzer Stadtteil, der überwiegend dörflich geprägt ist, gibt es seit Herbst Proteste.
Laut Landesdirektion handelt es sich bei den ersten 40 Bewohnern ausschließlich um Familien mit Kindern aus Syrien und Afghanistan. Alle seien registriert und hätten eine medizinische Erstuntersuchung durchlaufen. Bei ihrer Ankunft wurden sie auf der Zufahrtsstraße zu dem Heim von Demonstranten empfangen. Acht Heimgegner, die die Straße trotz Aufforderung nicht freigeben wollten wurden, wurden von Polizisten weggetragen.
Nach Angaben der Behörde ist das Gebäudeensemble aus DDR-Zeiten besonders gut für Familien geeignet, da diese in den 17 Herbergshäusern separat untergebracht werden könnten. Die Einrichtung wird vom Deutschen Roten Kreuz betreut. (dpa)