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Erneuerbare Energien Erneuerbare Energien: Mehr Forschung ist gefragt

21.10.2010, 19:24
Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und früheren Direktor des UN-Umweltprogramms Unep spricht sich für dezentrale Lösungen anstatt großer Kraftwerke aus. (FOTO: DPA)
Klaus Töpfer, ehemaliger Bundesumweltminister und früheren Direktor des UN-Umweltprogramms Unep spricht sich für dezentrale Lösungen anstatt großer Kraftwerke aus. (FOTO: DPA) dpa

BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Stattwie vor 20 Jahren mit Kohle und Chemie dieUmwelt zu verschmutzen, setzt Bitterfeld-Wolfenmit der Solarzellenproduktion auf saubereEnergie. Der ehemalige BundesumweltministerKlaus Töpfer plädiert nun dafür, dass sichdie Region zu einem Forschungsstandort fürerneuerbare Energien entwickelt. Mit Töpfersprach unser Redakteur Alexander Schierholz.

Herr Töpfer, die Solarbranche ist unterDruck geraten: Vor kurzem erst ist die staatlicheFörderung gekürzt worden, und die Konkurrenzaus Asien wächst. Hat man im Solar Valleylangfristig auf das falsche Pferd gesetzt?

Töpfer: Das glaube ich nicht. DieRegion hat eine Riesenchance, neue Produkteund neue Technologien zu entwickeln. In derMassenproduktion wird Asien uns sicher immerden Rang ablaufen bei den Kosten. Aber inder Qualität der Produkte haben wir einenVorsprung, und auch in der Verknüpfung neuerTechnologien. So kann die Region zu einemForschungs- und Entwicklungsstandort für erneuerbareEnergien werden.

Das müssen Sie erklären.

Töpfer: Erneuerbare Energie stehtnicht kontinuierlich zur Verfügung. Solarzellenlassen sich nun mal nur tagsüber nutzen, undWind weht nicht immer. Deshalb müssen wirverschiedene Technologien so miteinander verbinden,dass wir eine gleichmäßige Versorgung bekommen.

Das heißt konkret?

Töpfer: Da geht es zum Beispiel umdezentrale Lösungen anstelle großer Kraftwerke,das wird gerade im ländlichen Raum immer attraktiverwerden. Oder es geht um Speicherung vom Strom,wenn der Wind so stark weht, dass der zusätzlicheWindstrom die Netze überlasten würde. Wirbrauchen auch neue intelligente Leitungssysteme,genannt "smart grids", bei denen der Verbraucherzum Beispiel entscheiden kann, dass er zuden Spitzenzeiten der Stromnachfrage die stromintensivenGeräte nicht nutzt und diese vom Netz genommenwerden. Dafür erhält er einen günstigerenTarif. Das sind Fragen, denen sich die immerforschungsstärkeren Unternehmen der Regionannehmen sollten. Die Entwicklung von SolarValley ist dann keineswegs am Ende.

Aber die Unternehmen sind krisengeschüttelt.Q-Cells etwa hat im Vorjahr Anlagen stilllegenund 500 Arbeitsplätze streichen müssen. Sindin der ersten Euphorie Überkapazitäten aufgebautworden?

Töpfer: Das glaube ich nicht. Wirmüssen alles daran setzen, Solarenergie weltweitdurchzusetzen, sowie weitere Märkte bei unsund europaweit erschließen.

Und die gekürzte Förderung kann die Brancheverkraften?

Töpfer: Die Produktionskosten sinddurch technischen Fortschritt und die Vorteileder großen Serienproduktion gesunken und dadurchauch die Preise für die Endprodukte. Das begründeteine Absenkung der Förderung. Niemand wirdeine Energiebranche auf Dauer subventionieren.Zumal von der Förderung auch Konkurrentenaus dem Ausland mit deutschen Tochterfirmenprofitieren. Und die Konkurrenz beschränktsich ja nicht nur auf die Produktion: Es hatlängst ein Wettlauf um die Technologie-Führerschaftbegonnen. Das ist auch wirtschaftlich interessant.

Ihre Partei, die CDU, sagt, es brauchteine so genannte Brückentechnologie, bis dieerneuerbaren Energien einen größeren Anteilan der Versorgung haben - nämlich die Kernkraft.Deswegen hat die Bundesregierung gerade dieLaufzeiten der Atommeiler verlängert. TeilenSie diese Ansicht?

Töpfer: Ich habe auch als Mitgliedder CDU eine eigene Meinung. Wir müssen allesdaran setzen, Energiegewinnung ohne Kernkrafthinzubekommen.