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Entflohener Häftling Entflohener Häftling: Haftbefehl gegen Fluchthelfer von Silvio Titsch

Von Katrin Löwe 25.08.2012, 09:21
Ein Justizvollzugsbeamter öffnet in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Madel in Burg (Kreis Jerichower Land) die Tür eines Haftraumes. (FOTO: DPA)
Ein Justizvollzugsbeamter öffnet in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Madel in Burg (Kreis Jerichower Land) die Tür eines Haftraumes. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/Berlin/MZ/dapd. - Seine ersten Worte nach der Festnahme: „Ich hätte nicht geglaubt, dass Ihr mich so schnell findet.“ Zehn Tage nach dessen Flucht bei einem bewachten Ausgang in Aschersleben ist Schwerverbrecher Silvio Titsch am Freitag punkt 16.40 Uhr vor einem Plattenbau in Berlin-Marzahn festgenommen worden.

Ein Mobiles Einsatzkommando des Landeskriminalamts (LKA) überwältigte ihn in einem Auto, wie das LKA und die Polizeidirektion Nord am Samstag auf einer Pressekonferenz mitteilten. Titsch hatte sich bei einer dreifachen Mutter versteckt, die er am vergangenen Sonntag über einen Chat bei einem privaten Fernsehsender kennengelernt hatte – und die laut Polizei glaubhaft versicherte, von seinem Hintergrund nichts gewusst zu haben. Seine Haare waren länger als auf dem Fahndungsfoto und inzwischen gefärbt.

Titschs Flucht, da ist die Polizei inzwischen sicher, war geplant. Ein mutmaßlicher Fluchthelfer wurde noch am Freitagabend von einem Spezialeinsatzkommando im Harzkreis festgenommen. Er hatte Titsch offensichtlich das Auto zur Verfügung gestellt, über das die Beamten schließlich am Donnerstag und Freitag die Spur des 36-Jährigen in Berlin aufnahmen. Vor dem Zugriff am späten Nachmittag war das Auto von Berliner und Magdeburger Spezialeinheiten observiert und der Gesuchte auf einer Fahrt durch die Stadt verfolgt worden. Titsch leistete keinen Widerstand, als die Handschellen klickten. "Die zehn Tage müssen ihn doch ein bisschen Kraft gekostet haben", sagte Karl-Albert Grewe, Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung in Magdeburg. Titsch befindet sich derzeit im zentralen Gewahrsam der Berliner Polizei – ob und wann er wieder nach Burg verlegt wird, war am Samstag noch unklar.

Titsch hatte am 14. August einen bewachten Besuch bei seinem sechsjährigen Sohn zur Flucht genutzt. Er hatte zwei Justizbeamte ausgetrickst, die ihn bewachen sollten, und sie in der Wohnung seiner Ex-Frau eingeschlossen, so dass sie ihm nicht folgen konnten. Ob das Fluchtauto da schon vor der Tür stand, ist laut Polizei noch unklar. Jedenfalls war Titsch zunächst wie vom Erdboden verschluckt. Der Gewalttäter muss wegen verschiedener Delikte noch eine Haftstrafe bis 2024 absitzen und soll danach in Sicherungsverwahrung. Justizministerin Angela Kolb (SPD) will am Montag über Konsequenzen aus seiner Flucht und den Stand eines Disziplinarverfahrens gegen Titschs Bewacher informieren.

Gegen den Helfer des Schwerverbrechers wurde Haftbefehl erlassen. Wie Polizeisprecher Frank Küssner am Sonntag in Magdeburg mitteilte, kam das Amtsgericht Aschersleben dem Antrag der Staatsanwaltschaft nach. „Der Haftbefehl gegen den 43 Jahre alten Mann aus dem Ostharz wurde aber gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt“, sagte Küssner. Details über den Mann, der dem Gewalttäter ein Auto für die Flucht besorgt haben soll und am Freitag gefasst wurde, nannte er nicht.

Das Fahndungsbild nach dem abgängigen Gewaltverbrecher Silvio T. wird am Mittwoch während einer Pressekonferenz im Landeskriminalamt in Magdeburg gezeigt. (FOTO: DPA)
Das Fahndungsbild nach dem abgängigen Gewaltverbrecher Silvio T. wird am Mittwoch während einer Pressekonferenz im Landeskriminalamt in Magdeburg gezeigt. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild