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Eine ganze Familie im Schlittenhundfieber

Von Iris Stein 12.05.2006, 12:15

Halle/MZ. - Die erste Hündin, die im Jahr 2001 in das große Anwesen in Eckartsberga Einzug hielt. Mit ihren imponierenden Ausmaßen passt sie hier sehr gut hin. Aber Familienvater Steffen Klinkhart (45) hatte seinerzeit ganz konkrete Pläne. Als aus dem kleinen Welpen - ein Mix zwischen Alaskan Malamute und Schäferhund - langsam ein riesiger Hund wurde, stand fest: Schlittenhundesport, so sollte das neue Hobby heißen.

Und weil hierzulande mangels Schnee statt eines Schlittens meist ein Wagen gezogen wird, und weil selbst die kräftige Lady damit allein überfordert war, musste ein zweiter Hund her. Mutter Caterina (39) studierte eifrig die MZ-Anzeigen in der Rubrik "Tierbörse" - und fand Hexe. Die gehörte schon drei Tage später zur Familie, denn vom Züchter kam sie sofort mit nach Eckartsberga. Das war im Jahr 2003 und auch hier ist aus dem Welpen von einst eine stattliche Dame geworden: eine Alaskan Malamute-Hündin.

Die macht sich nun mit Geheul bemerkbar und es fällt ein vielstimmiger Chor ein, denn bei Klinkharts bevölkert inzwischen ein ganzes Rudel so genannter Snow Dogs den Garten. Wie das alles so gekommen ist, darüber staunen die Klinkharts manchmal selbst. "Die Lady, die wollte immer rennen," erinnert sich Caterina Klinkhart zurück, "die war einfach nicht ausgelastet. Natürlich wussten alle, dass Schlittenhunde in ganz besonderem Maße Rudeltiere sind und es somit besser wäre, zumindest einen Zweithund zu halten. So war es ja zu Hexe gekommen." Aber darauf folgten im Januar 2005 auch noch Raika und Yukon, der leider schnell wieder verstarb, und schließlich im September 2005 sogar Hexes Vater Diamond, der nicht mehr bei seinem ursprünglichen Besitzer bleiben konnte. Dieser erinnerte sich an die hundebegeisterte Familie, fragte an und selbstverständlich fand sich in Eckartsberga auch ein Plätzchen für Diamond.

Seit wenigen Wochen gehören nun auch noch die Welpen Akascha und Inuit zum Rudel. Tappsig kommen sie jetzt die Treppe heruntergestolpert. Sie interessieren sich im Moment allerdings noch sehr viel mehr für Schnürsenkel und fremde Taschen als für Hunderennen. Die Verwirrung komplett macht schließlich ein Energiebündel namens Cliff, das überall dazwischen springt und für Gewusel sorgt: ein Jack-Russell-Terrier.

Keine Sorge, Mitleid braucht niemand mit Klinkharts zu haben, denn die Familie ist mit ihrer großen Hundeschar überaus glücklich. Vater Steffen verdient die Woche über sein Geld auf Montage in den alten Bundesländern. Mutter Caterina führt im Haus eine Praxis für Allgemeinmedizin. Die Töchter Sophie (16) und Laura (13) sind Schülerinnen und gehen voll auf für den Hunde- und Pferdesport, damit verbringen sie ihre gesamte Freizeit.

Nur die große Lady hatte der Vater eine Weile für sich allein, dann zogen die weiblichen Familienmitglieder nämlich nach. Immerhin belegte Caterina Klinkhart im Jahr 2004 in der Kategorie "Läuferin mit Hund" bei der Mitteldeutschen Meisterschaft einen 3. Platz. Tochter Sophie ist schon mehrfach mit Hexe bei Rennen angetreten und bildete zwischendurch noch Cliff für Agility aus, ein spezielles Geschicklichkeitstraining für Hunde.

Angefangen haben alle Klinkharts übrigens als blutige Laien. "Im Welpenkurs mit Lady haben wir mehr gelernt als der Hund", lacht Caterina Klinkhart noch heute über die Anfangsprobleme. Auf seine Socken passt inzwischen jedes Familienmitglied auf. "Hexe könnte auch ,Hexe van Socken' heißen", bemerkt dazu nur die Mutter. Und die Meerschweinchen wanderten in andere Hände, nachdem es den ersten Zwischenfall gegeben hatte.

Der Alltag mit sieben Hunden ist vollgepackt. Da muss gefüttert werden - 30 Kilogramm Hochleistungsfutter im Monat -, da heißt es die Gehege sauber halten, den Gesundheitszustand der Tiere checken und Streicheleinheiten austeilen. Die beiden Welpen müssen erzogen werden und noch jede Menge lernen.

Im Winter steht immerhin vier- bis fünf Mal pro Woche Training auf dem Programm. Dafür werden die Tiere in den großen Transporter verladen und es geht in den Wald - zwei Stunden wird mindestens gerannt. Nach Thüringen führt die Fahrt, in den Frankenwald oder auch in den Harz. Übrigens verlangen die Hunde selbst nach dem Training und zwar abhängig von der Außentemperatur. "Wenn es kalt wird, kommen sie in die Gänge", kommentiert das Caterina Klinkhart lakonisch, was heißt, dass es im Sommer ruhiger zugeht. Denn außerdem kommen im Winter an den Wochenenden auch noch verschiedene Wettkämpfe dazu.

Aber für Klinkharts ist das keine Einschränkung, sondern Bereicherung. Und so sind sie heute schon gespannt auf die nächste Saison, weil sie dann ihre Vierbeiner neu geordnet haben. Zwischen den Hündinnen Hexe und Raika gibt es nicht selten Beißereien, also will Steffen Klinkhart mit Akascha und Inuit antreten, sobald die beiden Welpen herangewachsen sind, ergänzt durch Hexe. Tochter Sophie wird mit Diamond und Raika an den Start gehen. Weil die große Lady aus gesundheitlichen Gründen keine Rennen mehr gehen kann, wird Mutter Caterina wohl reihum um einen Startplatz fragen müssen. Oder noch einen Hund kaufen . . .