Einbruch in Ministerium Einbruch in Ministerium: Büro von Finanzminister Jens Bullerjahn durchwühlt

Magdeburg - Ein Einbruch in die Chefetage des sachsen-anhaltischen Finanzministeriums hat die Frage aufgeworfen, ob die obersten Behörden im Land ausreichend gesichert sind. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei drangen am Wochenende einer oder mehrere Täter über einen Hintereingang des Gebäudes in Magdeburg ein. Sie gelangten dabei bis in die Chefetage im vierten Stock und durchwühlten die Büros von Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) und dessen Staatssekretär Michael Richter (CDU), wie die Polizei auf Anfrage mitteilte. Das Büro von Richters Kollegen Jörg Felgner (SPD) blieb hingegen unangetastet.
Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde im gemeinsamen Vorzimmer von Bullerjahn und Richter lediglich eine Kaffeekasse mit einem geringen Geldbetrag entwendet. Zudem brachen die Diebe auch die Kantine des Hauses auf und stahlen dort ebenfalls Bargeld. „Insgesamt waren es wohl etwa 200 Euro“, sagte Ministeriumssprecher Wolfgang Borchardt. Weitere Dinge wurden offenbar nicht gestohlen, Computer ließen die Täter ebenso unbeachtet wie Büroutensilien oder gar Akten. Es sei auch überprüft worden, ob an Rechnern manipuliert wurde - man habe jedoch nichts feststellen können.
Warum wurde Alarm nicht bemerkt?
Dennoch wirft der Fall weitere Fragen auf: So verfügt das Ministerium laut Borchardt zwar über eine Alarmanlage. Ob diese auslöste oder warum der Alarm nicht bemerkt wurde, sei noch offen, erklärte der Sprecher. Das Haus, das sich in einem Gebäudekomplex westlich des Stadtzentrums zwischen Stadtautobahn und Olvenstedter Chaussee befindet, sei zudem mit einem Zaun und einem am Wochenende verschlossenen Tor gesichert. Eine dauerhafte Bewachung gebe es nicht, stattdessen werde das Gebäude am Wochenende viermal tagsüber von einem Sicherheitsdienst kontrolliert und zweimal in der Nacht. „Wir haben das bislang für ausreichend gehalten, im Lichte der Ereignisse müssen wir aber womöglich noch einmal nachdenken“, so Borchardt.
Täter müssen sich ausgekannt haben
Merkwürdig ist auch, dass die Täter zielgerichtet nach dem Aufhebeln einer Hintertür in die Ministerialebene im obersten Stockwerk steuerten. Im Eingangsbereich des Ministeriums findet sich kein Hinweis darauf, wo sich das Büro des Ministers und seiner Staatssekretäre befindet. Daher spricht einiges dafür, dass die Täter sich auskannten. Laut Polizeisprecher Frank Küssner haben Ermittlungen der Kriminalpolizei keine nennenswerten Spuren ergeben. Es seien keine Fingerabdrücke gefunden worden, so Küssner, zudem habe ein eingesetzter Fährtenhund die Spur der Einbrecher auf einem Parkplatz in der Nähe des Ministeriums verloren. „Es spricht einiges dafür, dass sie von dort mit einem Auto flohen“, so Küssner. Die Polizei geht bislang von einem ganz gewöhnlichen Einbruch aus, „die dachten wohl, beim Finanzminister ist was zu holen“, sagte Küssner.
Ressortchef und Vize-Ministerpräsident Bullerjahn, der gestern planmäßig nicht in seinem Büro war, nahm die Sache mit Humor: „Man sieht, dass auch ein Finanzministerium nicht vor Einbrüchen gefeit ist. Das Geld liegt aber auch bei uns nicht einfach so herum.“ Staatssekretär Richter wiederum habe nach dem Ende der Ermittlungsarbeit sein Büro bereits wieder genutzt, so Borchardt. (mz)