Ein Jahr nach dem Tsunami II Ein Jahr nach dem Tsunami II: Ärzteteam kehrt nach Male zurück
Halle/MZ. - Der Anästhesist Hendrik Liedtke und seine Kollegen betreiben auf den Malediven seit Jahren eine medizinische Basis. Sie haben das Kuramathi Medical Center aufgebaut, eine Klinik für Tauchmedizin und die Behandlung Einheimischer. In der Klinik und mit einem Lazarettschiff konnten die Ärzte unmittelbar nach dem Tsunami an der Küste arbeiten.
Berichte für Kollegen
"Knochenbrüche, Quetschungen, Traumata, später Infektionskrankheiten wegen verschmutzten Trinkwassers - das waren die Hauptprobleme. Und tonnenweise Schrott und Abfälle durch die Zerstörungen", sagt Liedtke. Der Narkosearzt am Klinikum Kröllwitz war nach dem Tsunami schon mehrfach wieder auf den Malediven. "Das Rote Kreuz, der Arbeitersamariterbund und das Technische Hilfswerk haben dort eine Menge geleistet, dank der Spenden", sagt der Arzt. Oft muss er seinen Kollegen nach einer Reise berichten, wie es vor Ort aussieht.
Prof. Dr. Joachim Radke, Chef der Uni-Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, hat Respekt vor dem Engagement Liedtkes: "Wenn man so nah dran ist an diesen Ereignissen, bekommt das Wort Katastrophe eine neue Bedeutung. Da werden manche unserer Probleme plötzlich ganz klein. Menschen verändern sich, die so viel Leid gesehen haben."
Liedtke hat inzwischen vielen geholfen. Zum Beispiel einem kleinen Jungen, der mit Klumpfüßen geboren wurde und dessen Familie die Flut alles genommen hat. Haussain Anoos war mit vier Monaten nach Halle gekommen, um operiert zu werden (die MZ berichtete). Liedtke hatte sich in Male besonders engagiert, um das zu ermöglichen. Inzwischen gehe es dem Jungen prima, sagt der Arzt.
Uno hilft Farmern
Ein Jahr nach der Flut gibt es in Male wieder sauberes Trinkwasser. Und die Farmer können dank eines Uno-Programms ihre Felder bewässern. "Es geht auch darum, die Inselflucht der Einheimischen zu stoppen, ihnen wieder eine Perspektive zu geben", so Liedtke. Wenn er Anfang Januar wieder ins Flugzeug nach Male steigt, gehen zwei Ultraschallgeräte, gesponsert vom Rotary-Club Halle, mit auf die Reise. Die halleschen Ärzte bilden die maledivischen Mediziner daran aus. Außerdem soll ein Projekt vorbereitet werden: die Implantation von Augenlinsen. Liedtke: "Auf den Malediven gibt es diese Behandlungsmethode nicht, entsprechend lang sind die Wartelisten."