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Eichenprozessionsspinner in Sachsen-Anhalt Eichenprozessionsspinner in Sachsen-Anhalt: Besserer Schutz vor Giftraupen

Von Hendrik Kranert-Rydzy 26.03.2015, 19:18
Die Nesselhaare der Raupen lösen allergische Reaktionen aus.
Die Nesselhaare der Raupen lösen allergische Reaktionen aus. dpa Lizenz

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Bevölkerung soll besser vor den giftigen Raupen des Eichenprozessionsspinners geschützt werden. Die Nesselhaare der Raupen der Schmetterlingsart lösen beim Menschen schwere allergische Reaktionen der Haut und der Atmung aus und sind über Jahre hinaus giftig. Darüber hinaus fressen die Raupen bei starkem Befall ganze Eichenbestände kahl.

Die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD wollen heute im Landtag das Umweltministerium auffordern, eine interministerielle Arbeitsgruppe unter Einbeziehung der Kommunen zu installieren, um Strategien für eine wirksamere Bekämpfung des Spinners zu erarbeiten. Dabei geht es sowohl um eine Bekämpfung in den Wäldern als auch innerhalb von Ortschaften.

Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) erklärte auf Nachfrage, dass die Bekämpfung der Spinnerraupen gerade in Siedlungen problematisch sei. „Diese Situation ist sehr ernst, wir haben Fälle, in denen nicht nur die heimische Bevölkerung schwer leidet, sondern erhebliche Auswirkungen auch auf den Tourismus festzustellen sind.“

Einsatz von Bioziden und Sperrung von betroffenen Gebieten

In der Vergangenheit mussten bereits bestimmte Waldbereiche für Spaziergänger und Wanderer gesperrt werden. Inzwischen sind auch Parks im Land sowie Eichen in Orten betroffen. Allerdings können die Insekten dort nicht mit Chemikalien, sondern nur mechanisch bekämpft werden. Die oftmals mehrere Quadratmeter großen Gespinste mit den Raupen müssen mit einem Staubsauger entfernt werden. Dies verhindert aber nicht, dass hochallergene Haare in der Umwelt bleiben.

Im Forst - dazu zählen auch kommunale Wälder - sei ein Einsatz von Bioziden grundsätzlich möglich, allerdings nur aus Hubschraubern, so Aeikens. Dies mache die Bekämpfung natürlich auch teuer. Zudem können die beiden zur Verfügung stehenden Mittel bislang nur bis 2018 beziehungsweise 2020 unter strengen Auflagen eingesetzt werden, weil sie nicht nur die Raupen des Eichenprozessionsspinners, sondern auch anderer Schmetterlingsarten schädigen. Ein Einsatz in Schutzgebieten ist aber grundsätzlich möglich. „Die Bereitstellung eines geeigneten und möglichst schonenden Mittels ist derzeit ein dauerhaftes Problem“, erklärte Aeikens. Seit 2009 lässt die Landesforstverwaltung jeden Sommer Biozide über befallenen Wäldern versprühen. Der Höhepunkt wurde 2012 erreicht, als eine Fläche von mehr als 3 500 Fußballfeldern besprüht wurde. Für dieses Jahr schloss Aeikens eine Bekämpfung des Spinners aus der Luft aus: „Der Eichenprozessionsspinner ist zwar noch in spürbarer Dichte vorhanden, es droht aber kein Absterben von Wald.“ Eine Bekämpfung aus Waldschutzgründen sei daher nicht zu vertreten.

Der Eichenprozessionsspinner ist vor 20 Jahren erstmals in Sachsen-Anhalt aufgetaucht. In den vergangenen zehn Jahren nahm der Befall hiesiger Eichenbestände dramatisch zu. Laut Aeikens ist inzwischen ein breiter Gürtel von der Annaburger Heide im Osten bis über die gesamte Altmark im Norden des Landes betroffen. Der Umweltminister kündigte an, zusammen mit dem Gesundheitsministerium und den besonders betroffenen Landkreisen Wittenberg, Anhalt-Bitterfeld, Jerichower Land, Stendal, Altmarkkreis und Börde eine Strategie zur Bekämpfung zu entwickeln. Aeikens verwies aber darauf, dass es auch in der Vergangenheit bereits regelmäßig Gespräche mit den betroffenen Kreisen und Kommunen gegeben habe.