Das Rätsel der toten Geschwisterbabys Das Rätsel der toten Geschwisterbabys: Leichen von Brüdern vor Jahren in Sachsen und Tschechien entdeckt

Leipzig - Max lag in einem Altkleidercontainer, in Plastiktüten verpackt. Der kleine Junge lebte nur kurz nach der Geburt, er wurde erstickt und dann entsorgt. Fünf Jahre ist es her, dass das tote Baby im sächsischen Schwarzenberg gefunden wurde. Rund anderthalb Jahre später gab es einen weiteren grausigen Fund: Nur rund 30 Kilometer entfernt, in der Nähe des tschechischen Rotava, wurde ein zweiter toter Säugling entdeckt. Wie sich zeigte, waren die beiden Brüder.
Der Fall der toten Geschwisterkinder gibt bis heute Rätsel auf. Es war der 19. Januar 2011, als ein Mitarbeiter eines Entsorgungsunternehmens im Schwarzenberger Stadtteil Sonnenleithe eine schreckliche Entdeckung machte. In einem Kleidercontainer lag ein totes Baby, versteckt in Plastiktüten, eine davon mit Weihnachtsmotiven. Die Ermittler gaben dem Kind den Namen „Max Winter“. Die Soko „Sonnenleithe“ nahm die Ermittlungen auf. Für den entscheidenden Hinweis setzte die Polizei 5000 Euro Belohnung aus. Schließlich starteten die Ermittler einen Massengentest und nahmen Speichelproben von hunderten Frauen. „Insgesamt wurden 2290 Speichelproben genommen und ausgewertet“, sagt Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart von der zuständigen Staatsanwaltschaft Chemnitz.
Nach DNA-Analyse bekam Fall neue Dimension
Einen Treffer gab es aber nicht. Am 2. Juli 2012 dann wurde in einem Straßengraben zwischen den tschechischen Ortschaften Rotava und Kraslice wieder ein totes Baby gefunden. Die genaue Todesursache blieb unklar. Das Kind wurde entweder getötet oder nach der Geburt nicht versorgt und starb, wie Burghart berichtet. Als eine DNA-Analyse bestätigte, dass die beiden Kinder dieselbe Mutter hatten und höchstwahrscheinlich auch denselben Vater, bekam der Fall eine ganz neue Dimension. Die Behörden in Sachsen und Tschechien koordinierten ihre Zusammenarbeit.
Die sächsische Polizei verteilte in rund tausend Haushalten Briefe und veröffentlichte Fahndungsplakate, von denen sie sich Hinweise auf ein bei Max gefundenes, hellblaues Handtuch aus DDR-Produktion und die mögliche Kindsmutter erhoffte. „Helfen Sie! Kein weiteres totes Baby!“, appellierten die Ermittler an die Öffentlichkeit. Auch die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ berichtete über den Fall. „Insgesamt wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen knapp 3000 Personen überprüft“, sagt Anett Münster von der Polizeidirektion Zwickau.
Hunderter Hinweise aus der Bevölkerung
Doch der entscheidende Tipp fehlt bis heute, trotz hunderter Hinweise aus der Bevölkerung. Allein nach den „XY ungelöst“-Sendungen gingen der Staatsanwaltschaft zufolge mehr als 60 Hinweise ein. Eine heiße Spur war nicht darunter. „Es ist mit einer der Fälle, die für uns schwierig und knifflig sind und viel Aufwand erfordern“, sagt Münster. Abgeschlossen ist der Fall noch lange nicht. Die Spuren werden permanent und routinemäßig mit den DNA-Datenbanken abgeglichen. Sobald es neue Tipps gibt, gehen die Ermittler dem nach. Erst zum Jahresende gingen zwei weitere Hinweise ein, die noch überprüft werden, wie Burghart berichtet. Die Ermittler hoffen weiter auf die richtige Spur. Totschlag verjährt frühestens nach 20 Jahren. (afp)