Chemnitz Chemnitz: Prozess um Mord an Döbelner Imbiss-Betreiber beginnt

Chemnitz/dpa. - Zehn Monate nach dem gewaltsamen Tod eines Imbissbetreibers aus Döbeln (Mittelsachsen) beginnt am (heutigen) Mittwoch am Landgericht Chemnitz der Mordprozess gegen einen 32 Jahre alten Tatverdächtigen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am Abend des 1. November 2011 maskiert in den Laden gekommen zu sein und den 41-Jährigen ohne Vorwarnung erschossen zu haben. Mit einer Neun-Millimeter-Pistole soll er aus kurzer Distanz drei Schüsse abgegeben haben, die das Opfer in Herz, Hals und Wange trafen. Der Angeschuldigte bestreitet die Vorwürfe. Er war vier Monate nach der Tat festgenommen worden, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Die Beweislage scheint kompliziert, dem Gericht steht offenbar ein Indizienprozess vor. Bis Ende November sind zehn weitere Verhandlungstage angesetzt, 41 Zeugen und 4 Sachverständige sind geladen. Der 32-Jährige soll von einem engen Freund und Landsmann unterstützt worden sein. Der Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Komplizen konnte bislang nicht vollstreckt werden, weil er wohl in sein Heimatland Irak flüchtete.
Der Komplize soll kurz vor der Tat zunächst ausgekundschaftet haben, ob das spätere Opfer im Laden war, und später in einem geparkten Auto auf seinen Freund gewartet haben. Die Tatwaffe hatte sich das Duo den Ermittlungen zufolge vorher in einem Ort an der deutsch-tschechischen Grenze besorgt. Die Ceska wurde später in einem Fluss gefunden. Zudem konnte die Sonderkommission „Aladin“ auf einer im Auto gefundenen Mütze mit Sehschlitzen DNA-Spuren des Angeschuldigten sichern.
Die Ermittlungen der „Soko Aladin“ legen eine Beziehungstat nahe: Bevor der 41-Jährige den Imbiss übernahm, betrieb er einen Autohandel. Den überließ er dem Komplizen des Angeschuldigten, dem er zugleich eine Frau ausgespannt haben soll. Ihre Vernehmung plant das Gericht bereits am ersten Prozesstag.
Weil das Opfer gebürtiger Libanese war, hatten die Ermittler zunächst auch einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht ausgeschlossen. Hinzu kam, dass nur wenige Tage nach der Döbelner Bluttat die rechtsterroristische Zwickauer Zelle entdeckt und mit neun Morden an türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern von 2000 bis 2006 quer durch die Republik in Verbindung gebracht wurde.
