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Busunglück in Sachsen-Anhalt Busunglück in Sachsen-Anhalt: Rückkehr zur Normalität

Von Anke Beimdiek 17.06.2008, 06:16
Rettungskräfte bergen Unfallopfer aus einem Reisebus an der Autobahn 14 bei Könnern in Sachsen-Anhalt (Archivfoto vom 18.06.2007). Ein Jahr nach dem tragischen Busunglück ist der Alltag zumindest äußerlich in die Gemeinde Hopsten zurüchgekeht. (Foto: dpa)
Rettungskräfte bergen Unfallopfer aus einem Reisebus an der Autobahn 14 bei Könnern in Sachsen-Anhalt (Archivfoto vom 18.06.2007). Ein Jahr nach dem tragischen Busunglück ist der Alltag zumindest äußerlich in die Gemeinde Hopsten zurüchgekeht. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Hopsten/Bernburg/dpa. - EinJahr nach dem tragischen Busunglück auf der A 14 in Sachsen-Anhaltist der Alltag zumindest äußerlich in die Gemeinde zurückgekehrt. 13Angehörige einer Reisegruppe des landwirtschaftlichen Ortsvereins ausHopsten waren am 18. Juni 2007 bei dem Unglück getötet und 36 zumTeil schwer verletzt worden. «Aus den Köpfen ist dieses Ereignislängst noch nicht verschwunden», sagt Bürgermeister WinfriedPohlmann.

In ihrer Pfarrkirche haben die Hinterbliebenen des Unglücks einekleine Gedenktafel unter dem Bildnis der Muttergottes angebracht. DieNamen aller 13 Opfer und ein Zitat aus dem Römerbrief sind in dunklerSchrift auf hellem Marmor eingraviert. Vor der Gedenktafel brennennormalerweise zahlreiche Kerzen, die auch Fremde immer wieder für dieOpfer anzünden. Doch zurzeit ist die Kirche verschlossen. Sie wirdrenoviert.

Ein anderer Jahrestag wirft in Hopsten seine Schatten dagegenweithin sichtbar voraus. Überall im Ort künden Plakate vom Jubiläumzum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr. DieFeierlichkeiten sollen am 19. Juni beginnen - einen Tag, nachdem sichdas Busunglück zum ersten Mal jährt. Deshalb wurde der Toten bereitsam vergangenen Samstag in einem Trauergottesdienst gedacht.

Hopsten sei «ein sehr tief religiös geprägter Ort», sagt derPfarrer. Immer noch kommen Wallfahrer in die kleine Gemeinde imnördlichen Münsterland, um eine der Heiligen Anna gewidmete Kapellezu besuchen. Nach dem Unglück wurde den Angehörigen und Überlebendenpsychologische Hilfe angeboten. «Die Heilige Anna und der Pastorreichen mir», soll ein Betroffener darauf erwidert haben, erzählt derPfarrer. «Die katholische Kirche hat den Menschen Halt gegeben»,glaubt auch Bürgermeister Pohlmann. Bei aller Tragik habe das Unglückzudem «verlorengeglaubte Tugenden wie Gemeinschaftssinn undZusammengehörigkeitsgefühl» zutage gefördert.

Gegen den Mann, der das Unglück mutmaßlich zu verantworten hat,hege hier niemand Groll, sind sich Pfarrer und Bürgermeister einig.Der Prozess gegen den Lastwagenfahrer, der durch eine Unachtsamkeitauf den Bus gefahren und ihn eine Böschung hinunter gestoßen hatte,war ursprünglich schon im April geplant. Wegen einer Erkrankung des47-jährigen Mannes aus Niedersachsen wurde das Verfahren abereingestellt. «Viele hier sagen, der braucht keinen Richter mehr, erist gestraft genug», erzählt Pfarrer Söntgerath. Bei einemGedenkgottesdienst vor einigen Monaten hatte die Trauergemeinde denUnglücksfahrer sogar ausdrücklich in ihre Gebete einbezogen.

In Hopsten wollen die Menschen lieber wieder nach vorne schauen.«Das Leben muss weitergehen», sagt Bürgermeister Pohlmann. Derlandwirtschaftliche Ortsverein plane im August erneut eine BusreiseRichtung Ostdeutschland. Und seines Wissens habe sich für die Fahrtnach Thüringen bereits ein Großteil der Überlebenden des Busunglücksangemeldet.