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Bus-Kontrolle in Osterfeld Bus-Kontrolle in Osterfeld: Polizei verordnet Mittagsruhe

Von Jan Wätzold 10.08.2003, 16:26

Weißenfels/MZ. - Dieter Sabisch ist sauer. "Vor einer Woche haben sie uns bei Dresden vor laufender Fernsehkamera kontrolliert, da war alles in bester Ordnung", erzählt der Busfahrer aus Wolfen. Am Abend "in der Glotze" habe sich das dann ganz anders angehört. Da sei nur von den drei Bussen berichtet worden, die die Polizei während der Aktion auf der sächsischen Autobahn stillgelegt hatte. "Kein Wunder, dass in der Öffentlichkeit die ganze Branche in Verruf geraten ist", findet der 52-Jährige.

An diesem heißen Sonntagvormittag freilich sieht die Sache etwas anders aus. Da sind es ausgerechnet Sabisch und sein Kollege Frank Görke, die mit ihrem noch zur Hälfte mit Fahrgästen besetzten Bus zur Zwangspause verdonnert werden. Mehr als tausend Kilometer haben die erfahrenen Kraftfahrer seit dem Start an der kroatischen Adriaküste hinter sich gebracht, bis nach Bitterfeld - Standort ihres Busunternehmens - sind es höchstens noch 40 Minuten. Aber egal. Nur weil es Sabisch und Görke wegen einer Panne im österreichischen Villach verpasst haben ausreichend zu schlafen, können die Beamten vom Autobahnrevier Weißenfels jetzt kein Auge zudrücken. Seit 8 Uhr kontrollieren sie gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Gewerbeaufsichtsamtes den Busverkehr auf der A 9.

Polizeihauptkommissar Hans-Jürgen Huse, der den Einsatz an der Raststätte Osterfeld leitet, hat dennoch ein Herz für die Busfahrer. Immerhin müssen die jetzt ihren Chef anrufen, damit der einen frischen Fahrer zur Raststätte schickt. "Angenehm ist das ganz bestimmt nicht", so der Beamte. Andererseits treffe die meisten Unternehmer eine Mitschuld für derartige Widrigkeiten: "Da wird mit dem elektronischen Routenplaner ganz knapp Strecke und Fahrzeit kalkuliert, ohne dass man an Staus oder Pannen denkt."

Unter den Fahrgästen des Bitterfelder Reisebusses macht sich wegen der Zwangspause zwar etwas Unruhe breit. Auf Nachfrage aber zeigen die Urlaubsheimkehrer aus dem Raum Halle-Leipzig mehrheitlich ebenso Verständnis wie die Passagiere der anderen kontrollierten Busse. Insgesamt 15 Fahrzeuge lotst Polizeiobermeister Roman Otto zwischen 8 und 12 Uhr auf den Rastplatz in Richtung Berlin - einen kroatischen Bus, einen aus Holland, den Rest aus Deutschland.

Während die Fahrer ihre Papiere und die Kontrollscheiben aus dem Fahrtenschreiber zusammensuchen, stecken sich die Raucher unter den Fahrgästen dankbar eine Zigarette an, andere drängt es auf die Toilette. Und alle freuen sich bei der Rückkehr, dass an ihrem Bus nicht nur die Bremsen funktionieren, sondern auch die Klimaanlage. Für die Kontrolleure gibt es hier und dort noch ein Lob für getane Arbeit. "Gut so, damit nicht wieder so was wie in Lyon passiert", heißt es dann. Oder: "Besser, sie finden raus, wenn was klappert, als nachher der Staatsanwalt."

Doch anders als vor zwei Wochen, als Huse und Kollegen an gleicher Stelle einen nicht mit Passagieren besetzten Bus wegen technischer Mängel stilllegen mussten, klappert an diesem Sonntag gar nichts. Alle Fahrzeuge sind in einem guten Zustand - zumindest was den Eindruck angeht, den die Polizisten bei einer Runde um die Busse gewinnen können.

Huse, der mit seinem Kollegen Norbert Völkel seit Jahren in der Lkw-Kontrollgruppe der Autobahnpolizei arbeitet, glaubt, dass seit den spektakulären Busunfällen im Frühjahr viele Unternehmen penibler als zuvor auf die Sicherheit achten. "So richtig harte Fälle gibt es eigentlich kaum noch", so der Beamte. Und auch die Fahrer seien sich im Allgemeinen ihrer Verantwortung bewusst: "Die wissen schon, dass sie keine Holzbalken fahren."

Dennoch werden Polizei und Gewerbeaufsicht spätestens in 14 Tagen wieder an der Raststätte Osterfeld im Einsatz sein. Dieter Sabisch ist sich zwar nicht sicher, welche Tour ihn dann erwartet. Eines aber weiß der Wolfener schon jetzt: "Falls ich wieder hier lang komme und raus gewunken werde, gibt es bestimmt nichts zu beanstanden."