1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Zweithöchster Inzidenzwert Deutschlands: Zweithöchster Inzidenzwert Deutschlands: Kommt Ausgangssperre für den Burgenlandkreis?

Zweithöchster Inzidenzwert Deutschlands Zweithöchster Inzidenzwert Deutschlands: Kommt Ausgangssperre für den Burgenlandkreis?

Von Martin Walter 21.01.2021, 09:30
Eine Ausgangssperre, die jetzt auch im Burgenlandkreis droht, würde - wie auf diesem Symbolfoto - einen hohen Kontrollaufwand für Polizei und Ordnungsbehörden bedeuten.
Eine Ausgangssperre, die jetzt auch im Burgenlandkreis droht, würde - wie auf diesem Symbolfoto - einen hohen Kontrollaufwand für Polizei und Ordnungsbehörden bedeuten. dpa

Weißenfels/Zeitz - Es sind abermals traurige Nachrichten, mit denen Landrat Götz Ulrich (CDU) die wöchentliche Corona-Pressekonferenz am Mittwoch begonnen hat. Denn mit einem Wert von 465,76 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, wie er vom Landessozialministerium angegeben wird, zählt der Burgenlandkreis zu den Hotspots bundesweit.

Allein von Dienstag zu Mittwoch gab es 128 neue Fälle. Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts taucht der Burgenlandkreis sogar auf Platz zwei auf. Dort wurde der Inzidenz-Wert am Mittwochabend wegen der Meldeverzögerungen mit 408,2 angegeben. Höher war dort nur der Wert des thüringischen Landkreises Hildburghausen.

„Hinter verschlossenen Türen findet noch viel zu viel statt“

Da alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft seien, sieht der Landrat nur noch Ausgangssperren als letztes Mittel, um der steigenden Infektionszahlen Herr zu werden. Konkrete Details wollte er dazu noch nicht nennen, da dies in Absprache mit der Landesregierung geschehen müsse. Vorerst solle zudem abgewartet werden, wie sich die Fallzahlen im Laufe der Woche entwickeln.

Noch besteht also die Chance, Ausgangssperren zu vermeiden. Doch wie kommen diese zahlreichen Ansteckungen trotz aller bereits getroffenen Maßnahmen und geltenden Regeln überhaupt zustande? Sie geschehen eben dort, wo diese nicht oder nur schwer kontrolliert werden können, nämlich im privaten Bereich. „Hinter verschlossenen Türen findet noch viel zu viel statt“, sagte Götz Ulrich. Beispielsweise hätten am Wochenende in Weißenfels drei Privatfeiern aufgelöst werden müssen.

„Es sind zum Teil ganze Familienverbände betroffen“

Zudem würden viele der 1.319 aktuellen Infektionen immer noch von privaten Treffen zu Weihnachten und Silvester herrühren, aber jetzt erst erfasst werden, da über den Jahreswechsel viele Ärzte geschlossen hatten und nicht so viele Tests vorgenommen wurden, wie Amtsärztin Dr. Ina Schmidt ergänzte. „Es sind zum Teil ganze Familienverbände betroffen“, untermauerte sie dies.

Neben Ansteckungen im privaten Bereich machen die Seniorenheime nach wie vor „einen erheblichen Teil“ der Infektionen aus, so Götz Ulrich. Dort gebe es aktuell 264 Infizierte, 148 seien Heimbewohner, der Rest Mitarbeiter der Einrichtungen. Wie bereits in der Vorwoche grassiere das Coronavirus in einem Drittel, nämlich an 13 der 39 Altenheime im Burgenlandkreis. Seit Pandemiebeginn waren schon 19 von ihnen von Infektionen betroffen.

„Sobald das Virus in ein Altenheim eingetragen ist, lässt es sich nur schwer kontrollieren“

Diese Infektionsherde auszutrocknen, ist vor allem deshalb wichtig, da 96 und damit fast die Hälfte der seit Pandemiebeginn 213 Menschen, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung im Burgenlandkreis gestorben sind, Bewohner von Seniorenheimen waren. Aber „sobald das Virus in ein Altenheim eingetragen ist, lässt es sich nur schwer kontrollieren“, sagte Ina Schmidt und begründete es unter anderem damit, dass viele Bewohner an Demenz leiden und die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus deshalb gar nicht verstehen würden.

Damit der Krankheitserreger gar nicht erst in die Altenheime gelangt, wurden strenge Maßnahmen getroffen und mit einer FFP2-Maskenpflicht laut Götz Ulrich sogar „die höchsten Schutzvorkehrungen landesweit“. Doch „die Regeln sind das eine, die Einhaltung das andere.“ Diesbezüglich hatte der Landrat vergangene Woche Kontrollen in den Altenheimen angekündigt und stieß damit auch auf Kritik bei Heimleitern, die darin eine Vorverurteilung sehen.

„Wir wollen die Heime nicht drangsalieren, aber es gibt ja Gründe, warum die Zahlen dort so hoch sind“, sagte der Landrat. Am Dienstag und Mittwoch hätten in Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht und dem Landesverwaltungsamt an 37 Einrichtungen Kontrollen stattgefunden. Es habe nur geringe Verstöße gegeben, aber auch einen Fall, in dem Angehörige einer verstorbenen Person Mobiliar aus einem Heim getragen hätten, ohne dabei Masken zu tragen. (mz)