Zementwerk Karsdorf Zementwerk Karsdorf: Schwenk macht Rückzieher

Karsdorf/Leipzig - Die geplante Zement-Fusion ist geplatzt: Das Opterra-Zementwerk Karsdorf wird doch nicht an den Konkurrenten Schwenk verkauft, der ein Werk in Bernburg betreibt. Auf Druck des Kartellamts hat der Käufer die Übernahme nun abgeblasen. Zugeständnisse, die Schwenk zuletzt angeboten hatte, konnten die Bedenken der Wettbewerbshüter nicht ausräumen.
Das Zementwerk bleibt damit beim bisherigen Eigentümer, der in Leipzig ansässigen Opterra-Gruppe, sagte deren Sprecherin Anke Wunder. Gestern Nachmittag gab es in Karsdorf eine Zusammenkunft der Belegschaft, in der die Geschäftsleitung die 235 Mitarbeiter informierte. Per Rundschreiben hatten diese die Nachricht bereits vergangene Woche erhalten - noch bevor das Kartellamt die Entscheidung publik machte. „Es war uns wichtig, dass unsere Mitarbeiter als erstes informiert werden“, so Wunder.
Wie es mit dem Standort weitergeht, bezeichnet die Opterra-Sprecherin als offen: „Unser Mutterkonzern CRH wird jetzt erst einmal die weiteren Optionen prüfen.“ Was konkret geplant ist, wollte auch CRH in Dublin noch nicht verraten. „CRH äußert sich nicht zu den Absichten für die weitere Entwicklung“, sagte eine Sprecherin.
In der Belegschaft geht man allerdings davon aus, dass Opterra an seinen Verkaufsabsichten festhält. Mitarbeiter fürchten eine lange Hängepartie. Zudem herrscht Ungewissheit: „Man weiß ja nicht, wer da nun noch anklopft?“, so ein Zementwerker. Das könne ein anderer deutscher Zementhersteller sein, der schon einmal im Gespräch war, aber auch eine Investorengruppe. Auch wie es mit Investitionen und der Instandsetzung weiter geht, fragt man sich im Werk. Jene zum Einhalten von CO 2 -Grenzwerten würden sicher erfolgen, doch gehe es auch um Reparaturen, die anstehen. Für letztere habe Opterra die Mittel erst einmal gestrichen, heißt es.
Den Verkauf hatte die irische Opterra-Mutter CRH schon im Februar mit Schwenk vereinbart (Tageblatt/MZ berichtete). Ab Mai lag die Sache dann beim Bundeskartellamt und wurde dort immer intensiver geprüft. Die Frist dafür war vom Amt mehrfach verlängert worden.
„Die Fusion ließ eine erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs erwarten und wäre daher zu untersagen gewesen“, sagte nun der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt. Karsdorf ist das mit Abstand größte Zementwerk in den neuen Bundesländern - vor Bernburg in Salzlandkreis. Und dieser Standort gehört bereits Schwenk. Zusammen hätten die beiden daher den regionalen Zementmarkt dominiert, so die Befürchtung der Wettbewerbshüter. Denn wegen der hohen Transportkosten wird Zement nur in der Region rund ums Werk ausgeliefert; dadurch hätte Schwenk dann fast ein Monopol gehabt.
Laut Kartellamt kommt das Werk in Karsdorf in Mitteldeutschland schon jetzt auf 40 Prozent Marktanteil und ist damit unangefochtener Marktführer. Schwenk kommt mit seinem Werk in Bernburg, das schon seit 1990 zum Unternehmen gehört, auf weitere 20 Prozent. Zusammen wären es also 60 Prozent gewesen. „Mit Opterra wäre der engste und aktivste Wettbewerber von Schwenk aus dem Markt ausgeschieden“, so die Behörde. Weitere Anbieter sind rar und zu weit weg: Dornburg-Camburg im Saale-Holzland-Kreis (Thomas-Gruppe) und Deuna im Eichsfeld (Dyckerhoff). Das hätte Schwenk erlaubt, kräftig an der Preisschraube zu drehen.
Um den Zukauf in Karsdorf doch noch durch zu bekommen, hatte Schwenk zuletzt versucht, einen Kompromiss anzubieten: Ein Fünftel der Produktionskapazität in Karsdorf wollte Schwenk als sogenannte „Zementwerksscheibe“ an einen Dritten abgeben samt des Kundenstamms für diese Menge. Die Idee wurde vom Amt geprüft und als ungeeignet verworfen. Schließlich wäre der Erwerber der Zementwerksscheibe von Schwenk abhängig gewesen. Das Kartellamt drohte daher, den Zusammenschluss formell zu verbieten. Dem kam Schwenk zuvor und zog den Antrag zurück.