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Transplantierten-Sport  Zeitz: Dieter Pörschmann bei Europameisterschaft der Transplantierten in Finnland

Von Tobias Schlegel 24.07.2016, 10:35
Das Radfahren ist die sportliche Paradedisziplin von Dieter Pörschmann.
Das Radfahren ist die sportliche Paradedisziplin von Dieter Pörschmann. Hartmut Krimmer Lizenz

Zeitz - Nur den Wettergott hat Dieter Pörschmann dieses Mal nicht auf seiner Seite gehabt. Denn die Chance auf eine größere Ausbeute an Medaillen bei der Europameisterschaft der Transplantierten im finnischen Vantaa, einem Vorort der Hauptstadt Helsinki, vor einer Woche fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser.

Am letzten Wettkampftag herrschte ein solches Unwetter, dass die Spiele zum ersten Mal überhaupt abgebrochen werden mussten. Pörschmann selbst konnte dadurch nicht an den Rennen über die 400-Meter- und 1 500-Meter-Distanz teilnehmen.

Hier hatte sich der 59-Jährige, der in der Altersklasse 55 bis 59 antrat, noch etwas ausgerechnet. „Es hätten sicher noch mehr Medaillen sein können, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, so der zweifach Herztransplantierte aus Zeitz.

Viel mehr als die vergebene Möglichkeit auf weiteres Edelmetall ärgert ihn, dass er die beiden Rennen nicht bestreiten konnte. „Denn mir macht das Laufen einfach Spaß“, sagt Dieter Pörschmann.

Doch bei Starkregen war an eine Fortsetzung der Wettkämpfe nicht zu denken. „Ich hatte gar keine trockenen Sachen mehr“, berichtet der Athlet, und die Gesundheit der Sportler gehe in so einem Fall natürlich vor.

Und seine Ausbeute von zweimal Silber und einmal Bronze  kann sich so oder so sehen lassen. Los ging es für Dieter Pörschmann mit dem Wettkampf über vier Kilometer Cross-Lauf.

Dafür hatte er sich im Vorfeld speziell vorbereitet. „Ich habe zum ersten Mal bei dieser Disziplin teilgenommen. Untrainiert hätte das keinen Sinn ergeben“, erklärt Pörschmann seine Gründe. Auf dem welligen Untergrund hatte der Zeitzer dennoch zu kämpfen, doch eine gute Position zu Beginn des Rennens ließ auf eine vordere Platzierung hoffen.

„Da habe ich mir gedacht, das muss ich jetzt halten und so ein Wettkampf setzt dann noch mal zusätzliche Energie frei“, meint Pörschmann, der letztlich als Zweiter ins Ziel kam und sich über Silber freuen durfte.

Nur wenig gewöhnen musste er sich an das Radrennen zwei Tage drauf, schließlich ist das seine Paradedisziplin. Neu war dagegen nur die Strecke, die doch sehr bergig und anspruchsvoll war. Dazu kam der Wind, der jegliche Ausreißversuche im Keim erstickte.

Pörschmann hielt sich deshalb so lange wie möglich im Hauptfeld auf. Am Ende reichte es zwar „nur“ zu Bronze, doch die beiden Erstplatzierten seien an diesem Tag einfach zu stark gewesen.

„Im Ziel mussten wir eine Steigung von etwa fünf Prozent befahren. Da haben mir am Ende die Kräfte gefehlt, was mich ein wenig geärgert hat“, so Pörschmann. Auch im 100-Meter-Rennen blieb ihm die erhoffte Gold-Medaille verwehrt, wieder reichte es nur für Silber.

„Ich hatte noch etwas schwere Beine vom Radrennen und beim Start musste ich ein wenig verzögern, weil ich sonst eine Verletzung im Oberschenkel riskiert hätte. Das hat etwa eine Sekunde gekostet“, erzählt Pörschmann, der mit einer Zeit von 14,9 Sekunden ins Ziel kam.

Sich beschweren über die verpasste Gold-Medaille, die er bei den letzten Wettkämpfen immer mindestens einmal holte, will sich der Athlet aber nicht: „Darauf will ich mich nicht versteifen, schließlich ist jeder Wettkampf anders. Und es hat auch in diesem Jahr wieder Spaß gemacht“, sagt Dieter Pörschmann.

Etwas enttäuschend war lediglich die Teilnehmerzahl Deutschlands an den Europameisterschaften, die erstmals gemeinsam für Herz- und Lungen- und Niere- und Leber-Transplantierte ausgetragen wurde. Nur sieben Herz- und Lungen-Transplantierte hatten sich auf den Weg nach Finnland gemacht. Andere Nationen waren wesentlich stärker vertreten.

„Es gibt nicht viele, die bereit sind, nach so einer Krankheit Sport zu treiben und es ist ebenfalls schwer, sie dazu zu bewegen, an solchen Wettkämpfen teilzunehmen“, findet Dieter Pörschmann.

Dabei dienen gerade solche sportlichen Ereignisse, um auf die Schicksale wie die Pörschmanns und das gesamte Thema Organspende aufmerksam zu machen. Die Resonanz vor Ort sei dennoch gut gewesen, einige Zuschauer hätten sich beim Radrennen auf der Strecke und bei den Leichtathletikwettkämpfen im Stadion aufgehalten.

Für Dieter Pörschmann selbst blieb dagegen nur ein Tag, um auch von der Umgebung etwas mitzubekommen. Gemeinsam mit seiner Frau unternahm er einen Ausflug nach Helsinki. (mz)