Wirtschaft Wirtschaft: Aktiv gegen Vorurteile

Naumburg - Ronny Noske hat sein Ziel klar vor Augen. Der 32-Jährige will Unternehmen für ein spezielles Thema sensibilisieren. „Viele glauben, Menschen mit einer Schwerbehinderung können nicht arbeiten. Das ist natürlich nicht der Fall. Sie können genauso gut und qualifiziert tätig sein, wie Nichtbehinderte“, sagt der Naumburger. Wenige Worte, um Menschen zu überzeugen, reichen ihm nicht. Er hat eine Personalberatung gegründet. Mit einer Geschäftsstelle in der Salzstraße ist er in Naumburg seit Beginn des Jahres präsent. Zudem hat er ein Büro in Leipzig, will auch in Jena und München Filialen seiner Agentur eröffnen.
Sowohl Firmen als auch Menschen mit einer körperlichen Schwerbehinderung zählen zu seinem Kundenstamm, die einen suchen nach einem neuen Mitarbeiter, die anderen nach einem neuen Job. Ist eine Vermittlung positiv verlaufen, ist der Auftrag für den Naumburger noch längst nicht beendet. „Ich bin oft weiterhin Betreuer und Ansprechpartner“, so der Personalberater, der als Stellvertreterin Nicole Böhm an seiner Seite weiß. Auch Schlichtungen zählen zu seinem Aufgabengebiet. Große und kleine Firmen aus ganz Mitteldeutschland berät er mittlerweile, darunter bekannte Namen wie SAP, Bosch oder Solibro Hi-Tech. Im Burgenlandkreis sei es jedoch schwieriger, Stellen zu vermitteln, so Noske. Die Behinderungen seiner Kunden, denen er eine neue Arbeit vermitteln will, sind verschieden, reichen von Krebs bis zu Seh-, Hör- und Gehbehinderungen. Genauso unterschiedlich sind die Berufsfelder, mit denen er es zu tun hat. Seine Vermittlungsquote betrage rund 95 Prozent. Zwischen sechs bis acht Wochen brauche es, damit Arbeitnehmer und Arbeitgeber erfolgreich zusammenfinden, erzählt er weiter.
Noske weiß, wie schwer es ist, mit einem Handicap zu leben. Seit der Kindheit leidet er genbedingt unter Knochenwucherungen. Zudem war er an Krebs erkrankt. Gelernt hat er den Beruf des Bürokaufmanns, bevor er ein Diplom im Fach Personalmanagement absolvierte. Schlechte Erfahrungen hat er im Berufsleben bereits erlebt. Eine Firma habe ihn gekündigt, nachdem die Förderung ausgelaufen und er einige Zeit krank war, erzählt er.
Zugutekommen dem Inhaber der Personal-Management-Agentur seine verschiedenen Kontakte: Er ist unter anderem Mitglied im Mitteldeutschen Netzwerk für Gesundheit und im Netzwerk für Metall-Elektro-Kunststoff, hat einen guten Draht zur Kreisbehindertenbeauftragten Ines Prassler und arbeitet mit unterschiedlichen Bildungswerken zusammen. Ein gutes Auftragsbuch sowie einen weiteren Wunsch hat er für die nächsten Jahre: „Ich würde mich freuen, wenn die Unternehmen einfach offener für die Thematik wären. Obwohl es ein Inklusionsgesetz gibt, sind Menschen mit Behinderung noch immer Menschen zweiter Klasse.“