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"Wir müssen hier 50 Prozent mehr bezahlen" "Wir müssen hier 50 Prozent mehr bezahlen": Protest gegen neue Herstellungsbeiträge

Von Matthias Voss 15.07.2020, 07:00
Empörung in Frauenhain über die AZV-Gebührenbescheide. Bürger empfinden die Höhe der Beiträge ungerecht. Im Bild: Rainhilde Beret, Horst Schmidt, Tino Wessert, Christian Schramm und Roland Braune (v.l.)
Empörung in Frauenhain über die AZV-Gebührenbescheide. Bürger empfinden die Höhe der Beiträge ungerecht. Im Bild: Rainhilde Beret, Horst Schmidt, Tino Wessert, Christian Schramm und Roland Braune (v.l.) René Weimer

Droßdorf - 90 Unterschriften haben Bürger aus Droßdorf, Frauenhain und Rippicha gesammelt und an den Abwasserzweckverband (AZV) Weiße Elster - Thierbach/Hasselbach übergeben. Der Hintergrund: Zusammen mit der Stadt Zeitz bilden diese und weitere Ortsteile der Gemeinde Gutenborn das Abrechnungsgebiet 2 des AZV. Und hier gelten andere Gebühren als im Gebiet 1 - höhere.

„Wir müssen hier rund 50 Prozent mehr bezahlen. Das verstehen wir nicht und die Kommunikation mit dem AZV war bislang recht schwierig, deswegen haben wir mit der Unterschriftensammlung sorgen wollen, dass mit uns gesprochen wird“, erklärt Roland Braune.

Herstellungskosten 3,29 statt 2,32 Euro pro Quadratmeter vorgesehen

Er wohnt am Dorfplatz in Frauenhain, einem der neuralgischen Punkte, wo es um viel Geld geht. Denn hier gibt es teilweise Grundstücke mit mehreren tausend Quadratmetern. Nach über 20 Jahren sollen diese Ortsteile nun an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen werden. Für die Herstellungskosten seien 3,29 statt 2,32 Euro pro Quadratmeter vorgesehen, die späteren Gebühren pro Kubikmeter Schmutzwasser liegen aktuell bei 5,57 statt 3,51 Euro, wie im großen Rest des AZV-Gebietes, welches den gesamten Altkreis Zeitz umfasst.

Eine Begründung blieb der Zweckverband in zahlreichen Infoveranstaltungen und Gesprächen schuldig. „Es gab immer nur ausweichende Antworten auf unsere Fragen. Selbst unser Bürgermeister Stefan Leier hat auf seine schriftliche Anfrage sogar gar keine Antwort bekommen“, so Braune weiter.

„Wir können den Ärger der Einwohner verstehen und werden zeitnah die Sache aufklären“

Die MZ hat dagegen den Geschäftsführer des AZV, Andreas Stefanowski, telefonisch erreicht und zumindest erste Informationen bekommen. „Wir können den Ärger der Einwohner verstehen und werden zeitnah die Sache aufklären“, versprach er Abhilfe. Man müsse aber auch den Zweckverband verstehen, weil es neue Entwicklungen gegeben habe.

So stehen neuerdings für die Maßnahme rund eine Million Euro Fördergelder zur Verfügung, die in die Satzung eingearbeitet werden müssen. „Sie können davon ausgehen, dass die Gebührensätze nach unten korrigiert werden und sich denen aus dem Abrechnungsgebiet 1 nahezu angleichen werden“, so Stefanowski.

„Wir Gutenborner haben das im Verbandsgemeinderat bemängelt"

Im Gemeinderat im Juni in Droßdorf ging aber auch das Gerücht um, dass aufgrund eines Minus, welches in der Vergangenheit erwirtschaftet worden ist, die Gebühren erhöht worden sind. Da sie für das Gebiet 1 für eine Drei-Jahres-Periode feststehen, gelte das also erstmal für das Gebiet 2, so Gemeinderatsmitglied Steffen Kühn (CDU).

„Wir Gutenborner haben das im Verbandsgemeinderat bemängelt, weil es unsere Ortschaften betrifft, aber wir sind klar überstimmt worden“, so Kühn. Die beiden Delegierten zur AZV-Versammlung, die nicht aus der Gemeinde Gutenborn stammen, haben dann für die entsprechende Satzung gestimmt. „Ich bin mir nicht sicher, ob zwei so unterschiedliche Abrechnungsgebiete überhaupt rechtens sind“, meinte der CDU-Vertreter noch.

„Wir brauchen eine sozialverträgliche Lösung“

Rainhilde Beret, die in der Siedlung in Droßdorf wohnt, wo auch mit dem Bau der neuen Leitung begonnen werden soll, meint dagegen, dass das Gesetz zwei solche Gebiete zulassen würde. „Aber es geht um das Solidarprinzip. Das ist hier nicht gegeben, wenn die Menschen so unterschiedlich viel bezahlen müssen. Wir brauchen also eine sozialverträgliche Lösung“, so Beret.

Die Informationen aus dem Verbandsgemeinderat hält sie dagegen für nebulös und keineswegs für faktisch. Sie wolle nun, genauso wie Roland Braune und alle anderen Anwohner, abwarten, wie die neuen Zahlen aussehen. „Hauptsache, wir werden jetzt endlich mal ordentlich informiert. Und dann schauen wir weiter“, so Braune. Der Rechtsweg sei dabei aber der allerletzte Weg. (mz)