Winzer Winzer : 55 Millionen Liter in den Flaschen

Freyburg - Die Winzer des Weinbaugebietes Saale-Unstrut zeigen sich mit dem 2017er-Jahrgang zufrieden. Rund 5,5 Millionen Liter werden in die Flaschen kommen, kündigte Verbandspräsident Siegfried Boy an. Das entspricht einem Ertrag von etwa 7100 Liter je Hektar. Damit knüpfen die Weinerzeuger des nördlichsten deutschen Anbaugebietes an das Ergebnis des Vorjahres an. „Vor allem bei den spät reifenden Sorten dürfen wir sehr gute Weine erwarten“, blickte Hans Albrecht Zieger voraus. Mit bis zu 68 Oechsle-Graden hätten die Rebsäfte die entsprechende Qualität.
Der Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut gehörte am Sonnabend zu den Teilnehmern der Generalversammlung des Weinbauverbandes Saale-Unstrut und des Mitteldeutschen Weinbautages, die in Freyburg stattfanden. Dabei zog der Verband Bilanz für das vom 1. Juli 2016 bis zum 30. Juni 2017 reichende Geschäftsjahr. Außerdem wurde die Planung für die Zeit bis Sommer 2018 vorgestellt.
Im vergangenen Jahr wuchs das Anbaugebiet in Sachsen-Anhalt um rund 11,5 Hektar, in Thüringen um 1,5 sowie in Brandenburg um 3,4 Hektar. Möglich wurde dies durch die von der Europäischen Union vorgenommene Neuregelung der Pflanzrechte. Erweiterungen sind demnach bis zum Jahr 2020 möglich. Allerdings erwartet der Weinbauverband einen Rückgang der Nachfrage nach Aufrebungen, wie dessen stellvertretender Vorsitzender Hans Albrecht Zieger sagte.
Nicht in vollem Umfang genutzt wurden von den Winzern die vom Land Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellten Fördermittel. So mussten nur 182000 von insgesamt 220000 Euro der Steillagenförderung ausgezahlt werden, informierte Siegfried Boy. Er begrüßte, dass das Land die Förderung sowie andere Programme bis zum Jahr 2020 fortführe, wie Ralf-Dieter Weber vom Landwirtschaftsministerium ankündigte. Außerdem verwies Boy darauf, dass in diesem Jahr rund 727000 Euro zur weiteren Sanierung der Trockenmauern der Weinberge im Topf sind. „Es ist beeindruckend, was in den letzten Jahren zur Wiederherstellung der historischen Weinbergslandschaft investiert worden ist, obwohl es auch mit Freyburg Ärger in Hinsicht auf die Stadtsanierungsmittel gegeben hat“, lobte der Präsident.
Eine klare Abfuhr erteile der Verbandschef dem vom Bund geplanten Bau der Stromautobahn „Süd-Ost-Link“, die das Weinbaugebiet tangieren würde. „Wir sind an Saale und Unstrut mit dem Tourismus als wirtschaftlichen Hoffnungsträger gut vorangekommen. Einbegriffen ist der Weinbau. Die Stromautobahn würde dem Image der Region erheblichen Schaden zufügen“, sagte Boy. Er forderte die Winzer auf, gegen die Trasse mobil zu machen und die bereits gegründete Bürgerinitiative (wir berichteten) zu unterstützen.
In seinem Bericht verteidigte der Weinbaupräsident den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, so von Glyphosat. „Wichtig ist, dass wir es auch in den nächsten fünf Jahren vor allem in den Steillagen nutzen können“, so Boy. Sonst drohe dort ein höherer Arbeits- und damit personeller Aufwand. Die Winzer setzten die Mittel verantwortungsbewusst und entsprechend der vorgebenen Regelungen ein. Das werde amtlich kontrolliert.
Kritik übte Siegfried Boy am Deutschen Weininstitut. Es sei unerfreulich, dass die Deutsche Weinkönigin nicht mehr zu Höhepunkten wie dem Freyburger Winzerfest präsent sein dürfe. Auch die Reise ins Anbaugebiet werde auf eineinhalb Tage begrenzt und in diesem Jahr bereits im Februar stattfinden. Außerdem forderte Boy, die Wahl der höchsten deutschen Weinmajestät auf ein Wochenende zu konzentrieren.
Im gesamten Anbaugebiet werden im Frühjahr insgesamt 68 touristische Schilder aufgestellt, die Auskunft über die einzelnen Weinlagen geben. Das Projekt wird vom Burgenlandkreis unterstützt.
Für das vergangene Geschäftsjahr verzeichnet der Weinbauverband Einnahmen von insgesamt 352000 Euro. Dem stehen Ausgaben von 368100 Euro entgegen, informierte Olaf Jäger innerhalb seines Vortrages zum Kassenbericht. Im Vorjahreszeitraum hatte der Verband dagegen noch ein Plus von 16600 Euro erwirtschaftet. Wie Präsident Siegfried Boy sagte, seien die Kosten, so für Sicherheitsmaßnahmen, des vom Verband veranstalteten Freyburger Winzerfests gestiegen. Andererseits ging dessen Besucherzahl zurück. Die aktuelle Rücklage des Verbandes beträgt damit rund 94300 Euro. Für das neue Geschäftsjahr sind nunmehr Einnahmen in Höhe von 352130 Euro und Ausgaben von 347051 Euro geplant.
Zum 25-jährigen Bestehen der Weinstraße Saale-Unstrut wird zur Gebietsweinprämierung am 14. Juni ein Festakt stattfinden. Am 26. und 27. Februar ist Weinbotschafter Gunther Emmerlich in der Region zu Gast. Mit seiner Bigband wird er auch zum vom 7. bis 10. September stattfindenden Winzerfest aufspielen. Weiterer Gast ist der Sänger Chris Andrews.
Mit dem Pressepreis des Weinbauverbandes wurde die Karsdorfer Journalistin Gudrun Schröder geehrt. In ihrer Laudatio würdigte Gebietsweinkönigin Juliana Beer das Wirken der früheren Tageblatt/MZ-Redakteurin. Herzlich verabschiedet wurde nach 15-jähriger Amtszeit die Geschäftsführerin der Weinwerbung, Sandra Polomski-Woithon. Als beste Jungwinzer konnten Tom Wölbling (Abschluss mit 1,2) und Lucas Bornschein (1,3) geehrt werden.


