Wettbewerb Wettbewerb : Marienthaler Schloss mit Leben füllen

Marienthal - Würde es sie nicht geben, würde die Domkurie in Havelberg womöglich noch heute ein verwaistes Dasein fristen. Doch dank der Messeakademie, einem studentischen Architekturwettbewerb, oder vielmehr eines dabei entstandenen Entwurfs zog wieder Leben in das alte Fachwerkhaus ein. Im Erdgeschoss ist nach der Sanierung eine Töpferei eingezogen. In den Wohnungen darüber sind inzwischen Familien zu Hause. Wie die Kurie erhielten einige andere ungenutzte Denkmale in den vergangenen Jahren auf diese Weise wieder eine Bestimmung - demnächst vielleicht auch das Marienthaler Schloss. Denn die Messeakademie geht in ihre neunte Runde. Und in dieser ist die Marienthaler Gutsanlage eines der vier Objekte, aus denen die Teilnehmer - Studenten aus ganz Deutschland - sich eines herausgreifen können.
Unter dem diesjährigen Thema „DenkMal Nutzung!“ sollen sie überzeugende Konzepte und Lösungen für eine zukunftsträchtige Nutzung entwickeln. Neben dem Marienthaler Schloss stehen Gutshof und Herrenhaus Reuden, die Barchfelder Schlösser und die Alte Baumwolle in Flöha zur Auswahl. Um den Studenten die Entscheidung zu erleichtern, geht es auf Exkursion zu den Objekten. So empfing Monika Schreiber vor wenigen Tagen 17 Studenten in ihrem Marienthaler Schloss.
Bevor die Frauen und Männer das Schloss vom Dach bis in den von Hufeisennasen bewohnten Keller, auf den der Naturschutz ein wachsames Auge hat, unter die Lupe nahmen und sich auf dem Anwesen umsahen, erhielten sie ausführliche Informationen zum Wettbewerb und zum Schloss - von dessen architektonischer Geschichte, seinen wechselnden Bewohnern samt jeweiliger Nutzung bis hin zu Monika Schreibers Erfahrungen, die sie seit dem Schlosskauf gemacht hat. Eigentlich habe sie Urlaub auf dem Bauernhof anbieten wollen. Ein mehrteiliger Verkauf der Gutsanlage durchkreuzte ihre Pläne. So halte sie sich mit Tagesveranstaltungen und Gästen, die eine Nacht bleiben, über Wasser.
Ralf Peter Pinkwart, der über den Architekten des Schlosses, Paul Schultze-Naumburg, ein Buch geschrieben hatte, machte die Teilnehmer - Studenten vor allem aus Weimar sowie Aachen und Berlin - mit der Architektur des Schlosses und dessen Architekten vertraut. Eine Repräsentation mit von Pinkwart entdeckten Entwürfen hatte Wolfgang Bettauer vom Landesamt für Denkmalpflege vorbereitet. Er war es auch, der das Marienthaler Schloss als Wettbewerbsobjekt ins Spiel gebracht hatte. Bis zum 31. August haben die Studenten Zeit, ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Eine Jury wird die zehn besten Entwürfe heraussuchen, die zur „denkmal“-Messe im November in Leipzig gezeigt werden. „Die drei besten werden zudem in einem Kolloquium von den Studierenden vorgestellt“, so Projektbetreuerin Ina Malgut. Ob die Entwürfe realisiert werden, hänge allein von den Denkmal-Eigentümern ab, fügt sie hinzu. Monika Schreiber gab zu verstehen, dass sie für einen Neuanfang im Schloss ein zu reifes Alter habe. Sie liebäugelt gar mit dem Verkauf des Anwesens.