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Wenzelskirche Wenzelskirche: Mit Konzert überzeugt

Von Harald Boltze 12.03.2020, 15:57
Nicolas Berndt vor seinem neuen Arbeitsplatz: der berühmten Hildebrandt-Orgel.
Nicolas Berndt vor seinem neuen Arbeitsplatz: der berühmten Hildebrandt-Orgel. Torsten Biel

Naumburg - Es ist ein Amt von höchstem Renommee. Erstmalig besetzt wurde es im 18. Jahrhundert durch Johann Christoph Altnikol und zwar auf ausdrücklichen Wunsch seines Schwiegervaters - niemand Geringerem als Johann Sebastian Bach. Die Rede ist vom Organisten der Naumburger Stadtkirche St. Wenzel und somit natürlich auch von der Hildebrandt-Orgel, an deren Konzeption und Abnahme Bach maßgeblich beteiligt war.

Zugleich war die Stelle des Wenzelsorganisten in den vergangenen Monaten jedoch vakant. Bis jetzt, denn nun wurde Nicolas Berndt als neuer Amtsinhaber vorgestellt. Der 35-Jährige, gebürtig in Bonn, studierte in Leipzig und Freiburg Kirchenmusik und Orgel, gewann diverse Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und arbeitete zuletzt als Assistenzorganist an der Leipziger Thomaskirche.

Auf einer Studienfahrt habe er Naumburg und die Hildebrandt-Orgel einst kennengelernt. Und sie ist ihm im Gedächtnis geblieben, so dass er nicht lange nachdenken brauchte, als er von der Ausschreibung seiner jetzigen Stelle erfuhr. „Es ist ein Instrument von weltweitem Rang. Naumburg kann sich glücklich schätzen, diese Orgel zu haben. Sie erlaubt, weil sie eben als einzige noch so erhalten ist, einen einmaligen Blick in die damalige Welt und in die Frage, wie sich Bach die Musik vorgestellt hat“, lobt Berndt seinen neuen Arbeitsplatz in höchsten Tönen.

Vorausgegangenen war seiner Besetzung ein Auswahlverfahren seit Mai 2019. Elf Bewerber und damit ein paar weniger, als man erwartet hatte, stellten sich vor. Vier gelangten in eine engere Auswahl und spielten vor. „Die Konzertqualität von Herrn Berndt hob sich dabei deutlich ab“, meint Pfarrerin Christina Lang, die in der Kirchengemeinde vor allem an St. Wenzel predigt. Berndt, so machte Christina Lang deutlich, müsse nun die Balance schaffen zwischen der Arbeit mit internationalen Topmusikern, die extra für die Orgel nach Naumburg kommen, und der regelmäßigen Arbeit mit der Gemeinde. Letzteres sieht auch der neue Organist als großen Schwerpunkt. „Ich bin Kirchenmusiker“, betonte er und äußerte das Ziel, nicht nur ein kulturinteressiertes Publikum, sondern auch die Naumburger abzuholen, die bisher noch keine Berührung mit der Orgel hatten. Eine gute Gelegenheit bietet sich dazu am Sonntag, 10. Mai, wenn der Leipziger Thomanerchor zu Berndts offizieller Einführung extra nach Naumburg kommen wird. Geplant hat er zudem ein großes Gala-Konzert zu Silvester.

Weiter etablieren will der Musiker zudem die Reihe „Orgel punkt Zwölf“. Zu diesen rund 80 Veranstaltungen im Jahr kommen jeweils um die 100 Zuhörer zum Preis von vier Euro in die Wenzelskirche, zumeist Touristen, aber auch Einheimische, die ihre Mittagspause mit einem Kulturgenuss verbinden. „Die Einnahmen dieser Mittagskonzerte finanzieren auch einen erheblichen Teil der Stelle“, sagt Superintendentin Ingrid Sobottka-Wermke. Dass der andere Teil von der Landeskirche getragen werde, sei in Sachsen-Anhalt einmalig und zeige die Wertschätzung der Landeskirche für die Hildebrandt-Orgel.

Die Besitzerin des Instruments ist seit jeher allerdings die Stadt Naumburg. Und diese würde gerne noch mehr davon profitieren. „Ich denke, es sollte uns gelingen, die Orgel noch stärker in den Fokus zu rücken und mit mehr Öffentlichkeitsarbeit ihre Bekanntheit noch zu steigern“,

so Oberbürgermeister Bernward Küper. Höhepunkte, die sich dazu eignen, sind natürlich die Hildebrandt-Tage sowie die Konzertreihe „Internationaler Orgelsommer“, die nun in der Verantwortung von Wenzelsorganist Nicolas Berndt liegen.