Weinfest in Dorndorf Weinfest in Dorndorf: Majestäten in Sportschuhen

Dorndorf - Von wegen „Wenn Du erst Königin bist, wirst du nicht mehr zu Fuß gehen.“ In Dorndorf jedenfalls stimmt der Satz aus dem Märchen vom Aschenbuttel nicht. Dort sollte eine Weinkönigin stets ein paar Laufschuhe dabei haben, jedenfalls wenn sie zum Wein- und Heimatfest in den kleinen Lauchaer Ortsteil kommt. Der Buttenlauf dort ist ein Klassiker. Dass die amtierende Gebietsweinkönigin daran teil nimmt, versteht sich von selbst. Und wenn sie passendes Schuhwerk nicht dabei hat? Auch kein Problem. Die Dorndorfer helfen gern mit Sportschuhen aus. So konnten auch Jenny Meinhardt, die amtierende Gebietsweinkönigin, sowie Lauchas Weinprinzessin Mareike Scheutzel und deren Amtsschwestern aus Steigra, Gleina und Großjena wohlausgerüstet an den Start gehen.
Der rund 100 Meter lange Parcours auf der Dorfstraße, auf dem etliche Hindernisse zu überwinden sind, führt stramm bergan. Und Tempo ist nicht alles. Am Ende zählt meist, wie viel Wasser in der Butte verblieben ist. Wer zu viel verschüttet, wird mit Strafsekunden bedacht - zehn für jeden Liter, der vergossen wurde. Das hat schon manchen flotten Läufer um den Sieg gebracht, wie Thomas Böttcher, schilderte. Er jedenfalls habe die Lektion gelernt, seitdem er von einem Konkurrenten in Badelatschen geschlagen wurde, den er weit hinter sich gelassen hatte, der aber am Ende doch mehr Wasser in die „Döse“ goss.
Zum Buttenlauf treten nicht zuletzt junge Leute an, die aus dem Weindorf stammen, inzwischen aber anderswo Arbeit und Wohnsitz gefunden haben. So Marianne Stock, die seit einigen Jahren aus Cuxhafen anreist. Sie war auch diesmal wieder eine der Moderatorinnen. Den Lauf zweier Weinmajestäten kommentierte sie: „Die Damen dürfen natürlich nicht schwitzen, sie müssen ja nachher noch zum nächsten Weinfest.“ Dass sie nicht nur mit dem Mund vornweg war, stellte sie am Ende mit einem ersten Platz unter Beweis. Ihren aus dem bierlastigen Norden stammenden Mann hat sie für die spezielle Disziplin des Weinbaudorfes ebenfalls gewinnen können, und, wie dessen Platzierung zeigt, mit gutem Erfolg.
Am Start waren auch die Schwestern Anna Maria und Juliane Weise. Anna Maria, bisher stets unter den Aktiven, hatte diesmal eigentlich pausieren wollen, da sie noch am Tag zuvor die Wohnung in Stöbnitz tapeziert hatte, was doch kräftezehrend gewesen sei. Doch Schwester Juliane, die sich gut in Form fühlte, drängte. „Meiner Schwester kann ich nichts abschlagen“, meinte Anna Maria, und als DJ Thomas Böttger dann auch noch den Song „Schwesterherz“ der Sängerin Klima herausgesucht hatte, war die Teilnahme geklärt.
Im Übrigen nutzen die Dorndorfer den Buttenlauf auch, um den Nachwuchs an die Winzerei heranzuführen. Freya Kunze (acht Monate) und Aaron Pietzsch (ein Jahr) wurden von Opa und Vater über den Parcours getragen. Die Zahl der Starter unter sieben Jahre, die mit kleinen Zehn-Liter-Butten an den Start gingen, war beachtlich. Da rannte freilich oft ein Helfer nebenher und lupfte die Butte ein wenig, damit der künftige Jungwinzer nicht gleich die Nase voll hatte vom Weinbau. Dass Dorndorfer Eltern bei dieser Gelegenheit schon nach dem oder der zum Weinberg passenden Schwiegersohn oder -tochter Ausschau halten, soll aber ein Gerücht sein.
Der diesjährige Buttenlauf war der 25. in Folge. Ausgerichtet wird er inzwischen vom Dorndorfer Winzerverein. Der ist eigens gegründet worden, damit das Großereignis im Dorf einen ordentlich eingeschriebenen Ausrichter hat. Neuer Vereinsvorsitzender ist seit März Johannes Beyer. Gedrängt habe er sich nicht, doch sei es wichtig, dass der Buttenlauf weiterhin stattfindet. „Das Schöne daran ist, dass der Verein damit das Dorf zusammenhält. Auch die, die nun woanders ansässig sind, kommen dann zu Besuch ins Dorf“, sagt er.
Zum Buttenlauf tritt sonst gern politische Prominenz an. Insbesondere in Vorwahlzeiten. Doch diesmal hielt sich der Andrang in Grenzen. Dass Bürgermeister Michael Bilstein an den Start ging, hat mit der in Laucha ins Haus stehenden Bürgermeisterwahl nichts zu tun. Seit er das Amt bekleidet, habe er an jedem Lauf teilgenommen, so Bielstein.