Unstrut-Radweg Unstrut-Radweg : Freie Bahn für Power-Radler

Unstruttal - Den Radlern freie Bahn. Geruhsam in die Pedalen treten war gestern, Aktiv-Urlauber mögen es sportlich, manche preschen als Power-Radler über die Piste. Unerwartete Hindernisse wie Poller oder Sperren können da leicht zum Verhängnis werden. Auf dem Unstrut-Radweg in Nebra etwa, wo An der Aue eine Schranke und ein Poller im Weg stehen. Diese sollen Autos die Zufahrt versperren, und aufgestellt worden sind sie vor Jahren, um Umweltsünder, die dort immer wieder ihren Müll in der Landschaft entsorgt hatten, fern zu halten.
Weil Radfahrer, die hier inzwischen in jeder Saison in Scharen unterwegs sind, diese Leiteinrichtungen übersehen und stürzen könnten, werden diese heute als Gefahrenquellen eingestuft und müssen weg. Zudem soll eine Einengung vor einer Grabenbrücke mit Warnbaken deutlich gekennzeichnet werden. Ein Schild, das vor der Brücke steht und Radfahrer zum Absteigen auffordert, wurde als nicht normgerecht eingestuft.
Die Entfernung von Schranke und Poller sowie die Nachrüstung der Brücke sind Festlegungen, auf die sich Vertreter von Stadt und Verbandsgemeinde, Kreisverwaltung und Polizeirevier dieser Tage bei einem Lokaltermin verständigt haben. Eingeladen hatte das Straßenverkehrsamt des Burgenlandkreises, und angeregt worden war diese „Verkehrsschau“ von Johannes Müller, dem Wanderfreund und Radwander-Enthusiasten aus Angersdorf bei Halle. Müller, auf dessen Rat man sich bei der Neustrukturierung des Wanderwegnetzes im Burgenlandkreis gern gestützt hat, kennt sich auch bestens auf den Radwegen im Süden Sachsen-Anhalts aus und hat dort viele Gefahrenstellen ausgemacht, im Saalekreis und eben auch im Burgenlandkreis.
Und es geht da laut Müller nicht um Power-Radler: „Poller und ähnliche Hindernisse sind die Ursache vieler schwerer Unfälle auf Radwegen, insbesondere bei Gruppenfahrten, weil die hinten fahrenden Radler den Poller nicht erkennen können“, erläutert er.
Die heikelste Stelle auf dem Unstrutradweg allerdings gab es laut Müller in Laucha. Dort war der Radweg in der Stadt bisher anders ausgeschildert, als er eigentlich verläuft. Er lenkte die Pedalritter über die Promenade zum Obertor, wo sie die vielbefahrene und unübersichtliche Kreuzung überqueren mussten. Die Ausschilderung, die vom offiziellen Verlauf des Radweges abweicht, war irgendwann geändert worden.
„Wir waren das nicht“, sagte Michael Bilstein, Lauchas Bürgermeister. Die Wegweiser zeigen inzwischen wieder den offiziellen Weg. Gleichwohl plant die Stadt laut Bilstein alternative Rad-Routen durch Laucha anzubieten, eine durch Mühlstraße und Krautgasse, eine andere wie gehabt über die Promenade zum Obertor. „Wir machen das so, dass sich die Ausschilderung klar von der des Radweges unterscheidet“, so Bilstein.
In Raum Freyburg steht die Radweg-Verkehrsschau noch bevor. Hier hat das Straßenverkehrsamt aber schon mal gehandelt. Die Verbandsgemeinde musste den Felsbrocken, der die Radfahrerbrücke bei Zeddenbach sehr effizient für Autos sperrte und der nach der Sanierung des Bauwerks wieder vor die Brücke gelegt worden war, wegräumen. „Bei dem zur Sperrung für Kraftfahrzeuge genutzten Findling handelte es sich um ein Verkehrshindernis. Gemäß § 32 StVO ist es verboten, Gegenstände im öffentlichen Verkehrsraum auf Straßen, Radwege, Gehwege zu bringen oder dort liegen zu lassen, wenn dadurch der Verkehr gefährdet oder erschwert werden kann“, begründet das Straßenverkehrsamt.
Nun ist der Stein weg, und Zeddenbach-Müller Volker Schäfer schlägt Alarm. Auf der Brücke gehe es nun zu wie auf der Autobahn. Schäfer versichert, er habe mehrfach Autos über die Brücke fahren sehen – Kleinwagen meist, ein Audi, der es versucht habe, sei aufgesessen. Nun ja, mag sein, dass Schäfer aus berechtigter Sorge ein wenig zuspitzt. Allerdings: Wer Google-Maps nach dem Weg von Balgstädt zur Zeddenbacher Mühle fragt, bekommt ihn angezeigt: 1,9 Kilometer lang, Fahrzeit vier Minuten - über die Brücke Zeddenbach.
Die Zufahrt zur Zeddenbach-Brücke soll nun ebenfalls durch normgerechte Baken eingeengt werden, gibt das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Unstruttal Auskunft. Zudem soll das Verbotsschild, das die Zufahrt zur Schleuse untersagt, so versetzt werden, dass die Brücke einbezogen ist.
Auch in Balgstädt wurden bei der Erneuerung einer Brücke am Hassel-Radweg nun die Erfordernisse der Radwege-Sicherheit beachtet. Die reizvolle Bogenbrücke, die dort die Hassel überspannte, ist durch einen Steg mit hohem Geländer ersetzt worden. Das Geländer ist so hoch, dass gewiss kein Radler in die Hassel stürzen wird. Aber wer die reizvolle frühere Brücke kennt, wird an dem neuen Bauwerk wenig Freude haben.
