Umweltfrevel Umweltfrevel : Orchideen weiter ohne Chance

Nebra - Aufmerksame Leser haben Tageblatt/MZ in einer Zuschrift darauf aufmerksam gemacht: Die einstige Orchideenwiese auf dem Bockberg bei Nebra wird nach wie vor landwirtschaftlich genutzt. Die 2,37 Hektar große Wiese, auf der vor drei Jahren noch etwa 100 Exemplare des Purpur-Knabenkrauts geblüht hatten, war im Frühjahr 2014 einem Eingriff des Landwirtschaftsbetriebs Rohlfing aus Liederstädt zum Opfer gefallen (wir berichteten). Dieser hatte die Fläche im Landschaftsschutzgebiet Saale-Unstrut-Triasland umgepflügt und Mais darauf angebaut.
Welche Feldfrucht diesmal dort gedeihen soll, ist ungewiss. Fakt ist aber, dass der Landwirt laut der Leserzuschrift dieses Areal unmittelbar am Waldrand im Dezember vergangenen Jahres erneut umgeackert hat. Und - um es vorweg zu nehmen: Er ist damit rechtlich vorerst auf der sicheren Seite. Das Purpur-Knabenkraut - eine dominante und geschützte Orchideenart in der Unstrut-Region, die bis zu 80 Zentimeter hoch werden kann - hat also weiter keine Chance, diesen Lebensraum auf dem Nebraer Bockberg zurückzuerobern.
Als „Dauergrünland“ eingestuft
Bereits nach dem Eingriff vor fast zwei Jahren waren Naturschützer auf die Barrikaden gegangen. Und sie hatten bei den zuständigen Behörden Gehör gefunden. Von diesen war die Fläche als „Dauergrünland“ eingestuft worden. Das Areal, so hieß es aus der Kreisverwaltung, müsse deshalb wieder der Natur überlassen und dürfe folglich nicht weiter landwirtschaftlich genutzt werden. Rohlfings hatten vom Landkreis eine „Verfügung zur Wiederherstellung“ des Grünlands erhalten - und umgehend dagegen „Rechtsmittel eingelegt“, wie es im Beamtendeutsch heißt. Später hatte der Landwirt, der sich in der Vergangenheit vor allem in Reinsdorf mit strittigen Entscheidungen keine Freunde gemacht hat, erneut mit einem Umpflügen der Fläche für vollendete Tatsachen gesorgt. Und wieder war das nicht unbeobachtet geblieben. Danach hieß es auf Nachfrage von Tageblatt/MZ aus der Kreisverwaltung kurz und knapp: Der Vorgang Orchideenwiese befinde sich im Klageverfahren beim Verwaltungsgericht Halle. Und daran hat sich aktuell noch nichts geändert, wie nun von Dieter Engelhardt, 1. Beigeordneter des Landrats, zu erfahren war. Und: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass es beim Verwaltungsgericht so lange dauert, bis es zur Verhandlung kommt.“
Landkreis kündigt Prüfung an
Auf jeden Fall habe die Klage des Landwirts gegen die Verfügung der Kreisverwaltung eine aufschiebende Wirkung. Dieser kann also vorerst ungestraft die Fläche weiter beackern. „Wir werden uns aber nun auf dem Bockberg genau anschauen, ob es bei der ursprünglichen Größe der Fläche geblieben ist, die landwirtschaftlich genutzt wird“, versicherte Engelhardt.