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Umsiedlung wegen Tagebau-Erschließung Umsiedlung wegen Tagebau-Erschließung: Buch über verschwundene Dörfer

Von Holger Zimmer 16.02.2016, 12:19
Der Gedenkstein für das verschwundene Dorf Köttichau am Mondsee bei Hohenmölsen.
Der Gedenkstein für das verschwundene Dorf Köttichau am Mondsee bei Hohenmölsen. Peter Lisker

Hohenmölsen - Ein Buchprojekt zur Umsiedlung von Orten im Zuge von Tagebauerschließungen in Mitteldeutschland wird von der Kulturstiftung Hohenmölsen finanziert und herausgegeben. Darüber informierte der Hohenmölsener Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) während der Sitzung des Wirtschafts- und Landwirtschaftsausschusses des Kreistages bei der AGCO Hohenmölsen GmbH. Das Werk umfasst 420 Seiten und würdigt 130 Orte zwischen Bitterfeld, Borna, Aschersleben und Nachterstedt, die verschwunden sind. Insgesamt wirken 30 Autoren unter Leitung des Geografen Andreas Bergner mit. Am Mondsee gibt es laut Haugk einen Wandelgang in Form eines Labyrinths, mit dem an 15 Dörfer gedacht wird, die mit der Erschließung der Tagebaue Profen und Pirkau weggebaggert worden sind. Dass diese Erinnerung notwendig ist, machte Dorothee Berthold, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen , deutlich, die in Grunau aufgewachsen ist, wo ihr Vater Pfarrer war. Dorf und Kirche gibt es längst nicht mehr.

Erlebnisregion mitsamt Radweg

Haugk sprach daneben von einer Erlebnisregion mitsamt einem entsprechenden Radweg, der von Zeitz über Kretzschau, Luckenau, Trebnitz und Deuben zum Hohenmölsener Mondsee über 19 Kilometer verläuft und auch Bestandteil der Rad-Acht des Landkreises ist. Er verwies auf die älteste erhaltene Brikettfabrik Herrmannschacht Zeitz und das Bergbaumuseum Deuben.

Einen Namen gemacht hat sich die Kulturstiftung durch ihre jährliche Sommerakademie, die akademischen Nachwuchs anspricht, die ihre Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten zur Braunkohle und dem Wandel der Region durch den Kohleabbau einreichen können. Dafür wird durch eine Jury ein Förderpreis vergeben. Auch einen Publikumspreis gibt es. Im Vorjahr gab es die Akademie unter dem Motto „Visionen 2050“ zum zwölften Mal.

Auf die Frage von Landrat Götz Ulrich (CDU), wie man angesichts geringer Zinserträge arbeiten könne, verwies Haugk auf ein glückliches Händchen bei den Anlagen. Die würden immer noch drei Prozent Zinsen abwerfen. Ansonsten suche man Sponsoren, wobei die Mibrag der mit dem größten Potenzial sei. Der Hohenmölsener Bürgermeister nannte das Credo des Unternehmens: Man will den Menschen etwas von dem zurückgeben, was man ihnen durch den Bergbau an Lebensqualität genommen hat. (mz)