„Ohne miteinander zu sprechen geht es doch gar nicht“ Trotz hoher Baubelastung: Droßdorfer finden mit den Arbeitern eine harmonische Verbundenheit
In der Siedlung in Droßdorf gehen Anwohner und Baufirma vollkommen stressfrei miteinander um. Dabei dauert die Sanierung mindestens ein Jahr.

Drossdorf/MZ - „Das sind wirklich sehr nette und sehr fleißige Arbeiter. Die fangen morgens um 7 Uhr an und machen oftmals nicht vor 17.30 Uhr Feierabend“, freut sich Klaus-Dieter Huth. Der 79-Jährige hat in der Droßdorfer Siedlung ein Eigenheim und aktuell eine große Baustelle in der gesamten Straße direkt vor der Nase. Aber Ärger und Stress gäbe es keinen. „Es wird immer rechtzeitig Bescheid gesagt, wenn wieder was nicht möglich ist. Und es werden alle Absprachen eingehalten. Sehr vorbildlich“, wird Huth von Nachbar Dieter Wesser bestätigt.
Lang andauernde Sanierungsarbeiten: Droßdorfer und Bauarbeiter haben ein entspanntes Verhältnis
„Ohne miteinander zu sprechen geht es doch gar nicht. Sich zu streiten macht ja gar keinen Sinn“, meint Enrico Hoppe. Der Polier der ausführenden Firma Naumburger Bauunion freut sich genauso über das entspannte Verhältnis zu den Anwohner. Seit November ist das Unternehmen in Droßdorf aktiv, die Arbeiten werden sich wohl noch bis Ende des Jahres hinziehen. Neben den neuen Ab- und Regenwasser-, Trinkwasser und Gasleitungen nebst entsprechenden Anschlüssen werden auch ehemalige Klärgruben verfüllt. Manche Anwohner aber behalten diese als Regenwasser-Zisterne.
Die Bauarbeiten nehmen die komplette Straße ein, alle 17 Häuser sind davon betroffen. Im unteren Bereich an der Bundesstraße wurden extra vier Parkplätze aufgeschüttet, damit die Anwohner halbwegs flexibel bleiben. „Normalerweise stellen wir jeden Morgen unsere Autos raus. Zur Zeit geht das aber auch nach Absprache“, so Wesser. Und auch Huth wisse sofort Bescheid, ob und wann er mit dem Auto aus seinem Grundstück rauskommt.

Kaffee und Kuchen: „So eine tolle Truppe habe ich lange nicht erlebt“
Anfang der Achtzigerjahre ist er von Heuckewalde, wo er eine Wohnung im Schloss hatte, wegen der neugebauten Schule und seinem Lehrerjob nach Droßdorf gezogen und hat hier sein Haus gebaut. „Das ist für uns die erste größere Baustelle. Aber wenn alles so toll abgesprochen wird, dann ist es auch nicht so schlimm, wenn mal was nicht klappt“, spricht der Pensionär einen jüngsten Stromausfall an, dessen Ursachen unbekannt waren, der aber genauso schnell wieder behoben wurde.
„So eine tolle Truppe habe ich lange nicht erlebt. Aber es ist natürlich auch immer so, wie man es in den Wald rein ruft, so schallt es heraus“, meint Dieter Wesser. Und dann sei es auch selbstverständlich, dass man den fleißigen Arbeitern mal was zugute kommen lässt, meint seine Frau Monika. „Da gibt es dann schon mal Kaffee und Kuchen. Oder wenn das Wetter sehr heiß ist reichen wir kalte Getränke oder mal ein leckeres Eis raus“, sagt sie.

Droßdorfer kennen keinen Nachbarschaftszoff
Diese Gastfreundschaft kommt in der Droßdorfer Siedlung nicht von ungefähr. Bis Mitte der 1980er Jahre sind hier nach und nach hauptsächlich Bungalows und vor allem eine tolle Nachbarschaft entstanden. „Wir haben uns immer gegenseitig geholfen und unterstützt. Nachbarschaftsstreits kenne ich hier überhaupt nicht“, freut sich Dieter Wesser. Erst letztens habe jemand seine Goldene Hochzeit gefeiert und die ganze Straße mit eingeladen. „Da haben wir dann alle unsere Bäume und Sträucher mit Girlanden geschmückt, damit es überall feierlich aussah“, ergänzt seine Frau Monika.
Bis vor drei Jahren gab es zudem das Siedlungsfest, an dem sich die ganze Nachbarschaft beteiligt hat. Wegen Corona musste das zuletzt ausfallen, sei aber für 2022 wieder fest eingeplant. „Dann stellen wir wieder als Schlechtwettervariante die beiden Zelte vom Heimatverein im unteren Bereich auf und die ganze Straße feiert“, sagt Dieter Wesser.
Der eine besorgt die Würstchen, ein anderer Getränke und am Ende werden die Kosten gerecht geteilt. „Das machen wir schon seit bestimmt 20 Jahren und hat den Zusammenhalt in der Siedlung gefördert“, meint Monika Wesser. Und von dieser Freundlichkeit profitieren jetzt auch die Bauarbeiter.