Trotz geplantem Kohleausstieg Trotz geplantem Kohleausstieg : Darum machen junge Leute Ausbildung bei der Mibrag

Profen - „Ich mag meine Ausbildung bei der Mibrag, vor allem die Verbindung von Theorie und Praxis“, sagt Hermann Weibrecht. Der 19-Jährige kommt aus Starsiedel, lernt im zweiten Jahr bei der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag) Industriemechaniker. Gemeinsam mit Lehrlingen von Südzucker und Agco Hohenmölsen sitzt er auf der Schulbank im Ausbildungszentrum Profen.
Vor jedem Schüler steht ein Rechner, daran schreiben sie ein Programm für die Steuerung einer hydraulischen Anlage und wenig später stehen die jungen Männer an einer Versuchswand und bauen die Schaltung praktisch auf. „Mir wäre es nichts, nur die Theorie zu büffeln. Ich lerne besser mit direktem Bezug zur Praxis“, sagt Weibrecht.
Moderne Ausbildungszentrum der Mibrag in Profen
Er fühlt sich gut im modernen Ausbildungszentrum in Profen. Auch sein Vater ist im Handwerk tätig und sein Nachbar habe ihn für eine Arbeit bei der Mibrag sensibilisiert. Jetzt steht ein vierwöchiger Hydraulik-Lehrgang im Plan, danach folgen zwei Wochen Pneumatik.
„Ich bin froh, dass wir wieder normal unterrichten können“, sagt Ausbilder Uwe Diekmann. Denn im Frühjahr musste das Ausbildungszentrum im ersten Corona-Lockdown ebenfalls schließen. „Ja wir haben zum Glück die technischen Voraussetzungen für das so genannte E-Learning. Aber ich unterrichte immer noch lieber, wenn ich die jungen Leute von Angesicht zu Angesicht vor mir habe“, sagt Diekmann.
Seit 2002 im Bergbauunternehmen Mibrag
Seit 2002 arbeitet er im Bergbauunternehmen Mibrag, machte zehn Jahre später seinen Meister und wechselte in die Berufsausbildung. „Das schönste Feedback für mich kommt aus der Praxis, wenn die Abteilungen unseres Betriebes und die Fremdfirmen sagen, die Jungfacharbeiter sind bei uns gut angekommen“, so Diekmann. Und nicht ohne Stolz erwähnt er, dass die Mibrag schon zum vierten Mal als Top-Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet wurde.
Am Samstag, 26. September lädt das Mibrag-Ausbildungszentrum von 9 bis 12 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Es befindet sich in Profen, Straße zur Freiheit 10. Es ist ein Angebot an interessierte Schüler, Eltern und Großeltern, sich über die Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Man kann mit Lehrlingen und Ausbildern ins Gespräch kommen. Folgende Berufe werden ausgebildet Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker, Elektroniker, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Geomatiker, Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und für Systemintegration.
Dabei bildet die Mibrag nicht nur den eigenen Nachwuchs aus. Seit acht Jahren werden die jungen Leute der Firma Agco Hohenmölsen in Profen unterrichtet, auch der Nachwuchs von der Fernwärme GmbH und des Zeitzer Südzuckerwerkes lernt hier. Die Theorie wird an der Zeitzer Berufsschule vermittelt. In diesem Jahr begannen im August 47 Mädchen und Jungen in Profen ihre Ausbildung, 33 davon kamen von der Mibrag. Zum ersten Mal waren auch zwei junge Leute der Firma Metex Deutschland dabei, die im Chemiepark Zeitz ein neues Werk errichtet haben.
Wie ist es um die Zukunft der Jungfacharbeiter bestellt?
Doch wie ist es in Zeiten von Kohleausstieg und Strukturwandel um die Zukunft der Jungfacharbeiter bestellt? In diesem Jahr hat die Mibrag auf Grund ihrer angespannten wirtschaftlichen Lage die jungen Leute nach Abschluss der Lehre nicht übernommen. „Ja, das wissen wir und trotzdem ist mir um die Zukunft nicht bange“, sagt Hermann Weibrecht. Es gebe auch zahlreiche andere Unternehmen, die die eigenen Lehrlinge nicht übernehmen.
„Nach dreieinhalb Jahren habe ich eine fundierte Ausbildung, da brauche ich mir um meine Zukunft keine Sorgen machen. Wenn es so weit ist, finde ich einen Job“, so der 19-Jährige. Und gleichzeitig hofft er, dass sein Arbeitsplatz in der Mibrag möglichst noch lange erhalten bleibt. „Ich bin mir nicht sicher, ob man künftig Industriebetriebe wie Porsche und BMW in Leipzig mit alternativer Solar- und Windenergie betreiben kann.“ (mz)