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Einwohner besorgt "Tolle Knolle" in Kretzschau steht vor dem Aus: Kommt ein Nachfolger?

Von Mathias Voss 27.01.2018, 11:00
Rita und Rudi Nelkenbrecher betreiben die Gaststätte „Tolle Knolle“ in Kretzschau. Sie wollen in einem Jahr aufhören.
Rita und Rudi Nelkenbrecher betreiben die Gaststätte „Tolle Knolle“ in Kretzschau. Sie wollen in einem Jahr aufhören. Hartmut Krimmer

Kretzschau - „Zu Ostern im kommenden Jahr werden wir zum letzten Mal öffnen. Danach ist definitiv Schluss“, sagt Rudi Nelkenbrecher, Betreiber der Gaststätte „Tolle Knolle“ in Kretzschau. Damit sorgt er für ein bisschen Kopfzerbrechen bei den Einwohnern. Denn die Kneipe ist weit und breit die einzige und würde ein großes Loch im Alltagsleben nicht nur der Kretzschauer reißen.

„Tolle Knolle“ in Kretzschau: Stammgäste kommen schon seit vielen Jahren in die Kneipe

„Mir wäre es lieb, wenn Rudi weitermachen würde. Wir sind immer hervorragend bedient worden. So einen Wirt bekommen wir nicht wieder“, meint der Kretzschauer Jürgen Borchert, der sich seit Jahren jeden Mittwoch zum Stammtisch mit seinen Freunden in der Gaststätte trifft. „Ich gehe seit über 18 Jahren hierher zum Stammtisch, ältere von uns schon seitdem die Kneipe aufgemacht hat. Hier kann man auch schön essen gehen. Ich wüsste nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Mit dem Auto möchte ich nicht woanders hinfahren“, sagt Stammtisch-Mitglied Mario Sänger, ebenfalls aus Kretzschau.

„Tolle Knolle“ in Kretzschau schließt in einem Jahr: Breites Angebot von Mittagessen für Grundschulkinder bis Partyservice

Der Grund für die Schließung ist ein ganz einfacher. „Kurz vorher werde ich 66 Jahre alt und dann gehe ich in Rente“, nennt Nelkenbrecher einen nachvollziehbaren Grund. Seit über 20 Jahren kümmert er sich nicht nur um den Stammtisch und sonstige Gäste. Das Portfolio der Tollen Knolle ist groß. Das fängt morgens beim Mittagessen kochen für die Grundschule und den Kindergarten an, geht weiter über einen Mittagstisch mit täglich wechselnden, preisgünstigen Gerichten und hört beim Partyservice noch gar nicht auf.

„Wir liefern teilweise bis Weißenfels oder Jena, machen Buffetplatten für Veranstaltungen im Zeitzer Schloss. Das muss alles Hand und Fuß haben und die Preise sollten auch vernünftig sein“, sagt Rudi Nelkenbrecher und wünscht sich einen entsprechenden Nachfolger. „Das sollte schon ein Profi sein, keiner, der sich mal ausprobieren möchte“, sagt er. Er selber ist Küchenmeister, sein Ehefrau Rita, die genauso fleißig mit in der Gaststätte arbeitet. Denn sie ist Köchin.

„Tolle Knolle“ in Kretzschau ist eine der letzten Kneipen in der Region: Stirbt die Gaststätte, stirbt das Dorf?

Eigentümer der „Tollen Knolle“ ist die Gemeinde Kretzschau. Deswegen würde sich Nelkenbrecher freuen, „wenn sich Bürgermeisterin Anemone Just um eine Nachfolge bemüht. Denn wie heißt es? Stirbt die Gaststätte, stirbt das Dorf“, bemüht der Gastwirt alte Weisheiten.

Und das mit dem Hintergrund, dass die Kneipe in Kretzschau eine der letzten in der Region sei. In vielen Dörfer der Umgebung gebe es ja keine Gaststätte mehr. „Natürlich sind wir mehr als interessiert daran, dass es nahtlos weitergeht. Und wir werden uns dann auch tatkräftig darum bemühen. Aber erstmal müssen wir die offizielle Kündigung von Herrn Nelkenbrecher abwarten. Die ist nämlich noch gar nicht erfolgt“, erklärt die Bürgermeisterin von Kretzschau Anemone Just (CDU) gegenüber der MZ.

Den Saal der „Tollen Knolle“ vermietet die Gemeinde übrigens schon selber. Dadurch weiß Just auch nur zu gut, wie dieser mit den vielen Weihnachts- und Familienfeiern angenommen wird. So wie die „Tolle Knolle“ insgesamt. Ein Kleinod, welches das Leben im Dorf verschönert. (mz)