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Theater Naumburg Theater Naumburg: Heiter geht's durch fünf Mordversuche

Von Jana Kainz 06.12.2017, 08:02
Schneewittchen verspricht den Zwergen, vor Fremden auf der Hut zu sein.
Schneewittchen verspricht den Zwergen, vor Fremden auf der Hut zu sein. Biel

Naumburg - Was wäre, wenn Schneewittchen Lippen so schwarz wie Ebenholz hätte, Haut so rot wie Blut und Haare so weiß wie Schnee? Es gebe keine böse Königin, die vor Neid platzend zur Mörderin werden würde, aber eben auch kein 2017er- Weihnachtsmärchen für das junge Naumburger Theaterpublikum. Weil die Stieftochter besagter Königin aber genau so wunderschön ist, wie es die Brüder Grimm beschrieben haben, kann es auf der Theaterbühne dann doch märchenhaft werden. Und dank Kristine Stahls gut einstündiger Inszenierung wird es geradezu zauberhaft. Vom ersten Augenblick an zieht das Figurentheaterstück, in dem vier Schauspieler mit großer Ernsthaftigkeit und Leidenschaft für ihr junges Publikum spielen, die Kinder in den Bann.

Es sind die Details, die den „alten Stoff“ beleben und frisch daherkommen lassen. So verschlingt die Königin, wunderbar verrückt gespielt von Gastmimin Kira Primke, unter einem großen Bääääh, das gestern im Zuschauerraum erklang, einen Wurm. Diesen aber hatte Schneewittchen zuvor noch voller Verzückung auf ihrer Hand gestreichelt. Viel Witz wohnt beispielsweise auch der Waldszene inne, in der der stets aus Angst vor seiner Herrin schlotternde Diener und Jäger „Friedolein“ (überzeugend gespielt von Adrien Papritz) Schneewittchen auf Geheiß der Königin hin ermorden soll. Er versucht es mit Strick und Messer. Dabei ist es jeweils das überraschende Moment, das für Heiterkeit sorgt. Kurzerhand greift der Jäger zum Gewehr und - zielt eben nicht. So gelangt Schneewittchen (entzückend unbeschwert gespielt von Patricia Windhab) zum Haus der sieben Zwerge.

Das Problem, dass sie für die Aufführung nur auf vier Schauspieler zurückgreifen kann, löste Kristine Stahl, indem sie kurzerhand ein Figurentheaterstück inszenierte. Sechs originelle, von ihr gebaute Puppen kommen als Zwerge daher, bei denen der Zipfelmützen-Look ausgedient hat. Jeder ist eine richtige Type mit liebenswerten Macken. Zwerg Nummer sieben ist zwar der größte, aber nur eine halbe Puppe. Den Kopf leiht ihm Schauspieler Tom Baldauf, der nicht nur den Puppen Leben einhaucht und dabei sekundenschnell die Identitäten wechselt, sondern auch den sprechenden Spiegel mimt.

Um auch die wichtigen sieben Berge nicht zu vergessen, bringt Kristine Stahl, die auch die Bühne einrichtete, Flachfiguren ins Spiel, die als Königin, als Zwerge oder eben als Prinz am oberen Ende der spanischen Wände entlangwandern. Und diese wandlungsfähigen Wände stellen einmal den Wald, ein anderes Mal das Schloss und ein weiteres Mal das Zwergenhaus dar. Selbst das Publikum wird zur Bühne. Und so wandern - von funkelnden Kinderaugen begleitet - Schneewittchen und auch die böse Königin durch die Sitzreihen.

In verrückten Kostümierungen - mit denen Kostümbildnerin Kerstin Schmidt einmal mehr unterstreicht, dass die böse Stiefmutter nicht ganz richtig tickt - kreuzt die Königin bei den sieben Zwergen auf, um Schneewittchen den Garaus zu machen. Die Kostüme wie die Darstellerin der Königin sorgen einmal mehr dafür, dass die Szenen der grausigen Tötungsversuche viel Schmunzeln hervorrufen.

Glücklich, aber mit Überraschungen gespickt, endet auch die Geschichte des Naumburger Schneewittchens, für die Kristine Stahl noch einmal in die Trickkiste greift und ein Stück Schattenspiel einflicht. So hält der verliebte Prinz (gekonnt schlüpft Papritz auch in diese Rolle) zwar um Schneewittchens Hand an, zuvor aber siegt die Realität über blinde Romantik und bricht sich die Gleichberechtigung Bahn.

Familien haben die Möglichkeit, mit ihren Sprösslingen ab fünf Jahren „Schneewittchen“ zu besuchen am Wochenende des 9. und 10. Dezember jeweils ab 15 Uhr oder am 25. und 26. Dezember je ab 16 Uhr.Eintrittskarten können erworben werden in der Tourist-Information Naumburg, Markt 6, Telefon 03445/27 34 80

Die Königin kocht vor Wut, weil das schöne Kind noch immer lebt.
Die Königin kocht vor Wut, weil das schöne Kind noch immer lebt.
Biel