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Theater Naumburg  Theater Naumburg : Gelebter Traum

Von Jana Kainz 03.09.2018, 09:49
Regisseurin Barbara Schöne während einer „Nix ist umsonst“-Probe.
Regisseurin Barbara Schöne während einer „Nix ist umsonst“-Probe. Torsten Biel

Naumburg - Auch wenn es Zeiten gibt, in denen sie am liebsten den Kopf in den Sand stecken möchte, würde sie beruflich nie etwas anderes machen. „Ich wüsste nicht was“, sagt Barbara Schöne - nicht die Barbara Schöne, die in vielen Fernsehserien wie „Das Traumschiff“ oder „Klinikum Berlin Mitte“ mitspielte, Harald Juhnke im Fernsehen bei „Musik ist Trumpf“ assistierte und Ende der 1970er Jahre zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen im westdeutschen Fernsehen gehörte. Ähnlich wie ihre 32 Jahre ältere, vielen bekannte Namensvetterin, zog es auch die hier zuerst erwähnte Barbara Schöne, die als Barbara Stocker aufwuchs und aus der erst mit der Heirat Barbara Schöne wurde, in die darstellende Kunst. Ihre Leidenschaft ist das Theater, aber nicht auf, sondern hinter der Bühne agierend. „Regieführen“, erzählt die 39-Jährige, „ist meine Berufung“ - auch wenn man in diesem Kunstbetrieb Abstriche machen müsse, und das Thema Geld - auch im eigenen Geldbeutel - allgegenwärtig sei. Also zu wenig Geld. Im Theater kann man eben nicht annähernd reich werden und mit Familie erst recht keine großen Sprünge machen.

Derzeit dreht sich bei Barbara Schöne alles einmal mehr ums liebe Geld. Für den Spielzeitauftakt des Theaters Naumburg „Geld! Geld! Geld!“ inszeniert sie die erste Naumburger Revue „Nix ist umsonst“ (wir berichteten). Diese stammt aus ihrer Feder. Voran gingen monatelange Recherchen zum Thema. Während dieser schlug sie auch bei Bertolt Brecht und Kurt Weill nach - für sie kein fremdes Feld. Als 16-Jährige, die auf dem Gymnasium Deutsch- und Kunst-Leistungskurse belegte, sei sie ein Nerd gewesen, der Nachkriegsliteratur verschlang. „Ich habe mich in diese Welt hineingeträumt“, sagt die gebürtige Münchenerin. Und von Wolfgang Borchert oder Kurt Tucholsky war es nicht weit zu Brecht und Weill.

Aber eigentlich hatte sie in jungen Jahren nur wenig Zeit zum Träumen. Wenn sie nicht las, standen Chorproben auf dem Programm oder der Instrumentalunterricht. Ihre Eltern, eine Buchhalterin und ein Schreiner, erkannten die musische Begabung ihrer Tochter und deren zwei Jahre älteren Bruder. Frühzeitig erlernten beide Instrumente. Der Bruder verdient inzwischen als Klarinettist sein Geld. Barbara Schöne spielt „alle möglichen Flöten und Klavier“. „Das ist wie eine Sprache lernen, das ist für die Allgemeinbildung äußerst wichtig, und es öffnet Welten, über die man als Teenager viele Emotionen rauslassen kann“, sagt sie. Da ist es fast selbstverständlich, dass ihre Kinder, die achtjährige Clara und der drei Jahre jüngere Severin, auch Instrumente spielen lernen - die Tochter Gitarre, der Sohn Geige.

Es war aber der Chorgesang oder genauer der „unglaublich gute Gesangslehrer“, der Barbara Schöne so begeistert hat, dass sie Gesang studierte. Das reichte der ebenso kunst- und literaturbegeisterten Barbara Schöne aber nicht. Sie schrieb sich an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auch in der Theaterwissenschaft, der Kunstgeschichte und der Germanistik ein. „Ich war dann klug genug, keine Sängerkarriere anzustreben, sondern noch das Regiefach zu wählen, um dann meine drei großen Leidenschaften zu verbinden“, sich als Frau mit Familie mehrere Türen offen zu lassen und den Traum, am Theater zu arbeiten, verwirklichen zu können. Nach vier Jahren Regieassistenz in Regensburg und fünf Jahren in Erfurt, wo sie ihren Mann, den studierten Geiger und Opernsänger Peter Schöne, kennengelernt hat, wagte sie die Selbstständigkeit. Auch ihr Mann war freischaffend unterwegs. Doch als Claras Einschulung nahte, war ihnen klar, nun muss ein Elternteil als feste Größe daheim sein. Alles fügte sich glücklich, denn Bariton Peter Schöne erhielt im rechten Augenblick ein festes Engagement am Staatstheater Saarbrücken. So zieht es die Regisseurin nun von dort aus durch die Lande. 18 Jahre Theater liegen hinter ihr. „Nun komme ich in die Jahre“, sagt sie verschmitzt, da werde sie endlich ernst genommen und bekäme sogar Lehrtätigkeiten angeboten. So schwer das Theater-Business auch sei, so hart das Brot verdient werde, sie sei für jedes Jahr dankbar, das sie so leben durfte: gesund und mitten drin im Theaterbetrieb.