Teil der Nazi-Terrorwelle Teil der Nazi-Terrorwelle: Womit sich 43 Schautafeln in Hohenmölsen befassen

Hohenmölsen - Drei Monate lagerten 43 Schautafeln im Haus der Stadtgeschichte am Hohenmölsener Altmarkt, ehe sie nun in der letzten Juli-Woche aufgebaut werden konnten. Wegen der Corona-Krise musste die Einrichtung über Monate geschlossen werden.
Die geplante Wanderausstellung mit dem Titel: „Unsere wahre Identität sollte vernichtet werden. Die nach dem 20. Juli 1944 nach Bad Sachsa verschleppten Kinder“ musste verschoben werden. „Wir konnten da nichts machen“, sagt Frank Weidauer, der für Die Linke im Stadtrat von Hohenmölsen sitzt.
Folgen des Attentats auf Hitler
Auf seine Initiative hin ist die Ausstellung seit Ende Juli im Haus der Stadtgeschichte zu sehen. Sie befasst sich mit dem Widerstand in der NS-Zeit - genauer gesagt mit den Folgen des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944. Nach dem gescheiterten Putschversuch wurden nicht nur die Verschwörer um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg hingerichtet. Die Familien der Widerstandskämpfer wurden auseinandergerissen.
Rund 40 Kinder zwischen dem Säuglings- und dem Jugendalter wurden in ein Heim nach Bad Sachsa (Niedersachsen) verschleppt. „Sie wurden dort von der Außenwelt abgeschirmt und umerzogen. So erhielten sie alle neue Vor- und Zunamen und sollten ihre Vergangenheit vergessen“, erzählt Weidauer.
Verschleppen der Kinder der Widerstandskämpfer als Teil einer Terrorwelle
Im Februar 1945 sollten die Kinder dann in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht werden. „Wegen eines Bombenangriffs auf Nordhausen waren die Wege aber blockiert. Schließlich wurde das Heim im April von den Amerikanern befreit“, so Weidauer. Er bewertet das Verschleppen der Kinder der Widerstandskämpfer als Teil einer Terrorwelle, die die Nazis nach dem 20. Juli lostraten. „Das war barbarisch für die Kinder, die einfach ihren Eltern entrissen wurden“, sagt der 60-Jährige.
Umso wichtiger sei es, die Schicksale der Kinder von damals immer wieder ins Gedächtnis zu rufen und daran zu erinnern. „Wir sehen politisch gerade eine deutliche Entwicklung nach rechts“, sagt Weidauer. Ausstellung wie diese sollen dabei helfen und seien auch notwendig, um die Gräueltaten der Nazis aufzuzeigen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. „So etwas darf nie wieder passieren“, sagt der Hohenmölsener, der die laufende Ausstellung in die Drei-Türme-Stadt gebracht hat.
„Daraufhin habe ich mich gekümmert und die Ausstellung hierhergeholt“
Diese reiht sich ein in eine Vielzahl anderer Wanderausstellungen, die seit dem vergangenen Jahr in Hohenmölsen besichtigt werden konnten. Auch diese befassten sich mit dem Widerstand im Dritten Reich und den Folgen des Nazis-Regimes wie dem Thema Flucht. „Über diese Ausstellungen wurde auch bei Facebook diskutiert“, erzählt Weidauer.
Dabei sei auf die aktuelle Ausstellung über das Heim in Bad Sachsa hingewiesen worden. „Daraufhin habe ich mich gekümmert und die Ausstellung hierhergeholt“, sagt Weidauer. Diese ist durch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Zusammenarbeit mit der Stiftung 20. Juli 1944 und der Stadt Bad Sachsa entstanden.
„Man sollte nur etwas Zeit mitbringen“
Bis zum 25. August können Interessenten die Schautafeln anschauen. Der Eintritt ist frei. „Man sollte nur etwas Zeit mitbringen“, sagt Weidauer angesichts der über 40 Tafeln.
››Die Ausstellung kann zu folgenden Zeiten besichtigt werden: Montags und mittwochs von 8 bis 13 Uhr, dienstags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr. (mz)