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Scheibchenweise Gewinne Dividendenstrategie: Lohnt sich das fürs Depot?

Setzen Aktienbesitzer auf eine Dividendenstrategie, erhalten sie regelmäßig Ausschüttungen. Manche Investoren schwören darauf. Doch die Strategie hat auch ihre Tücken.

Von Annika Krempel, dpa 20.05.2025, 00:05
Viele Aktiengesellschaften schütten regelmäßig Dividenden aus. Mehr als 40 bis 60 Prozent des Unternehmensgewinns sollten aber nicht an die Anteilseigner ausgezahlt werden.
Viele Aktiengesellschaften schütten regelmäßig Dividenden aus. Mehr als 40 bis 60 Prozent des Unternehmensgewinns sollten aber nicht an die Anteilseigner ausgezahlt werden. Daniel Reinhardt/dpa

Berlin/Köln - Deutsche Aktienkonzerne lassen sich nicht lumpen. Für das vergangene Geschäftsjahr werden sie 2025 rund 54 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY berechnet. Das sind Gewinnbeteiligungen auf Rekordniveau, von denen Anteilseigner profitieren können. 

Mit einer Dividendenstrategie lässt sich gezielt in eben solche Aktien investieren, die Dividenden ausschütten. Anlegerinnen und Anleger erhalten so regelmäßige Zahlungen aus ihrem Aktienvermögen. Je nachdem wie hoch diese ausfallen, können sie ein gutes Zusatzeinkommen sein.

Was sind Dividenden?

„Börsennotierte Unternehmen können ihren Aktionären Dividenden auszahlen. Das bedeutet, dass sie einen Teil ihrer Unternehmensgewinne ausschütten, statt sie zum Beispiel wieder zu investieren“, erklärt Max Schmutzer, Finanzexperte bei der Stiftung Warentest. Wie hoch die Dividende ausfällt, wird auf der jährlichen Hauptversammlung festgelegt und hängt meist davon ab, wie das vergangene Geschäftsjahr gelaufen ist.

Wichtig: Es besteht kein Anspruch auf Dividenden. Es gibt viele Unternehmen, die gar keine Ausschüttung vornehmen. Darunter auch Börsengroßgewichte wie zum Beispiel die Google-Mutter Alphabet oder der Versandhändler Amazon, berichtet Markus Richert, Berater beim Vermögensverwalter Portfolio Concept. Andere zahlen dagegen regelmäßig. 

„In den USA hat die Dividende einen anderen Stellenwert als in Deutschland“, sagt Richert. „Während hierzulande in der Regel einmal pro Jahr Gewinne ausgeschüttet werden, zahlen US-Unternehmen oft monatlich oder vierteljährlich Dividenden.“

Wie viel Rendite ist möglich?

Das ist, je nach Unternehmen, völlig unterschiedlich. Im vergangenen Jahr erhielten Anlegerinnen und Anleger, die Aktien von Mercedes-Benz hielten, laut dem Börsenportal finanzen.net zum Beispiel eine Dividendenrendite von knapp 8 Prozent, Allianz-Investoren gut 5 Prozent und Bayer-Anleger gerade mal knapp 0,6 Prozent. 

Die Dividendenrendite in Prozent lässt sich berechnen, indem man die festgelegte Dividende pro Aktie durch den aktuellen Aktienkurs teilt und das Ergebnis anschließend mit 100 multipliziert. „In guten Jahren sind Renditen zwischen vier bis sechs Prozent möglich“, sagt Richert. Allerdings ist bei dieser Betrachtung Vorsicht angebracht. „Die Quote kann sehr hoch liegen, wenn der Aktienkurs eines Unternehmens gefallen ist. Das kann ein Signal für eine negative Geschäftsentwicklung sein.“

Wie sinnvoll ist es, auf Dividenden zu setzen?

Manche Finanzblogger haben um Dividenden einen regelrechten Hype entfacht. Gerade in Zeiten der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank galten Dividenden als die „neuen Zinsen“. Und viele Anleger denken auch, die Ausschüttungen seien geschenktes Geld. Dem ist aber nicht so, urteilt Markus Richert. 

„Dividenden sind eine vorweggenommene Gewinnausschüttung. In der Regel sinkt der Aktienkurs des Unternehmens durch diese Zahlung, weil Gelder rausgenommen werden und so der Unternehmenswert sinkt.“ Die Dividende reduziert also die Kursrendite der Aktie.

Oft gelten Dividendenaktien außerdem als krisensicher, denn es sind in der Regel Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, die Gewinne ausschütten. Wie etwa Versicherungen, Banken oder Versorger. „Wir betrachten Dividenden-Strategien dennoch nicht als überlegene Anlagestrategie. Ob sie tatsächlich dauerhaft den Markt schlagen, ist unsicher“, sagt Schmutzer. Anleger sollten auf die Gesamtperformance achten, statt nur auf die Ausschüttungen.

Für wen ist die Dividendenstrategie geeignet?

Wer noch dabei ist, sein Vermögen aufzubauen, sollte von einer Dividendenstrategie Abstand nehmen, so der Rat von Vermögensverwalter Richert. „Wenn man aber regelmäßige Ausschüttungen haben möchte, kann sich das anbieten. Zum Beispiel für Ruheständler kann das eine Möglichkeit sein, regelmäßige Zahlungen zu erhalten.“ 

Damit tatsächlich ein zusätzliches Einkommen daraus wird, muss das investierte Vermögen allerdings schon recht groß sein. Angenommen, im Depot liegen 20.000 Euro und die Dividendenrendite beträgt fünf Prozent. Dann werden einmal pro Jahr 1.000 Euro ausgeschüttet. Bei 200.000 Euro liegt die Auszahlung schon bei 10.000 Euro.

Dividenden können auch einen psychologischen Effekt haben, so Schmutzer. „Wenn regelmäßig Geld fließt, kann es Anlegern helfen, langfristig investiert zu bleiben“. Er rät, eine Dividendenstrategie eher als Beimischung ins Depot zu holen, zu einem breit aufgestellten Portfolio. Bis zu zehn Prozent des investierten Gesamtkapitals könne dieser Baustein im Portfolio wiegen.

Wie baut man ein Dividendendepot auf?

Letztlich kann sich jeder sein Dividendendepot nach Gusto zusammenstellen. Es gibt jedoch verschiedene Strategien, die von Anlegern häufiger umgesetzt werden. Etwa „Dogs of the Dow“. Das Grundprinzip ist einfach. Anleger wählen jedes Jahr aufs Neue die Aktien aus, die die höchste Dividendenrendite aufweisen. Oder sie setzen auf sogenannte Dividenden-Aristokraten. Das sind Unternehmen, die ihre Ausschüttung seit mindestens 25 Jahren ständig erhöht haben. Entsprechende Listen finden sich auf einschlägigen Börsenportalen.

„Wer langfristig investieren möchte, sollte sich eher an den Dividenden-Aristokraten orientieren“, empfiehlt Richert. „Und trotzdem sollten sich Anleger genau anschauen, welche Aktien sie kaufen.“ Eine hohe Dividendenquote allein ist zwar ein erster Indikator, sollte aber nicht das alleinige Auswahlkriterium sein. Schließlich kann, siehe oben, die Quote auch lediglich durch vorherige Kursverluste hoch ausfallen. Richert empfiehlt zu prüfen, welchen Anteil der Gewinne das Unternehmen ausschüttet. 40 bis 60 Prozent gelten als gesund. Auch Cashflow, Bilanz und Geschäftsmodell sollten sich Anleger genau anschauen.

Gerade für Kleinanleger gibt es noch eine Alternative, zu der Max Schmutzer von der Stiftung Warentest rät. „Es gibt spezielle Fonds und ETF, die auf die Dividendenstrategie setzen. Sparer können davon Anteile kaufen und haben so auch gleich eine breite Streuung.“ 

Die fehlende Streuung ist ein Risiko bei der Dividendenstrategie. „Wer in Einzelaktien investiert, konzentriert sich in der Regel auf wenige Unternehmen“, so Schmutzer. Dadurch schwanke der Depotwert stärker und das Portfolio sei unsicherer als mit einer breiten Streuung.