Kohleausstieg Strukturwandel im Burgenlandkreis als Lockruf fürs Gewerbe?
Im Burgenlandkreis soll eine neue Gesellschaft Jobverluste durch den Strukturwandel ausgleichen helfen. Welche Konflikte dabei entstehen können.

Weissenfels/Zeitz/MZ - Einige vom Kohleausstieg betroffene Landkreise in Deutschland haben sie bereits und nun möchte auch der Burgenlandkreis nachziehen, wie Landrat Götz Ulrich (CDU) in der jüngsten Sitzung des Strukturwandelausschusses bekanntgab. Die Rede ist von einer Gesellschaft für Strukturentwicklung und Wirtschaftsförderung, kurz: Sewig.
Diese soll gezielt Gewerbe diverser Branchen in den Burgenlandkreis locken und deren Ansiedlung, beispielsweise in den Weißenfelser und Zeitzer Gewerbegebieten, koordinieren. Die Arbeitsplätze, die dort entstehen sollen, sollen wiederum den Stellenabbau durch den Kohleausstieg ausgleichen. Immerhin werden dadurch voraussichtlich über 2.000 Menschen im Landkreis ihren Arbeitsplatz verlieren.
Mittelzentren sehr stark vertreten
Als Hauptsitz der Sewig hat Götz Ulrich den Zeitzer Bahnhof vorgeschlagen, wo auch die Stabstelle für Strukturwandel untergebracht ist. Eine Sewig-Nebenstelle würde er in den Räumlichkeiten der Sparkasse auf dem Weißenfelser Markt vorschlagen. Dort ist bereits ein Regionalbüro für den Strukturwandel einquartiert. Damit mit der Gründung der Sewig keine Doppelstrukturen entstehen, soll das Ansiedlungs- und Flächenmanagement, das derzeit dem Amt für Wirtschaftsförderung obliegt, ausgegliedert werden und auf die Sewig übergehen.
Bezüglich der Struktur hat der Landrat schon klare Vorstellungen: Während der Burgenlandkreis die Hälfte der Gesellschafteranteile halten soll, soll die andere Hälfte an die Gemeinden gehen. Die Höhe der Anteile soll sich dabei nach der jeweiligen Einwohnerzahl bemessen. Dies stieß jedoch auf Kritik bei dem Ausschussmitglied und Hohenmölsener Bürgermeister Andy Haugk (parteilos), da „die Mittelzentren sehr stark vertreten“ wären.
Was den konkreten Verteilungsschlüssel betrifft
Weiterhin merkte er „die unterschiedliche Betroffenheit im Landreis an, was den Kohleausstieg betrifft“ an. Was den konkreten Verteilungsschlüssel betrifft und ob er sich nach der Einwohnerzahl richten soll und ob die nicht vom Kohleausstieg betroffenen westlichen Gemeinden des Burgenlandkreises ebenso stark vertreten sein werden, wie das Kernrevier im Osten, wurde nicht abschließend diskutiert. Ohnehin dauert es noch eine Weile bis zur Gründung der Sewig. Zunächst müssten laut Götz Ulrich noch Gespräche mit dem Landesverwaltungsamt geführt werden. Auch solle die Thematik vorab in den Ausschüssen des Kreistages besprochen werden. Wenn die Ausschüsse ihren Segen geben, so rechnet der Landrat damit, dass es in der Dezembersitzung des Kreistages zur finalen Abstimmung kommen könnte.
Auch ein Sewig-Beirat müsse geschaffen werden, in dem neben dem Landrat die Gemeindebürgermeister, „die beispielsweise Gewerbegebiete unterhalten“ sitzen sollen, so Götz Ulrich. Zur Kontrolle der Sewig solle zudem ein Aufsichtsrat gegründet werden. Dieser soll wiederum aus Mitgliedern des Kreistags sowie der Gemeinde- beziehungsweise Stadträte bestehen.
Auch dazu merkte Andy Haugk an, dass es bei einer Besetzung nach Einwohnerzahlen zu Schwierigkeiten kommen könne: „Die Diskussion hatten wir schon bei den Abwasserzweckverbänden. Die Lösung war, dass dort alle Gemeinden mit mindestens einem Vertreter präsent sind.“ Das empfiehlt er deshalb auch für einen Aufsichtsrat der Sewig.
„Koryphäen“ händeringend gesucht
22 Arbeitsstellen sollen in diesem Jahr im Rahmen des Strukturwandels in der dafür zuständigen Stabstelle des Burgenlandkreises sowie seinen Außenstellen in den vom Kohleausstieg direkt betroffenen Kommunen des östlichen Landkreises geschaffen werden. 18 Stellen habe man derzeit beziehungsweise bis Ende des Jahres schon besetzen können, so Götz Ulrich. Dabei handele es sich unter anderem um Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeiter für das Berufs- und Ausbildungsmarketing sowie Geomatiker.
Doch für die vier anderen Stellen sei „die Bewerbungslage so schlecht, dass wir die Stellen neu ausschreiben müssen“, so der Landrat. Zu besetzen seien noch eine Stelle für Digitalisierung sowie eine für Umwelt- und Naturschutz. Außerdem wird jeweils noch ein Gemeindebeauftragter für die Städte Hohenmölsen und Teuchern gesucht. „Wenn eine Koryphäe um die Ecke kommt, stellen wir sie sofort ein“, verkündete Götz Ulrich.
Bewerberportal unter www.burgenlandkreis.de