Straßenbahn Straßenbahn: Die Ille vor der Linse

Naumburg - Im Trubel der Geburtstagsfeier an diesem Wochenende rund um das Naumburger Straßenbahn-Depot am Stephanplatz wird er nicht fehlen. Immer für ein Gespräch zu haben, die Kamera in der Tasche allzeit griffbereit, feiert Dieter Müller 125 Jahre Ille ganz sicher mit. Seine Leidenschaft für die Wilde Zicke führt dazu, dass er wenigstens einmal in der Woche Fahrgast und der Speicherplatz seines Computers mit Fotografien gut gefüllt ist. Rund 900 Bilder haben sich mittlerweile angesammelt; die ersten mit der Praktika, die jüngsten mit der digitalen Kamera Marke Kodak aufgenommen.
Auf die Frage, warum er so begeistert von der Straßenbahn ist, findet der 79-Jährige schnell eine Antwort: „Weil ich Naumburger bin.“ Und auch auf die Frage nach dem Lieblingswagen braucht er nicht lang zu überlegen: „Wagen 17.“ Die Ille begleitet ihn schon sein Leben lang. In der Kindheit habe er am Bahnhof gern Streiche gespielt, die Weiche falsch gestellt, wenn der Schaffner mal nicht aufgepasst hat, erzählt Müller schmunzelnd. Doch auch allgemein gilt sein Interesse Fahrzeugen, die auf Gleisen unterwegs sind, wie Dampf- und E-Lokomotiven, die er ebenfalls fotografiert. Ist er für seine Schnappschüsse früher quer durch die DDR und später durch Deutschland gereist, bleibt er mittlerweile in der Region.
Eisenbahner wollte er allerdings nie werden, sagt Müller, der nach seinem Studium an der Fachhochschule in Bernburg als Betriebsingenieur in den Leuna-Werken gearbeitet hat. Auslöser seiner Begeisterung für Züge aller Art waren Erlebnisse in Dorndorf an der Saale, woher seine Mutter kam. „Wenn im Ort die Schranke herunterging, sind wir Kinder immer dorthin gerannt, um die Züge zu sehen“, erzählt der gebürtige Naumburger.
Dabei braucht in der Eisenbahn-Welt, die er so mag, nicht immer alles groß sein. Es geht auch klein. Denn Müller ist Ehrenvorsitzender des Naumburger Modellbahn-Clubs, war 1963 im Jahr dessen Entstehung Gründungsmitglied. Sein Hobby und seine Anlage pflegt er oft gemeinsam mit seinem Sohn Jens. „Das ist für mich einfach Entspannung“, sagt er. Für die Ille und ihre Zukunft hat er zwei Wünsche: dass es mit dem Linienverkehr weitergeht und dass die Worte von Landesverkehrsminister Thomas Webel, die er zur Rückkehr des restaurierten Triebwagens 51, Typ Reko, im Sommer vergangenen Jahres öffentlich ausgesprochen und für die er damals viel Beifall erhalten hatte, Wirklichkeit werden: die Rückkehr der Ringbahn. Mit der Erweiterung der Strecke in Richtung Salztor ist da ja schon ein Grundstein gelegt.
Anlässlich 125 Jahre Naumburger Straßenbahn wird die kommende Ausgabe des Burgenland-Journals historische Aufnahmen aus Dieter Müllers Archiv enthalten. Erscheinungstag ist der 30. September. Wer bis dahin nicht warten will, der darf gern ins Internetforum „myheimat“ reinklicken. Auch dort zeigt der Naumburger seine Bilder.
